Wildcat Nr. 68, Januar 2004, S. 40-42 [w68fear.htm]


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Angst bei der Arbeit - Angst am Werk!

Zur Situation US-amerikanischer ArbeiterInnen


Was abgeht in den USA? - Ganz einfach: Die Wirtschaft macht uns fertig. Ich fürchte, der Krieg im Irak berührt nur die Familien der Soldaten, die dort stationiert sind und den Tod jeden Tag erleben. Aber die Wirtschaft berührt jeden von uns. Wir arbeiten hier alle (oder wir arbeiten nicht) unter einer Art Angstglocke. Selbstverständlich gibt es hier keine Demokratie am Arbeitsplatz. Nur die Angst hält uns alle an der Arbeit - die Angst davor, keine Beschäftigung, kein Dach mehr über dem Kopf zu haben.

Der Krieg ist weit weg, außer für die Familien der Soldaten. Wir reden nicht darüber. Aber ich habe nicht den Eindruck, als ob es starke Unterstützung für den Krieg gäbe. Allen ist klar, dass er nicht gut läuft, aber, so leid es mir tut, Amerikaner rühren sich grundsätzlich nur, wenn Amerikaner sterben. Irgendwie hat uns der Rassismus, der im Fundament dieses Landes steckt, und sein Ausbau zum Imperialismus seit 1898 dermaßen vergiftet, dass tausend tote Afghanis und Irakis einfach gar nichts bedeuten, während ein einziger toter Amerikaner oder zwei am Tag uns schwer beunruhigen. Die Regierung ist besorgt, die Medien dürfen die Leichname und die Verwundeten nicht fotographieren, die zu Tausenden zurück nach Hause kommen. Nicht mal die Familien der toten Soldaten dürfen dabei sein, wenn ein Leichnam wieder in den Vereinigten Staaten ankommt.

Aber mir ist so, als hätte die fehlende Unterstützung für diesen Krieg auch mit der Wirtschaft zu tun. Seit fast dreißig Jahren ist jetzt der Lebensstandard der amerikanischen Arbeiter gesunken. In den achtziger Jahren rollte der Angriff auf die Gewerkschaften. In den Neunzigern wurden die Jobs weiter ausgedünnt. Inzwischen ist Walmart mit über einer Million Beschäftigten der größte Arbeitgeber in den Vereinigten Staaten, und jeder weiß: Das sind Elendsjobs, leben kann man von ihnen eigentlich nicht. Dann haben wir bei den Enron-Skandalen zugeschaut, den Halliburton- und Bechtel-Verträgen im Irak, bei Managern, die Hunderte Millionen Dollar dafür kassieren, dass sie Firmen schließen, dass sie Arbeiterinnen und Arbeiter entlassen. Mir scheint, die Arbeiter in Amerika beurteilen die Gründe für diesen Krieg mindestens sarkastisch, wenn sie sich nicht sogar Sorgen über seine Folgen machen. Ich glaube, es gibt einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem, was wir als Arbeiterklasse über die letzten zwanzig Jahre hinweg erlebt haben, und dem Ausmaß unserer Bereitschaft, an den Krieg zu glauben.

Ich will das aber nicht überbewerten. Es gibt immer noch einen Haufen Idioten, die George W. für einen feinen Kerl halten, und die von den täglichen Lügen im Fernsehen vergiftet werden. Und da hat die Wirtschaft ihren Auftritt. Im Fernsehen wurde erzählt, die US-Wirtschaft wäre im letzten Quartal um 8,2% gewachsen. Über den Irak kann gelogen werden. Aber wenn über die Wirtschaft gelogen wird und man ist arbeitslos oder man hat Angst um seinen Job, dann weiß man es besser. Das ist Spinnerei - die Wirtschaft, die unser tägliches Brot ist, wird nicht besser sondern schlechter! Ich arbeite als LKW-Fahrer in der Spedition, und wir sind in den letzten zwei Wochen mehrmals nach Hause geschickt worden, weil nichts zu tun war. Das haben wir vor Weihnachten noch nie erlebt. (Von September an bis Weihnachten ist immer am meisten los, danach, im Januar und Februar, rührt sich nichts.) Wir fragen uns: "Wie wird das im Januar?" Überall hört man, dass Firmen schließen, dass sie Arbeiterinnen und Arbeiter entlassen, und uns erzählt man, die Wirtschaft würde gerade einen neuen Rekord aufstellen!

Der Krieg gegen die Arbeiter geht immer weiter. Howard's Express, eine hauptsächlich in den den Staaten New York und New Jersey tätige Speditionsfirma, hat im letzten Frühjahr die Arbeiter dahin getrieben, dass sie in den Streik treten mußten, und führt das Geschäft seither mit Streikbrechern und Wachpersonal weiter. Die Firma Star Container, ein verrosteter Schuppen, wo Pappkartons hergestellt werden, gleich um die Ecke von meiner Firma und seit 75 Jahren im Geschäft, hat den gewerkschaftlich organisierten Fahrern mitgeteilt, dass sie alle durch einen gewerkschaftsfreien Subunternehmer ersetzt werden. Auch wenn man, wie in meinem Fall, bei einer riesigen Speditionsfirma arbeitet, die in allen Staaten fährt, hat man keine Sicherheit. Die zweitgrößte Firma des Landes hat sie gerade gekauft. Wir alle, von denen die meisten ihren Arbeitsplatz schon drei- oder viermal verloren haben, wenn die Speditionen dichtgemacht wurden, bei denen wir gearbeitet haben, wir sagen uns: "Jetzt geht es wieder los." Ob wir unsere Jobs in einer Fusion verlieren? Wir wissen nur eins: Wir, die Arbeiterinnen und Arbeiter, die diese Firmen aufgebaut haben, die die Arbeit machen, wir werden es als letzte erfahren. Das Gerede von Demokratie ist ein Witz. Wir leben in einer Tyrannei der Bosse. Und die Gewerkschaften haben vergessen, wie man kämpft. Trotz allem, was sie sehen, halten sich die Gewerkschaften an Gesetz und Recht. (Bei Star Container heißt es: "Die Gewerkschaft verhandelt." Wie soll man verhandeln, wenn dein Gegenüber sagt: "Morgen bringe ich dich um"? Die allein mögliche Antwort besteht darin, den Laden dichtzumachen, anstatt den Rahmen der eigenen Tötung auszuhandeln.) Die Firmen brechen die Gesetze, rücksichtslos. Und sie siegen.

Es ist überall dasselbe: Wer arbeitet, hat Angst, den Job zu verlieren. Diese Woche habe ich eine Auslieferung gefahren. Der karibische Arbeiter an der Rampe hat mir gesagt, dass die Firma wegen des Feiertags zwei Tage dichtmachen würde. Das sei schlecht für ihn, weil er für diese Tage nicht bezahlt würde. Die Lage ist typisch: Bei proletarischen Jobs bis zu einem bestimmten Niveau werden in der Mehrzahl der Fälle die Feiertage, Urlaubs- oder Krankheitstage nicht bezahlt. Bezahlung gibt es nur für die tatsächlich gearbeiteten Stunden. Der Mann hat mir auch erzählt, dass er über die normale Arbeitszeit hinaus arbeitet, dass der Boss ihm aber für Überstunden (mehr als vierzig Wochenstunden) nicht die gesetzlich vorgeschriebenen 50% Zuschlag zahlt. Die meisten Arbeiter dort sind Latinos, und sie fürchten, dass sie gefeuert werden, wenn sie den Mund aufmachen. Er hat mir sogar erzält, dass sein Kollege in der Warenannahme die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt und sich trotzdem nicht traut, vom Boss die Bezahlung nach geltendem Recht zu verlangen! Auch das ist typisch. Arbeiterinnen und Arbeiter sind keine Feiglinge, aber natürlich wäre es schön, wenn sie sich zusammenschließen und ihre Rechte fordern würden. Nach meinen Erfahrungen im workers center [1] würden sie hinausfliegen, wenn sie bei ihrem Boss auch nur die Einhaltung von Gesetz und Recht fordern würden. Und die Rechtsordnung würde ihnen überhaupt nicht helfen. Also haben alle Angst, die arbeiten, weil sie jederzeit gefeuert werden können.

Das spiegelt sich in den Auseinandersetzungen im workers center wieder. Für Arbeitsimmigranten ist die Sache noch schlimmer und für Illegale ganz fürchterlich. Die Lage der illegalen Arbeiter hat sich in den zurückliegenden zwei Jahren stark verschlechtert. Im Vollzug des Patriot Act setzt jetzt die Polizei überall im Land die Ausländergesetze durch, anders als früher. Die Stadt New York bildet eine Ausnahme, aber nur deswegen, weil eine starke Bewegung von Protest und Kundgebungen, die unter anderem von community-Gruppen und Gewerkschaften ausgeht, den Bürgermeister dazu gebracht hat, eine Verordnung zu erlassen, die es der Polizei verbietet, die Ausländergesetze durchzusetzen. Einige andere Städte und Gemeinden im Land haben ähnliche Rechtsvorschriften erlassen, und im Land entstehen Gruppen zur Verteidigung der Bürgerfreiheiten gegen den Patriot Act. Wie wir vor kurzem erfahren haben, hat es bei LKW-Fahrern Festnahmen und Überstellungen in Abschiebehaft in großer Zahl gegeben, weil die Polizei bei der Überprüfung der Verkehrssicherheit, also beim Abgleichen des Ladegewichts und der Fahrtstunden auf dem Schreiber, seit neuestem green card, d.h. Arbeitspapiere, von Fahrern mit gültigem Führerschein verlangt. Für Arbeitsimmigrantinnen und -immigranten wird es jetzt richtig beängstigend. Sogar in der Asbest-Sanierung, bei Jobs, die wegen seiner Gefährlichkeit oft von Latino-Immigranten übernommen wurden, wird jetzt plötzlich ein frisch verlängerter Führerschein verlangt. Die Voraussetzung für einen Führerschein sind Arbeitspapiere, also können viele Asbest-Arbeiter nicht weitermachen.

Ein typischer Fall aus dem workers center ist der Kampf von sechs Frauen und Männern, die in einem Geschäft in der Nachbarschaft gearbeitet haben und alle aus dem einen oder anderen Grund hinausgeworfen worden sind. Sie waren alle zu langen Arbeitstagen gezwungen worden, manchmal bis zu achtzig Stunden in der Woche, ohne Bezahlung der Überstunden oder auch nur des gesetzlichen Mindestlohns. Das ist nicht unüblich. Das Besondere liegt darin, dass diese Arbeiterinnen und Arbeiter ins workers center gekommen sind, sich über ihre Rechte informiert, ihre Angst besiegt und ihren Boss wegen Lohnhinterziehung in Höhe von etwa 90.000 Dollar im Ablauf von drei Jahren verklagt haben. Wir haben Protestaktionen vor dem Geschäft gemacht und fordern die Leute auf, dort nicht einzukaufen, bis der Boss bezahlt hat, was er schuldet. Die Arbeiterinnen und Arbeiter wollen ihr Geld, aber sie wollen aus dem Vorgang auch ein Beispiel machen und den Kampf auf die anderen Geschäfte im Viertel ausdehnen.

Das "Hoffman-Urteil" des obersten Gerichtshofs der USA vom März 2002 macht das schwieriger. In diesem Fall urteilte das Gericht, dass ein Arbeiter ohne Arbeitspapiere, der rechtswidrig entlassen worden war, weil er versucht hatte, gewerkschaftlich zu organisieren, im Gegensatz zu den anderen Arbeitern kein Recht auf Lohnnachzahlung hat. Damit entschied das Gericht zum ersten Mal zwischen Arbeitern aufgrund ihres Legalitätsstatus. Vorher lag das Arbeitsrecht in der Bewertung immer über dem Ausländerrecht, das heißt das Arbeitsrecht war bei aller Ärmlichkeit doch immer maßgeblich. Aber das ist vorbei. Alle Unternehmer haben diese Entscheidung zur Kenntnis genommen. Seither feuern sie Arbeiter ohne Papiere, und ihre Anwälte sagen ihnen: "Machen Sie sich keine Sorgen, tun Sie gar nichts, kein Gericht wird Sie zwingen, diese Arbeiter wieder einzustellen oder zu bezahlen." Aber um die Lebensbedingungen von arbeitenden Menschen hier im Land zu ändern, brauchen wir mehr und besser organisierte direkte Aktionen und nicht die Gerichte.

Als Optimist könnte man sagen, dass die Lebensbedingungen, mit denen jetzt alle Arbeiterinnen und Arbeiter in Amerika konfrontiert sind, uns dazu zwingen werden, unsere gemeinsamen Interessen ins Auge zu fassen. Es stimmt, dass die Gewerkschaftsbürokratie, die vor zehn Jahren die Immmigration abgelehnt hat, inzwischen die Legalisierung aller Immigrantinnen und Immigranten fordert, und zwar aus Eigeninteresse. Die Gewerkschaften verschwanden von der Bildfläche, und wenn sie ihre Arbeitsplätze behalten wollten ... jedenfalls sahen die Klügeren unter ihnen, dass die Latino-Arbeiter in schlecht bezahlten Jobs sich organisieren wollten. Gewiß unterstützt dieselbe Gewerkschaftsbürokratie heute manchmal grenzüberschreitende Solidarität, die vor zehn Jahren die japanischen Importe zum Sündenbock gemacht und dazu aufgerufen hat, "amerikanisch zu kaufen". Es stimmt, dass Gewerkschaften häufiger gegen die WTO protestieren und amerikanische Firmen wegen ermordeter Gewerkschafter in Kolumbien verklagen, und so weiter. Als Pessimist müßte man dagegen halten, dass der Rassismus immer Werkzeug zur Spaltung der Arbeiterklasse war, dass der amerikanische Arbeiter mit zwanzig Dollar in der Stunde in einer anderen Welt lebt, als der Einwanderer mit seinen vier Dollar, und ganz sicher in einer anderen als die Millionen von schwarzen und Latino-Jugendlichen im Knast. Der Pessimist wird einwenden, dass Amerikaner nur dann etwas verstehen, wenn sie getötet werden oder wenn sie ihren Arbeitsplatz verlieren. Im übrigen hat der Rassismus sie noch immer blind gemacht gegen alles, was ihre Regierung in anderen Ländern anstellt, und sie haben teil an den gestohlenen Reichtümern anderer Länder. Kann in einem Land, das von Fernsehen und Einkaufsstraßen derart verblödet ist, jemals wieder ein Klassenbewußtsein entstehen?

Mir scheint, man kann nur eins tun: Unablässig weiter Druck machen gegen diese Widersprüche, weiter organisieren, die Autoritäten weiter in Frage stellen. Man muß versuchen, alternative Medien zu schaffen, und versuchen, menschlich zu bleiben - als amerikanischer Arbeiter jedem anderen Arbeiter, der den aufrechten Gang versucht, solidarisch die Hand reichen, ob er Einwanderer ist oder sonst etwas. Unsere Geschicke sind miteinander verbunden. In dieser Zeit der Angst und der Selbstherrlichkeit der Bosse in ihren Betrieben kann nur ein Dummkopf glauben, dass eine Welt von Unterschieden zwischen einem Arbeiter mit zwanzig Dollar und einem anderen mit vier Dollar Stundenlohn liegt. Wenn wir nicht kämpfen, sind wir morgen vielleicht beide obdachlos.


[1] workers center sind Projekte, die es vielleicht schon seit den 80er Jahren, bestimmt aber seit den 90er Jahren gibt. Sie organisieren entlang der Probleme der ArbeiterInnen, die von den Traditionsgewerkschaften nicht abgedeckt werden. In den Vereinigten Staaten haben die Gewerkschaften in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts das National Labor Relations Board akzeptiert, das die Regierung eingesetzt hatte, um die Arbeiterbewegung zu regulieren. Damit haben sie das Prinzip "Alles oder nichts" übernommen. Wem etwas am Arbeitsplatz nicht paßt, der muß dort so weit organisieren, daß mehr als die Hälfte der ArbeiterInnen sich für eine Gewerkschaft aussprechen. Wenn das Votum mit nur einer Stimme unter 50% bleibt, dann gibt es keine Gewerkschaft. Die Gewerkschaft zieht wieder ab und man bleibt mit nichts in der Hand zurück.

workers center gehen anders vor. Man braucht keine Mehrheit der Beschäftigten, die schließlich wissen, daß der Versuch, eine Gewerkschaft zu bilden, sie mit hoher Wahrscheinlichkeit den Job kosten wird - woraufhin sich dann das NLRB noch drei oder vier Jahre für die Entscheidung nimmt, daß man Recht hatte und seinen Job wiederbekommen soll!

workers center unterstützen die ArbeiterInnen bei der Ermittlung ihrer Rechte, sie geben juristische Unterstützung, um bestimmte Mißstände zu bekämpfen, und gewöhnlich liegt bei ihnen der Nachdruck auf der Selbstorganisierung und der direkten Aktion. Ein Beispiel sind Proteste zum Eintreiben von ausstehendem Lohn. Die Chinese Stuff and Workers Association ist ein workers center in der Stadt New York, genauer in China Town. Es entstand in den 80er Jahren nach einer großen Kampagne zur gewerkschaftlichen Organisierung der Textil-Schwitzbuden in China Town. Die Kampagne war "erfolgreich", die ArbeiterInnen merkten, daß gewerkschaftliche Tarifverträge die Mißstände nicht abstellen - die Gewerkschaft hatte Angst, die Verträge durchzusetzen, ließ sogar Kinderarbeit zu, unbezahlte Überstunden usw.. Sie wollte "den Standort nicht gefährden". Also wurde das workers center gegründet, und zu einem bestimmten Zeitabschnitt gab es dort sogar eine eigene, unabhängige Gaststättengewerkschaft, doch heute ist nur noch ein Restaurant organisiert und es ist dort jahrelang gekämpft worden.

Auf der Lower Eastside gibt es das Latino workers center. Es beschäftigt sich vor allem mit Bildungsarbeit und unterstützt illegale ArbeiterInnen, die sich legalisieren möchten. Dann gibt es noch das CIW, die Coalition of Immokolee Workers, in Immokolee im Staat Florida, einer landwirtschaftlichen Region. Dort wurde der Taco Bell-Boykott zur Unterstützung der eingewanderten TomatenpflückerInnen organisiert

[siehe Artikel auf telepolis]. Es ist ihnen gelungen, Vorfälle von offener Sklaverei auf den Feldern zu beenden. Wenn nur ein Arbeiter oder zwei aus einer Fabrik kämpfen wollen, dann machen es die workers center wie die Wobblies, nicht wie die Gewerkschaften - sie organisieren den Arbeiter. Wir prüfen, was wir als Kollektiv zur Unterstützung dieses Arbeiters tun können, wir treffen die Entscheidungen über eine Aktion im Kollektiv. (Wir, das sind in diesem Fall Workers in Action, ein Projekt einer Stadtteilgruppe aus Brooklyn, die sich "Make the road by walking" nennt.) Das Motto lautet: "sì, se puede!", das Motto von Cesar Chavez vom Agricultural Farmworkers Movement (Vereinigte Bewegung der Landarbeiter). Dort gibt es ne gute, solidarische Atmosphäre. Gewiß, wir sind ein bißchen eingeschränkt dadurch, daß wir eine Art Gewerkschaft der Gefeuerten bilden. Im Regelfall kommen die eingewanderten ArbeiterInnen zu uns, wenn sie schon rausgeschmissen worden sind, aber doch nicht immer. Es ist schwierig, richtig Kraft zu entfalten, wenn man nicht im Betrieb organisieren kann. Hier bildet die Rechtsordnung eine Erschwernis, denn wir können vieles fordern, wie beispielsweise ausstehende Löhne, aber wenn wir nicht an den Arbeitsplatz zurückkehren, können wir dort keine bleibenden Veränderungen bewirken. ArbeiterInnen ohne Papiere kann man leicht kündigen, und nach dem Hoffmann-Urteil wird kein Richter einen Unternehmer zur "gesetzbrecherischen Handlung" der Wiedereinstellung eines illegalen Arbeiters zwingen. Also müssen wir die Legalisierung erreichen. Ein Teil der Kapitalistenklasse strebt das auch an. Aber das ist eine andere Geschichte ...


Übersetzung aus dem Amerikanischen



aus: Wildcat 68, Januar 2004


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