Bauarbeiterstreiks in Hong Kong
(zusammengestellt aus: China Labour Bulletin, October Review u.a.)
In Hong Kong wird ein neuer Flughafen gebaut. Auf der Riesenbaustelle des »Rosengartenprojekts« (Flughafen, Eisenbahn-und Schnellstraßenbau, Brücken) arbeiten auch mehrere Tausend ausländische Arbeiter, ca. Zweidrittel davon aus China, andere aus Thailand und den Philippinen. Wegen den Löhnen und den Wucherpraktiken der Arbeitskräftevermittlungsagenturen kommt es immer wieder zu Arbeitskämpfen.
Im Oktober 95 streikten 800 thailändische Arbeiter, weil der Subunternehmer, bei dem sie beschäftigt waren, ihre Löhne nicht auszahlte. Nachdem sie gewonnen hatten, veranstalteten chinesische Arbeiter ein Sit-In vor der New China Nachrichtenagentur. So wurde bekannt, daß sie nicht einmal die Hälfte des Lohns erhielten, der ihnen versprochen worden war. Sie mußten zwölf Stunden am Tag arbeiten, ohne Ruhetage.
An der Baustelle der Tsing-Ma-Brücke streikten Ende November Arbeiter aus China. In den vorangegangenen drei Monaten waren 500 Chinesen angeworben worden. Um in Hong Kong arbeiten zu können, mußten sie den Rekrutierungsagenturen daheim astronomische Summen im voraus zahlen. Da sie von ihren Löhnen 25 Prozent an den Chinesischen Staat abführen müssen und außerdem, entgegen aller Versprechen, Reise- und Essenskosten fällig werden, bleibt nach einem zweijährigen Vertrag Nichts übrig. Einige haben dann sogar noch Schulden, weil sie für die Vermittlungsgebühr Kredite mit hohen Zinsen aufnehmen mußten.
Als am 21. November die Löhne ohne Überstunden ausgezahlt werden, ist das Maß voll. Am nächsten Tag treten 300 Arbeiter aus Fujian in den Streik. Der Subunternehmer gibt sofort nach, bezahlt die ausstehenden Gelder und verspricht, daß der Vertrag in Zukunft eingehalten wird.
Am selben Nachmittag taucht der Verbindungsmann der Rekrutierungeagentur auf und bedroht die Arbeiter. Er sagt, daß die »Rädelsführer« entlassen und deren Familien in China Ärger bekommen würden. Am nächsten Morgen ziehen die Arbeiter vor die Xinhua Nachrichtenagentur, das ist de facto die Chinesische Botschaft in Hong Kong. Nach einigem Hin und Her wird den Arbeitern und ihren Familien Schutz zugesagt. Gleichzeitig warnt die Regierung Hong Kongs den Subunternehmer davor, die Streikteilnehmer zu entlassen.
Am 23. November streiken 110 Arbeiter des West Kowloon Expressway. Sie protestieren ebenfalls gegen die Unterbezahlung durch die Rekrutierungsfirma.
Am 27. November halten zehn Arbeiter der Gammon Construction Co. Ltd. eine Pressekonferenz ab, auf der sie ankündigen, daß sie die Gebühren an die Vermittlingsfirma nicht mehr zahlen werden. Mehr als 200 Arbeiter schließen sich dem an.
28. November: 100 Arbeiter beim Bau der Bahnlinie zum Flughafen protestieren gegen niedrige Löhne.
Am selben Tag beschweren sich 200 Arbeiter bei Vertretern der Hong Konger Einwanderungsbehörde, als diese die Baustelle inspiziert (mehrere Arbeiter hatten schriftliche Beschwerden eingereicht).
Seit November sind fünf Arbeitskämpfe bekannt geworden, an denen insgesamt 1500 Arbeiter beteiligt waren.