Und noch ein Flugblatt aus Freiburg:
Die Wiederendeckung der Nutzpflanze Cannabis Marihuana
Hanf
... Mit dieser Utopie des »ökologischen Kapitalismus« ist es dem Kapital gelungen, eine gewisse neue Legitimationskraft bezüglich »Umwelt« zu gewinnen, Innovationen durchzuziehen und sich in einigen Bereichen unter dem Markenzeichen »ökologisch« zu erneuern »...daß der Ökologismus des Kapitals nichts an den Lebens- und Arbeitsbedingungen ändert: im Gegenteil - daß jede Bewegung der ArbeiterInnen in diese Richtung sofort ausgebeutet wird und in mehr Arbeit, höheren Preisen, stärkerer Kontrolle mündet.«
Macht Kohle - legal, illegal, scheißegal
Wer glaubt nicht gern den Versprechen der Strategen aus Werbung und Wirtschaft? All die Verheißungen von einer schönen, neuen, aber natürlich auch ökologischen Welt. Jetzt gehört die Zukunft dem Hanf. Kapitalismus goes Cannabis sativa. Business as usual. Seit September 1993, als das Buch »Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf« einem kritischen und aufgeweckten Publikum zu Verfügung gestellt wurde, kann man sich nicht mehr retten vor Produkten und Vorzügen dieser heiligen Nutzpflanze, so unbestritten es sein mag, daß aus dieser wunderbaren Pflanze die tollsten Dinge gewonnen werden können (über 50.000 Produkte). Sei es das Cannabis Duschbad; Fun, Hanfstoff ... oder warum nicht gleich das Cannabis Abenteuer Team - alles möglich, kein Problem! Selbst Werbeträger aus der Politik wären denkbar. Man stelle sich vor: Typen wie Joschka Fischer in der neusten ultra scharfen Hanf-Jeans in Werbespots für das Duale System Deutschland: Ist die Hose dann am Arsch, wird sie ja gesammelt - da wird noch was draus gemacht, sei's Papier oder ein Blumenstrauß ... zum kotzen. Dem Kapitalismus ein grünes Gesicht, und die verdienten Dollars werden von nun an auf 50% Hanf Cannabis sativa und 50% Recycling Papier gedruckt. Spitze! Grüße an die Papierindustrie (siehe Hanf Buch) für die mutige Pionierleistung von Schneidersöhne, einer Firma mit toller Betriebsorganisation, Löhnen unter Tarif und stupiden, beschissenen Arbeitsbedingungen... Es wird auch viel von den Chancen gesprochen, die sich der Landwirtschaft bieten würden durch ein neues agrarisches Produkt mit Zukunft. Im Moment kommt das meiste Cannabis Rohmaterial wohl aus der GUS, Rumänien und China, ergo eigentlich aus »Dritte-Welt-Staaten«: An diesem Zustand wird sich auch nichts ändern, können diese Länder doch aufgrund miserabler Arbeitsbedingungen und mieser Löhne wesentlich billiger produzieren. Alles wie gehabt, eine Ware wie jede andere auch, den Bedingungen des Weltmarkts unterworfen... Der Markt für den Absatz der Produkte, besteht hier (noch) aus den Ökos und Alternativen, nicht zu vergessen die ganzen Prohibitionsgegner, z.B. »Typen« die schon mal heimlich einen Joint rauchen und es jetzt unheimlich fortschrittlich und subversiv finden, den Joint - »allerhanf« - schon mal mit »CANUMA« Papers drehen zu dürfen. So wird die geforderte gewerbliche Nutzung oftmals von manch bekifftem Hirn mit der Liberalisierung des Drogengenusses verwechselt. Denn dank Wissenschaft und Gentechnik gibt es schon fast vollkommen THC freie Sorten, und die Hanfhandcreme wird wohl auch nicht knallen - oder? So richtig es ist, Veränderungen zu wollen, wenn diese vielleicht auch erst mit kleinen Schritten in Richtung bessere Welt stolpern, sollten doch auch Fragen die Debatte begleiten, in denen nach dem wie und warum, nach der Henne und dem Ei gefragt wird. Viele Probleme, seien es solche ökologischer oder gesellschaftlicher Natur, sind oftmals Folgen und Ausdruck der Organisationsform des Kapitals. Scheißegal, ob er uns verkleidet als sozialistischer Staatskapitalismus seine Fratze zeigt oder im »alles befriedigenden« Ökokapitalismus seine Früchte trägt. Ausbeutung durch Lohnarbeit bleibt Knechtschaft. Die Kopplung von »Leben« an Lohntüten ist ein permanenter Zwang zum Verkauf unserer Arbeitskraft. Dieses System saugt uns aus wie ein Vampir, der uns nicht nur das Leben nimmt, sondern auch noch von unserer Kraft lebt. Natürlich ist es zu platt, nur vom »Bösen Onkel Kapital« zu sprechen, wir alle helfen mit, den Kapitalismus immer wieder aufs Neue zu reproduzieren, sei es mit unseren Ideen, Bedürfnissen, Wünschen oder mit unserer Arbeit.
Wir müssen gegen dieses System kämpfen, es ihm nicht erlauben, sich auf unsere Kosten immer wieder aufs Neue zu restaurieren. Immer wieder werden findige Apologeten wie Mathias Bröckers im »off« erscheinen und die tollsten Dinge versprechen. Auch wenn es den Anschein hat, die ganzen Sache sei der Tendenz nach richtig, muß man das ganze hinterfragen. Denn weite Teile von Jack Herers Buch, das sich mit den Möglichkeiten der Nutzung beschäftigt, sind schön und gut, solange ein paar wenige diese Alternativen nutzen. Aber in diesem System werden sich auch die bestgemeintesten Versuche eher ins Gegenteil verkehren und dann in so pervertierter Form durchsetzen, daß diejenigen, die sich heute aus Idealismus dafür stark machen, wünschen werden, nie das Maul aufgemacht zu haben. Besitzer von sog. »HanfHäusern«, wie Herr Bröckers werden immer anderer Meinung sein wie wir, ihm geht es um den Aufbau eines bundesweit agierenden Konzern, uns geht es um eine bessere Welt, gegen dieses System aus Arbeit und Sklaverei, mag es sich einen noch so grünen Anstrich geben. Propheten mit einem gewissen Hang zum Geld haben wir genug...