Wildcat-Zirkular Nr. 30/31 - November 1996 - S. 104-121 [z30bonh2.htm]


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Schlußfolgerungen:

Geld und Klassenkampf

Werner Bonefeld und John Holloway (in: Bonefeld / John (Hrsg.): Global Capital, National State and the Politics of Money, 1995, Kapitel 9)

Einleitung

»Man kann es nicht verteidigen, es sei denn als die Herrschaft des Pöbels. Das Land weiß es vielleicht noch nicht, aber ich denke wir werden sehen, daß wir eine Revolution erlebt haben, die drastischer ist als die Französische Revolution. Die Masse hat den Regierungssitz erobert und versucht, den Reichtum zu erobern. Die Achtung vor Recht und Ordnung ist verschwunden (Bernard Baruchs Kommentar zu Roosevelts Aufgabe des Goldstandards im Jahr 1933, zitiert in Schlesinger, 1959, S. 202).«

Kaum eine Aussage drückt den inneren Zusammenhang zwischen Geld und Klassenkampf besser aus, der das grundlegende Thema dieses Buches war. Baruchs Reaktion auf die Aufgabe des Goldstandards ist bei weitem nicht so übertrieben, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Abkehr vom Gold brachte tatsächlich »die Herrschaft des Pöbels«, die Aufsässigkeit der ArbeiterInnen, direkt ins Herz des Kapitalismus, wo sie in Kreditausweitung und monetäre Instabilität verwandelt wurde. Der innere Zusammenhang hat jedoch zwei Seiten: Baruchs Aussage läßt sich im Hinblick auf die Vergangenheit und auf die Zukunft gerichtet lesen. Die logische keynesianische Antwort auf Baruchs monetaristische Bedenken wäre gewesen: »Ja, die Achtung vor Recht und Ordnung ist verschwunden, die Masse hat den Regierungssitz erobert, und diese Revolution ist drastischer als die Französische Revolution, aber das Land weiß es noch nicht. Die Ausweitung des Kredits ist unsere einzige Hoffnung, solange das Land noch nicht weiß, was passiert ist, wird der monetäre Trick uns helfen, die Achtung vor Recht und Ordnung wiederherzustellen, die Masse vom Regierungssitz zu vertreiben und eine Restauration zustande zu bringen, bevor irgendjemand überhaupt mitbekommen hat, daß es eine Revolution gegeben hat.«

Der innere Zusammenhang zwischen Geld und Klassenkampf ist komplex: indem das Geld (als Kredit) die Arbeitermacht anerkennt, entwaffnet und zersplittert es diese Macht zugleich durch seine Bewegung und seine wechselnden Formen. Die monetäre Antwort auf die Arbeitermacht ist zugleich eine Neu-Formierung oder Neu-Zusammensetzung des Antagonismus zwischen ArbeiterInnen und Kapital. Mit anderen Worten: Die Geschichte des Geldes kann als die Bewegung der Zusammensetzung, Zersetzung und Neuzusammensetzung der Klassenbeziehungen betrachtet werden.

Kreditausweitung und Klassenkampf

Der Kredit spielt immer eine wichtige Rolle bei der Reproduktion der kapitalistischen gesellschaftlichen Verhältnisse. Er enthält immer ein Element des Risikos, eine Wette auf die Zukunft. Wenn ein Kapitalist eine Bank um ein Darlehen bittet, sagt er in Wirklichkeit: »Ich brauche Geld; ich habe momentan nicht genügend Geld, weil die Ausbeutung meiner Arbeiter mir nicht genug Mehrwert abgeworfen hat. Aber ich werde sie künftig ausreichend ausbeuten, so daß ich die Schulden mit Zinsen zurückzahlen kann.« Der Kredit enthält immer ein Spiel um die Zukunft, eine Wette, die eine Fiktion schafft: Die zukünftige Ausbeutung der ArbeiterInnen wird so behandelt, als ob sie gegenwärtige Ausbeutung wäre. Wenn der Kapitalist es schafft, die ArbeiterInnen in der Zukunft genügend auszubeuten, gewinnt er seine Wette; wenn nicht, verliert nicht nur er, sondern auch der Banker.

Dasselbe läßt sich auf der Ebene des Kapitalismus allgemein sagen: Die Ausweitung des Kredits ist ein Zugeständnis, daß die gegenwärtige Unterwerfung der ArbeiterInnen nicht ausreichend ist für die Expansion des Kapitals, das heißt für die Existenz des Kapitals als Kapital, als sich selbst vermehrender Wert. Die historische Tendenz des Kapitals ist es, zu spielen und auf die zukünftige Ausbeutung der Arbeit zu wetten. [1] Der Kredit ist ein Mittel, um die Einheit zwischen der Ausbeutung der ArbeiterInnen und der Realisierung des Werts in der Zirkulation herzustellen. Diese auf Kredit beruhende Integration ist immer prekär. Sie präsentiert einen Anspruch auf die zukünftige Unterwerfung der ArbeiterInnen und somit eine spekulative Integration der ArbeiterInnen in das Kapitalverhältnis. Mit anderen Worten: eine Ausweitung des Kredits, der keine entsprechende Ausweitung der Ausbeutung der ArbeiterInnen gegenübersteht, ersetzt den gegenwärtigen Mangel an Unterwerfung der ArbeiterInnen durch eine fiktive Unterwerfung, und das enthält immer ein Spiel um die zukünftige Unterwerfung: Wenn das Kapital die Wette verliert, kommt es zum finanziellen Zusammenbruch.

Kreditausweitung ist kein zyklisches Phänomen, wie es von der ökonomischen Theorie präsentiert wird. Für das Kapital ist sie eher ein Weg, der gegenwärtigen Aufsässigkeit der ArbeiterInnen zu entkommen. Diese Aufsässigkeit wird versteckt und als ein ökonomisches Problem verkleidet. Als ökonomischer Ausdruck der Aufsässigkeit der ArbeiterInnen ist die Ausweitung des Kredits offenbar zu einem unausrottbaren Krebs geworden, der den Kern des Kapitalismus selbst befallen hat. Das ist nicht das Ergebnis einer falschen Politik, wie die Monetaristen behaupten würden, sondern spiegelt die Abhängigkeit des Kapitals von einer Kraft wider, die es nicht kontrolliert: Arbeit.

Die große Welle revolutionärer Kämpfe zu Beginn dieses Jahrhunderts, die ihren stärksten Niederschlag in der Oktoberrevolution von 1917 fand, wurde zwar teilweise durch Gewalt überwunden, aber teilweise auch durch die Ausweitung des Kredits in den 20er Jahren, was schließlich zur Wirtschaftskrise von 1929 führte. Die Ausweitung des Kredits, die der Krise vorausging, war die Kehrseite der offenen Aufsässigkeit in der Oktoberrevolution, eine Wette auf zukünftige Unterwerfung.

Nach dem Trauma von 1917 und seinem Echo von 1929 wurde die Ausweitung des Kredits zu einem zentralen Prinzip der kapitalistischen Herrschaft erhoben. Die Bedeutung von Keynes lag darin, daß er einen Prozeß theoretisch untermauerte, der bereits stattfand. Er lieferte die theoretische Anerkennung für die Tatsache, daß der Staat die Ordnung nur dadurch aufrechterhalten konnte, daß er die Ausweitung des Kredits akzeptierte und förderte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Arbeiterfrage hauptsächlich mittels der Ausweitung des Kredits unter Kontrolle gehalten. Wie Burnham zeigt, lag der Zweck des Marshall-Plans darin, »den Lebensstandard anzuheben, 'um dem Lockruf des Kommunismus zu widerstehen'« (Burnham, 1990, S. 100, zitiert hier Gifford, einen Berater des US-Handelsministeriums). Die Aufsässigkeit der ArbeiterInnen wurde in ein ökonomisches Problem übersetzt, in monetäre Instabilität. [2]

Die Ausweitung des Kredits war zweischneidig. Einerseits lieferte sie ein Mittel, um die Ausbeutung der ArbeiterInnen mit der Realisierung des Mehrwerts in der Zirkulation zusammenzubringen. Andererseits wurde mit der Übernahme der Kreditausweitung als Herrschaftsprinzip auch eine Tendenz hin zur inflationären Loslösung des Geldes von der Produktion hingenommen. Unter diesen Umständen wurde die »Buchhaltung« im Weltmaßstab zu einem der wichtigsten »Mechanismen« der Kontrolle. Die Verhinderung einer Loslösung des Geldes von der Produktion war gegründet auf die Anerkennung des Dollars als Weltwährung und die Unterwerfung anderer Währungen unter den Dollar innerhalb festgelegter Spielräume. Realisiert wurde die »Buchhaltung« in der Form, daß die »heimische Akkumulation« abwechselnd durch deflationären Druck gebremst oder durch Inflation unterstützt wurde. In Großbritannien waren die sogenannten »Stop-and-Go-Zyklen« die ökonomische Bezeichnung für die Eindämmung der ArbeiterInnen auf der Grundlage globaler Nachfragesteuerung. Die Kreditausweitung stellte ein Mittel zur Verfügung, mit dem sich der Konflikt eindämmen ließ und mit dem offenen Klassenschlachten, wie sie Anfang des Jahrhunderts vorherrschend waren und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgetaucht waren, als die Stimmung definitiv sozialistisch war, die Spitze abgebrochen werden konnte. [3] Aber um den Preis einer Lockerung der entscheidenden Verknüpfung zwischen Geldsystem und Produktivitätsrate.

Die 70er und 80er Jahre: Kredit und Zersetzung-Neuzusammensetzung

Die zweite große Welle von Kämpfen in diesem Jahrhundert, die mit 1968 verbunden wird, gab der Ausweitung des Kredits einen erneuten Impuls. Die Revolte jener Jahre wurde wie Anfang des Jahrhunderts teilweise durch gewaltsame Unterdrückung eingedämmt, doch in weit größerem Ausmaß durch die Ausweitung des Kredits. Aus diesem Grund waren die Folgen von »1968« (der akkumulierten Welle von Kämpfen, die ihre Spitze im Jahr 1968 erreichte) weniger dramatisch, aber in einigen Aspekten sogar tiefergehender als die der Aufstände im ersten Teils des Jahrhunderts. Das prekäre Verhältnis zwischen dem Geldsystem und der Produktivitätsrate wurde sogar noch grundlegender aufgebrochen, was sich am Zusammenbruch des Systems von Bretton Woods 1971 zeigte.

Die Kämpfe Ende der 60er Jahre bedeuteten, daß das Kapital sich nicht länger auf die direkte Kontrolle der Arbeitermacht in der Fabrik verlassen konnte. Der Ausbeutung der Produktivkraft der ArbeiterInnen standen gesunkene Profitraten gegenüber. Die Ausbeutung der ArbeiterInnen war genau zu dem Zeitpunkt viel zu teuer geworden, als das Kapital kaum noch fähig war, der gesellschaftlichen Arbeitskraft die notwendige Arbeit aufzuzwingen. Außerdem ließen die ArbeiterInnen Ende der 60er Jahre ihre aufständische Macht spüren im Widerstand gegen Arbeitsintensivierung und gegen Versuche von Lohnsenkung (Einkommenspolitik). Mit anderen Worten: Die Arbeiterklasse stellte klar, daß sie Ausbeutung über bestimmte Grenzen hinaus nicht länger dulden würde.

Das Kapital antwortete mit der Flucht aus der Fabrik. Das dramatische und beispiellose Anwachsen des Geldkapitals wurde nicht durch die Reduktion der notwendigen Arbeit, der konstitutiven Seite der Mehrarbeit, ausgeglichen. Anders ausgedrückt: Das Kapital begann Reichtum in der Geldform zu akkumulieren, ohne die Arbeitskraft in der Fabrik in entsprechender Weise auszubeuten. Es schien, als ob das Kapital die niedrige Geschwindigkeit und den Dreck der Produktion »vergessen« hätte. Das Kapital versuchte sauber zu werden: Profite konnten viel leichter durch Investitionen auf den Finanzmärkten erreicht werden, und die Auspressung der »Zinsen« wurde vom Staat durch Steuerpolitik und antiinflationäre Maßnahmen gefördert. Der Versuch des Kapitals, sich vom verseuchten Boden der Ausbeutung zu »befreien« und über sich selbst hinauszugehen, indem es sich in seiner »rationalsten« Form geltend machte, der des Geldkapitals, zeigt die Macht der Aufsässigkeit der ArbeiterInnen. Er zeigt ebenso, wie fiktiv die Eindämmung der ArbeiterInnen ist: Die monetäre Akkumulation war in Wahrheit eine Akkumulation »arbeitslosen« Kapitals, eines Kapitals, das aus der Fabrik geflohen war und Geld dadurch verdiente, daß es auf die zukünftige Ausbeutung der Arbeit wettete. Die spekulative Dimension der Akkumulation und die aufsässige Macht der ArbeiterInnen sind also die beiden Hälften derselben Walnuß.

Die Flucht des Kapitals aus der Fabrik in die fantastische Welt der Selbstvermehrung des Geldes setzte die globalen Verhältnisse von Ausbeutung und Kampf neu zusammen. Der Weltmarkt wurde zu einem Geldmarkt. Der Versuch des Kapitals, die Fabrik zu umgehen und aus Geld Geld zu machen, schuf in weltweitem Maßstab einen viel zerbrechlicheren Kapitalismus. Ohne die weltweite Suche des Kapitals nach Profiten aus Geld wäre es undenkbar gewesen, daß die mexikanische Schuldenkrise von 1982 den »westlichen« Banken und darüber dem weltweiten Kapitalkreislauf einen solchen Schlag hätte versetzen können. Anders ausgedrückt: Der Unfähigkeit des Kapitals, der produktiven Macht der ArbeiterInnen eine steigende Verwertung aufzuzwingen, stand eine viel stärkere aufständische Macht der ArbeiterInnen gegenüber. Die mexikanische Regierung war nicht in der Lage, die sozialen Konflikte um die Rückzahlung der Schulden einzudämmen, und mußte ihre Zahlungsunfähigkeit androhen. Daran zeigte sich, daß Konflikte, die einst gering und marginal erschienen wären, sich nun verheerend auf die Stabilität der gesamten kapitalistischen Welt auswirkten. Die Loslösung des Geldes von der Ausbeutung gab dem internationalen Kampf gegen den Kapitalismus eine neue Einheit. Diese Einheit hat ihre konkrete Stofflichkeit im Kampf gegen die Austerität.

Die mexikanische Schuldenkrise von 1982 machte klar, daß der gewaltige Versuch, mittels einer Politik der Geldverknappung die Arbeiterbewegung in weltweitem Maßstab innerhalb des Kapitalverhältnisses einzuschließen, einen toten Punkt erreicht hatte. Die »Krise von 1982« deutete auf eine enorme Neuzusammensetzung des Klassenverhältnisses hin. Scheinbar »marginale« Widerstandsnester gegen die Durchsetzung von Geld als Herrschaft drohten, den Versuch, Geld aus der Armut zu schöpfen, in eine globale Finanzkrise zu verwandeln. Die Deregulierung der globalen Kreditbeziehungen untergrub nicht nur die korporatistische Integration der großen Gewerkschaften. Sie eröffnete auch neue politische Räume. »Mexiko 1982« war nicht nur ein Hinweis darauf, daß »Geld« alle gesellschaftlichen Verhältnisse Tauschbeziehungen unterwirft. Es zeigte auch, daß das »Geld« den Kämpfen gegen »Schuldeneintreibung« eine weltweite Einheit verleiht. Die weltweite Schuldenkrise war also ein Zeichen für die globale Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse als Antagonisten des Geldterrorismus.

»Mexiko 1982« demonstrierte die aufständische Macht der ArbeiterInnen im Weltmaßstab. Der Arbeiterwiderstand gegen die Durchsetzung der globalen Schuldeneintreibung erreichte an diesem Punkt seine höchste Einheitlichkeit. Der »Zyklus«, der 1971 mit der Entkopplung des Dollars vom Gold begonnen und mit der Rezession 1974/75, der italienische Krise 1976, der Pfund-Sterling-Krise 1976 und der Dollarkrise 1977 [4] weiterentwickelt hatte, fand während der Rezession Anfang der 80er Jahre ein knirschendes Ende.

Von der anfänglichen Antwort auf die Erhebungen von 1968-1971-1974, nämlich zu versuchen, Austerität mittels Konsens durchzusetzen, war man Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre angesichts der sogenannten Krise der Sozialdemokratie abgerückt. Eine Politik, die versuchte, Austerität mittels Konsens durchzusetzen, war unglaubwürdig geworden. Dies war an verschiedenen Erschienungen zu spüten, wie etwa am »winter of discontent« im Vereinigten Königreich, dem Aufkommen neuer sozialer Bewegungen in Deutschland und der Bewegung von 1977 in Italien. [5] Der Versuch, die Arbeiterfrage durch eine Politik der Sozialreform im Griff zu behalten und die ArbeiterInnen durch eine Politik des selektiven Korporatismus in das Kapitalverhältnis zu integrieren, war durch die Deregulierung der weltweiten Kreditbeziehungen untergraben worden.

Der Widerstand gegen die Austerität durch Konsens gab dem Monetarismus der Neuen Rechten und seiner Strategie der Durchsetzung einer Geldverknappung ohne vorherige Übereinkunft und Unterstützung von den Gewerkschaften politische Tragweite. In den Finanzkrisen von 1976/77 drückte sich die Aufsässigkeit der ArbeiterInnen auf wirtschaftlicher Ebene aus. Sie signalisierten nicht nur das Ende einer Politik der Klassenzersetzung, die mit korporativistischen Formen der Integration und des Ausschlusses einherging, sondern auch eine Verschiebung hin zu einem viel direkteren und willkürlicheren Versuch, die »Wirtschaft« zu deflationieren und »die Produktivität zu steigern«. Der Aufstieg der neoliberalen Politik führte zu einer heftigen und viel direkteren Konfrontation mit der »Arbeiterfrage«. Die »Währungs«-Krisen der 70er Jahre ebneten den Weg für den willkürlichen Versuch des Monetarismus, das Geld an die Ausbeutung zu fesseln.

Die mexikanische Krise von 1982 war eine Antwort auf diesen Versuch. Die Aufsässigkeit der ArbeiterInnen, die sowohl die »Währungskrise« wie »Mexiko 1982« hervorrief, ist somit untereinander eng verbunden. Es gab eine neue Homogenität des Widerstands gegen eine Politik der Schuldeneintreibung, eine Homogenität, die aus der Untergrabung der korporativistischen Integration der großen Gewerkschaften und dem willkürlichen Angriff auf die gesellschaftliche Arbeit durch Geldverknappung entstand. Dieser monetaristische Angriff, der keine Unterschiede machte, eröffnete riesige politische Räume. Diese Räume wurden integriert und definiert durch Geld. Und so erschienen 1982 die Ereignisse der 70er Jahre auf eine viel wuchtigere Weise wieder. Das ist der Grund, warum der Zusammenbruch der Kontrolle mittels Geldverknappung sich 1982 mit Lichtgeschwindigkeit durch die kapitalistische Welt verbreitete.

Die Krise von 1982 war keine Krise an den Rändern der kapitalistischen Welt. Es war vielmehr eine Krise im Herzen der kapitalistischen Reproduktion selbst. Das monetaristische Projekt benutzte das Geld als ein Mittel, um die Arbeitermacht mithilfe von Schulden und deren Eintreibung, und Anfang der 80er Jahre durch Arbeitslosigkeit und eine massive Entwertung von Kapital, zu disziplinieren. Es erkannte an, daß Zwang erforderlich war, um das kapitalistische Kommando über die Arbeit zum Zwecke der Ausbeutung wiederherzustellen. Es konnte das Kommando jedoch nur wiederherstellen, indem es die Stabilität der Kreditbeziehungen bedrohte, auf denen die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse beruhten.

Nach 1982: Zersetzung durch Kredit

Die willkürliche Geldeintreibung führte nicht zur Schuldentilgung und wurde deshalb rasch fallen gelassen. Der rasche Wechsel von einer Politik der Kreditverknappung zu einer Politik der Kreditausweitung bedeutete, daß das Kapital, statt sich direkt am Ort der Produktion mit der Arbeiterklasse zu konfrontieren, sich eher auf die Vergesellschaftung als auf die Tilgung der Schulden einließ. Diese Antwort erkannte die Aufsässigkeit der ArbeiterInnen an und versuchte sie einzudämmen, indem sie die Klassenverhältnisse durch die Förderung der Kreditaufnahme zersetzte. Die Ausweitung des Kredits half, die Homogenität des weltweiten Widerstands gegen die Austerität zu zersetzen. Sie integrierte die Arbeiterklasse in das Kapitalverhältnis mittels eines kreditgestützten Booms.

Der Boom der 80er Jahre diente als neutralisierende Kraft, indem er Teile der Arbeiterklasse in das Projekt des Wohlstands einbinden konnte. Die Einheit der Opposition gegen die Durchsetzung von Geld als Kommando wurde so aufgebrochen. Der kreditgestützte Boom der 80er Jahre, der auf den andauernden Transfers von den sogenannten Schuldnerländern in die sogenannten Metropolenländer aufbaute, erkannte die Tatsache an, daß das Aufrechterhalten der Akkumulation die beste Garantie für die Fragmentierung oder Zersetzung der Klassenverhältnisse bietet. Diese Zersetzung betraf nicht nur die Fragmentierung von Einheit wie etwa zwischen den Metropolenländern und den »Schuldnerländern«. Sie ging im wesentlichen um die Zersetzung der Klassenverhältnisse in jedem einzelnen Land. An jedem Punkt der sozialen Vereinheitlichung der ArbeiterInnen - als dem Antagonisten gegen die Schuldeneintreibung - brachte das Kapital seine monetäre Zerstörung zur Anwendung. Armut, Arbeitslosigkeit und die Verdrängung des überflüssigen Arbeitsvermögens an den Rand der Gesellschaft fielen zusammen mit Wohlstand. Der Boom rechtfertigte die monetaristische Durchsetzung der Gleichheit auf dem Markt. Die Zersetzung des Widerstands gegen die Austerität beruhte auf Armut - einer Armut als Spiegelbild eines kreditgetragenen Wohlstands. Angesichts der Armut zerbrach der Wohlstand die Homogenität des Widerstands gegen die Austerität.

Die Bedeutung der Kreditausweitung als eines zentralen Prinzips der kapitalistischen Herrschaft machte sich wieder geltend. Die Politik der Deregulierung und der weltweite Zersetzungsangriff auf den ArbeiterAntagonismus gegen das Geld gingen Hand in Hand. Wie Negri (1989, S. 134) es ausdrückte: »Die Rekonstruktion des Marktes bedeutet, der individualistischen Plünderung der gesellschaftlichen Kooperation freie Hand zu lassen; das heißt, die unwürdige Legende des Wettbewerbs zu vertreten... An die Spitze der Rekonstruktion des Marktes stellt die kapitalistische Ideologie das Ziel der Segmentierung des Arbeitsmarktes« (ebd.). Somit stützte die Ausweitung des Kredits nicht nur die Ausbeutung der ArbeiterInnen in einer immer fiktiveren Dimension. Sie half auch dabei, die Idee des Marktes zu verbreiten und so der Solidarität der Arbeiterklasse die überparteiliche Durchsetzung einer abstrakten Gleichheit, das heißt der Gleichheit des Geldes, entgegenzustellen. Die Politik des freien Marktes setzte das Bürgerrecht mit der Macht des Geldes gleich. Vor dem Geld sind alle gleich. Dies war ein gewaltiger Versuch, »Bedingungen der Trennung und Absonderung sowie effektive Hindernisse für den Prozeß der Zusammenarbeit zu etablieren« (ebd.). Die Zersetzung der Klassenverhältnisse durch den auf dem Markt beruhenden Pluralismus der Neuen Rechten war abhängig von der kontinuierlichen Reproduktion der »dualen Gesellschaft« (ebd.). Vor dem Hintergrund einer kontinuierlichen Trennung des Geldes von der Ausbeutung war die »duale Gesellschaft« kein Ziel für sich, sondern vielmehr die Grundbedingung der kapitalistischen Reproduktion, eine Grundbedingung, die selbst reproduziert werden mußte: Die Zersetzung der Klassenverhältnisse auf der Grundlage der Gleichheit auf dem Markt mußte von Dauer sein, um die Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse zu verhindern - des Antagonisten zur selbstlosen und zunehmend gewalttätigen Herrschaft des Geldes.

Eine Voraussetzung der monetären Zersetzung der Klassenverhältnisse durch die Förderung des Privateigentums war die gleichermaßen individualisierende Eintreibung der Schulden vor Gericht. Die prompte Verlängerung von Krediten und die Zwangsherrschaft, die die Eintreibung von Schulden mit sich bringt, sind zwei Seiten derselben staatlichen Medaille. Das Herzblut des Booms war der Kredit, und der Preis für die Kontrolle der Kreditausweitung wurde bezahlt von den Arbeiterklassen in sogenannten Schuldnerländern sowie von den Arbeitslosen und Verarmten. Jene, die so glücklich waren am Boom teilzuhaben, wurden durch die drohende Marginalisierung unter Kontrolle gehalten. Für den Fall, daß sie auf die Zwänge des Marktes nicht angemessen reagierten oder mit dem »Recht des Managements zu führen« nicht übereinstimmten, standen harte Strafen zur Verfügung. Entlassung oder Lohnverlust durch Streiks bedeuteten, daß vertraglich festgeschriebene Zinszahlungen möglicherweise nicht eingehalten werden konnten.

Die Drohung mit Arbeitslosigkeit wurde verstärkt durch die Drohung mit Zwangseintreibung unbezahlter Schulden, Zwangsräumung und somit Obdachlosigkeit und Armut. [6] Die disziplinierende Macht von Schulden und ungarantierter Arbeit kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Der Ansporn, die Grundbedürfnisse wie Wohnung, Ausbildung, Gesundheit, Kleidung, Heizung und so weiter nicht zu gefährden, untergrub die Solidarität mit jenen, deren Armut eine dauernde Warnung darstellte.

Die Zersetzung der Klassenbeziehungen durch eine strenge Kontrolle über den Teil der öffentlichen Ausgaben, der der Arbeiterklasse zugeflossen war, die Durchsetzung von Recht und Ordnung, die Unterstützung von privatem Eigentum und die Ermutigung zu privaten Schulden knüpfte an den durch den Boom erzeugten sozialstaatlichen Leistungen an. Die Befriedung des Klassenkampfes durch einen kreditgestützten Boom und staatliche Sparpolitik gehörten zusammen. Die kreditgestützte Durchsetzung des Lohnverhältnisses bestand in dem zynischen Gebrauch des Sozialstaats als einem Mittel, die Leute für die Sozialleistungen ans Arbeiten zu bringen und die gesellschaftlichen Verhältnisse auf der Basis von Armut zu überwachen.

Der Kreislaufs des gesellschaftlichen Kapitals wurde wieder in Gang gebracht auf der Basis von Kreditausweitung und einem monetaristischen Angriff auf die Arbeiterklasse. Damit weitete sich aber auch das ungelöste Problem der Aufsässigkeit der ArbeiterInnen in immer fiktivere Dimensionen aus. Der Keynesianismus der neuen Rechten spekulierte auf die zukünftige Unterordnung der ArbeiterInnen, wenn er mit überschüssigem Kapital den weltweit anwachsenden staatlichen und privaten Schuldenberg finanzierte. Die kreditgestützte Akkumulation reproduziert die spekulative Dimension der Akkumulation und die Produktivitätsteigerungen beruhten auf der Verschrottung unproduktiver Fabriken, der Entlassung von ArbeiterInnen und dder Intensivierung der Arbeit. Allerdings konnte durch die kreditgestützte Akkumulation eine Fragmentierung der Arbeiterklasse durch eine spalterische Durchsetzung des Lohnverhältnisses erreicht werden: einigen wurden Lohnerhöhungen zugestanden, während die Beziehung zwischen öffentlichen Ausgaben und Löhnen gekappt wurde.

Das letzte Jahrzehnt war kein frontaler Angriff auf die Arbeiterklasse. Teile der Arbeiterklasse erfreuten sich eines gestiegenen Lebensstandards, auch wenn sie dafür mit einer Intensivierung der Arbeit bezahlten. Die Verwendung staatlicher Ausgaben konzentrierte sich darauf, die Klasse zu desorganisieren, indem kollektive sozialstaatliche Regelungen in spalterischer Weise verstärkt auf den Markt ausgerichtet wurden. Dies geschah z.B. durch die Privatisierung von Dienstleistungen, die Deregulierung von Lohngarantien, die Kopplung von Sozial- und Beschäftigungspolitik und die Förderung von privatem Vermögensbesitz. Die Auflösung der Klassenbeziehungen in Eigentümer und Staatsbürger beinhaltete den Einsatz repressiver Mittel zur politischen Beherrschung. Die Ausweitung des Geldes, mit der auf die Homogenität des Antagonismus der ArbeiterInnen gegen die Geltendmachung der Schulden 1982 reagiert wurde, hatte vor allem eine repressive Form. Die Zersetzung der Klassenbeziehungen durch die Auferlegung der abstrakten Gleichheit des Geldes bedeutete den Wegfall der positiven Rechte und Ansprüche aus der keynesianischen Ära: das Recht auf Sozialleistungen wurde angegriffen; das Recht auf Arbeit verschwand; das Recht auf eine Wohnung wurde den Kräften des Marktes übertragen; das Recht auf Gesundheitsversorgung wurde zunehmend selektiver; das Recht auf Bildung wurde untergraben; das Recht auf den Genuß anderer Werte als den materiellen Vorteil, beschränkte sich auf diejenigen, die sich ein schönes Leben finanziell leisten konnten. Die Rechte wurden umdefiniert: statt des Rechts auf Arbeit, proklamierte man das Recht, Arbeit zu suchen (»schwing dich auf's Fahrrad«). Andere Rechte verschwanden oder wurden wesentlich eingeschränkt: in den 80er Jahren wurde z.B. das Recht, für höhere Löhne, Gesundheits- und Sicherheitstandards zu kämpfen, immer mehr beschnitten, wenn nicht gar komplett abgeschafft. [7] Die Erosion der »Rechte« fiel zusammen mit der Privatisierung von Dienstleistungen, der Deregulierung von Lohngarantien und der Förderung privater Versicherungen z.B. gegen gesundheitliche Risiken.

Geld ist ein großer »Gleichmacher«. Beim Abräumen der »Rechte und Ansprüche«, die mit der Institutionalisierung der politischen Macht der ArbeiterInnen nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden waren, zeigte das Geld sein wahres Potential. Geld kennt keine speziellen Privilegien. Es behandelt Arme und Reiche gleich. Der »Wert« der Gesundheit ist dem Geld unbekannt, es kennt nur die Kosten der Gesundheitsversorgung und die Profite, die damit gemacht werden können. Der Angriff auf den Sozialstaat brachte nicht nur eine gehörige Dosis kommerzieller Maßstäbe, sondern es wurde auch versucht, den Geist der Ungleichheit, der Ungleichheit des individuellen Marktsubjektes, durchzusetzen. Mit der Aufzwingung der abstrakten Gleichheit des Geldes ist die Aufzwingung der Ungleichheit verbunden, denn »(...) die Macht, die jedes Individuum über die Tätigkeit der andren oder über die gesellschaftlichen Reichtümer ausübt, besteht in ihm als dem Eigner von Tauschwerten, von Geld (Marx, 1857, S. 74). Die Zersetzung der Arbeiterklasse auf Grundlage der »Gleichheit« negierte und unterbrach die Vergesellschaftung ihres Antagonismus und führte wieder zu gesellschaftlichen Beziehungen, die auf der Zahlungsfähigkeit beruhen; die Gleichheit des Marktindividuums vor der Macht des Geldes. Der Angriff auf die kollektiven Versorgungseinrichtungen zugunsten von Markt- und Wahlfreiheit förderte individualistische Formen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit, wie sie sich im Ansporn zur Habgier offen ausdrücken, der mit der modernen Personifikation der ehemaligen Angestellten verbunden ist, den Yuppies. Die Abdankung der öffentlichen Verantwortung für die private Vorsorge und die Aushöhlung der noch staatlich geregelten Leistungen kreiste um die marktwirtschaftliche Zersetzung der Klassenbeziehungen durch die Unterscheidung zwischen denjenigen, die stark und erfolgreich sind, und denen, die es nicht sind. Diese marktwirtschaftlich bestimmte Wiederherstellung der Klassenbeziehungen erforderte die Durchsetzung einer formalen Gleichheit, was durch selektiven Zugang zu hierarchisierten Werten erreicht werden sollte. Mit all dem war die Durchsetzung der widerlichen Fratze der Gleichheit verbunden, die für eine auf kapitalistischen Tauschbeziehungen beruhende Organisation der Arbeit charakteristisch ist. Armut, hierarchisierte Werte und individualistische Formen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit sollten durchgesetzt werden, um als Hebel gegen die Solidarität auf der Seite der aufsässigen ArbeiterInnen zu dienen.

Die große Institution der Zivilisation, das Geld, stützte sich selbst, indem es sich die inzestuöse und promiskuitive Spekulation des Geldes mit sich selbst von denjenigen bezahlen ließ, deren Ausbeutung das Kapital als zu schwierig erachtete. Die Einzwängung der ArbeiterInnen in die Form des Kapitals bestand einerseits in der Ausweitung von Kredit und Geld (wodurch die Eindämmung der produktiven Macht der ArbeiterInnen zu immer spekulativeren Formen führt), und andererseits in der Ausweitung der Kosten für die Befriedung, mit denen die Zersetzung der Klassenbeziehungen und die Zerstörung des keynesianischen Zusammenhangs zwischen öffentlichen Ausgaben und Löhnen erreicht werden sollte. Die monetaristische Zersetzung der Klassenbeziehungen beinhaltete einen repressiven Gebrauch der öffentlichen Ausgaben, wobei denjenigen die Gunst erwiesen wird, auf deren Passivität die Stabilität beruhte, um die staatliche Sparpolitik auf die Großzügigkeit des Marktes zu stützen (Lohnerhöhungen, Aktienanteile, Hausbesitz). Für die an den Rand des Arbeitsmarkts Gedrängten bedeutete dies unterdessen Armut, Arbeit und eine repressive bürokratische Überwachung. [8]

Die 80er Jahre brachten einen fortschreitenden Umbau des Sozialstaats von einer Institution, die die ArbeiterInnen für die kapitalistische Ausbeutung fithalten sollte, zu einer Institution, die nicht nur die an den gesellschaftlichen Rand Gedrängten kontrollierte, sondern die auch Armut aufbürdete und die Leute in schlecht bezahlte Jobs locken und zwingen sollte. Aber diese Transformation des Sozialstaats war teuer und erwies sich als schwer durchführbar, was sich an der ungleichmäßigen Entwicklung bei der Neugestaltung des Sozialstaats zeigt. Der Angriff konzentrierte sich auf die Teile der Arbeiterklasse, die leichter als andere von der organisierten Arbeiterbewegung getrennt werden konnten, also Frauen, junge ArbeiterInnen, die Arbeitslosen und »ethnische« Minderheiten. Im weltweiten Maßstab wurden vor allem diejenigen angegriffen, die von der Rezession zu Beginn der 80er Jahre am schwersten getroffen worden waren. Der Antagonismus gegen die Kontrolle durch Schulden wurde durch das zersetzt, was Hirsch (1985/1991) als die »Südafrikanisierung« der Metropolenländer bezeichnet. Diese Charakterisierung wird von Negri geteilt (1989, S. 97), der feststellt: »das Ideal des modernen Kapitalismus ist Apartheid«. Aber im Unterschied zu Hirsch besteht Negri darauf, daß Apartheid das Ideal, nicht die Realität ist. Die Realität waren die aufsässigen Arbeiter und ihre Eindämmung durch die Zersetzung der Klassenbeziehungen. Jegliche offene Form der Insubordination der Arbeiterklasse sollte vermieden werden, auch auf Kosten einer uneingeschränkten Ausweitung der Kredite.

Die Zersetzung der Arbeiterklasse entlang den Linien einer »dualen Gesellschaft« zwang dem Klassenkonflikt einen pluralistischen Disput um den Status und die Position innerhalb der Gesellschaft auf. Hierarchien und pluralistische Konflikte wurden aufgedrängt und verstärkt. Diese verliefen quer zu den Klassenbeziehungen und kanalisierten den Klassenkonflikt in Formen, mit denen die gesellschaftlichen Beziehungen nach anderen Kategorien aufgespalten wurden: nach Lohnunterschieden, nach Geschlechtern, nach »Rassen«, nach »Regionen«, nach Religion, nach Qualifikation, nach »Nation« (die blutigste von allen) und nach reichen und armen Ländern.

Spaltungen verstärkten den Konflikt zwischen den »Segmenten«. Für die USA sagt Cleaver (1993, S. 37): »Gegenangriffe auf bestimmte Sektoren, besonders gegen diejenigen, deren Forderungen und Kämpfe quer zu vielen anderen Konflikten liegen (z.B. die Frauenbewegung, Bewegungen von »Minderheiten« und die Selbstorganisierung von MigrantInnen) gossen Öl in das Feuer der ätzendsten Ideologien der Spaltung der Menschheit - Sexismus, Rassismus und ethnischer Chauvinismus«. Die abstrakte Gleichheit des Geldes sah sich nicht mit der Forderung nach gesellschaftlicher Selbstbestimmung konfrontiert, stattdessen mündete die Zersetzung der Klassenbeziehungen allzuoft in einen Konflikt, der die Gesellschaft ausbalancierte: die politische Antwort auf bereits ghettoisierte »Minderheitengruppen« unterstützte »juristische und legislative Angriffe auf Frauenrechte«, »ethnische Rechte und stützte Kürzungen der Sozialleistungen«. Die Zersetzung der Klassenbeziehungen trug also dazu bei, die »Konflikte« für das Kapital konstruktiv zu machen, und setzte sie der Plünderung der »Schutzrechte« aus. Aber auch ein konstruktiver Konflikt ist gefährlich, er verliert sein zerstörerisches Potential nicht. [9] Der Krieg im früheren Jugoslawien bleibt eine Warnung.

Die Politik des knappen Geldes beruhte auf einer systematischen Ausübung staatlicher Macht, die gesellschaftliche Aktivitäten wurden auf der Grundlage des Marktes bestimmt - Armut ist nicht Unfreiheit. Der Inhalt des Konsenses wechselte den Schwerpunkt, hin zu einem unhinterfragten Gehorsam und der Vernichtung von »Ungehorsam« durch eine repressive Entfaltung der staatlichen Macht. Aber dieser Umschwung bestätigte auf negative Art und Weise wieder die Schwierigkeiten des Kapitals bei der Sicherstellung der Unterordnung der gesellschaftlichen Beziehungen unter die abstrakte Gleichheit der Tauschbeziehungen und der darin enthaltenen Ausbeutung.

Die Auflösung der Klasse in die Kategorien von Eigentümern und Bürgern wurde ermöglicht durch eine aufrecht gehaltene Akkumulation und ein umfassendes Aufgebot an staatlicher Gewalt: vom repressiven Gebrauch des Sozialstaats über die paramilitärische Unterdrückung von Konflikten bis hin zur finanziellen Disziplinierung der Gewerkschaften, die ihre Mitglieder überwachen sollten, ohne ihnen dafür auch nur den Anschein einer politischen Beteiligung zu gewähren. Die hoch differenzierte Mischung aus Angriff und Vermittlung umfaßte die Überwachung der gesellschaftlichen Beziehungen durch den Staat, der zum Rückgriff auf Provokationen und einem ausdifferenzierten Gewalteinsatz bereit war.

Aber dennoch ...

In dem Maße, wie die Bedingungen für die Homogenität des Klassenkampfs gegen die Durchsetzung von Geld-als-Kommando zerstört wurden, löste sich auch das Geld weiter von der Ausbeutung. Die monetaristische und rechtliche Zersetzung der Klassenbeziehungen, und der Versuch einer Neuzusammensetzung der Klassenbeziehungen auf Grundlage einer individualisierenden und aufspaltenden Form des Lohnverhältnisses basierte auf einer kreditgestützten Akkumulation. In den 80er Jahren war die Spekulation kein Zeichen für einen schlanken und fitten Kapitalismus, sondern Ausdruck der Insubordination der ArbeiterInnen. Aufsässige Arbeit wurde durch die Spekulation nicht nur eingedämmt: sie existierte durch Spekulation. Die monetaristische Kontrolle mittels Buchhaltung war niemals erfolgreich, wie schmerzhaft ihre Versuche auch waren.

Gerade die Intensität des Angriffs auf die ArbeiterInnen unterstreicht die Tiefe der Krise des Kapitals. Trotz all der Härten, dem Elend, all den Kürzungen, der Armut, der Intensivierung und Restrukturierung der Arbeit kann sich das Kapital immer noch nicht anders als durch Kreditausweitungen reproduzieren, muß es in immer größerem Umfang einen Mehrwert einsetzen, der noch nicht produziert ist. Trotz all seiner Erfolge, scheint sich das Kapital nicht von der Insubordination befreien zu können, die sich wie eine chronische Krankheit in seinem Inneren befindet.

In den 80er Jahren war die spekulative Dimension der Akkumulation Ausdruck der spekulativen Eindämmung der Insubordination der ArbeiterInnen. Die unregulierte Ausweitung der Kredite und der scharfe Angriff auf die Arbeiterklasse hängen eng zusammen. Um so mehr sich die Abhängigkeit des Kapitals von den ArbeiterInnen auf Kredite stützte, desto mehr mußte der Staat die Kredite durch die Tilgung der öffentlichen Defizite garantieren. Mit jeder staatlichen Kürzung bei den Sozialunterstützungen, bei den Sozialwohnungen, der Gesundheitsversorgung und bei der Sozialhilfe trieb es die Leute tiefer in die Schulden, da nur so überhaupt noch ein erträglicher Lebensstandard aufrechterhalten werden konnte. Um so mehr die gesamte Existenz des Kapitals auf dem Kredit basierte, desto mehr mußte das Kapital Änderungen bei den Arbeitsbedingungen, der Technologie und eine Intensivierung der Arbeit, sowie Reduktionen der Staatsausgaben vorantreiben, um die Gültigkeit der Kredite zu stützen. Durch die Versuche des Staates, die Sozialausgaben zu kürzen, wurden private Schulden entweder immer mehr zum Mittel, gerade neu erworbene Eigentumsrechte abzusichern, oder, um grundlegende Lebensstandards wie das Wohnen aufrechtzuerhalten. Außerdem verstärkte das Anwachsen der Kredite den Inflationsdruck und die spekulativen Angriffe auf die Währung. Hohe Zinssätze halfen bei der Kontrolle des Inflationsdrucks und liquidierten einiges Geld, als private Bankrotte und Pfändungen zunahmen. Die disziplinierende Gewalt der Vergesellschaftung von »schlechten Schulden« ist enorm. Die Unfähigkeit des Kapitals, die gesellschaftlichen Beziehungen durch eine staatliche Sparpolitik zu kontrollieren, nimmt durch die individualisierenden privaten Schulden und deren Eintreibung grausame Formen an. Aber der Versuch, die Homogenität des Widerstandes gegen das Geld zu zersetzen, führte zu einem widersprüchlichen Ergebnis, indem der fragmentierende Angriff auf die gesellschaftlichen Verhältnisse Klassenbeziehungen auf der Basis von Schulden wiederherstellte. Die Republik der individualisierten Vermögensbesitzer verwandelte sich in den 80er Jahren in eine Republik der Schulden. Wie zerbrechlich die kapitalistische Eindämmung der Arbeiterklasse ist, drückt sich am deutlichsten in der Inflation des Kredits aus.

In den späten 80er Jahren wurde deutlich, daß der Kreditausweitung die entsprechende Einbeziehung der ArbeiterInnen in eine Ausweitung der kapitalistischen Akkumulation fehlte. Der Versuch, das Geld knapp zu halten, also durch eine staatliche Sparpolitik die Kredite mit Steuern zu garantieren, konnte mit einer finanziellen und rechtlichen Zersetzung der Klassenbeziehungen den Klassenkampf erfolgreich eindämmen. Aber die Zersetzung der Arbeiterklasse in eine produktive Arbeitskraft schlug fehl. Der Kredit-Boom der 80er Jahre wurde zur Kreditkrise. Die Verbindung zwischen der abstrakten Arbeit und der Wertform beruht auf schlechten Schulden. Der Versuch, die anwachsenden Kredite mittels Armut, zunehmend unsicheren Jobs und einem Angriff auf die Gewerkschaften, der eine kollektive Antwort durch Einschränkung von gewerkschaftlicher Organisierung und Aktion verhindern sollte, zu garantieren, schlug fehl. Das Kapital muß den ArbeiterInnen auf dem umkämpften Terrain der Produktion gegenübertreten. Es kann nicht immer wegrennen, denn wenn sich das Verhältnis von Schulden und Mehrwert immer mehr zugunsten der Schulden verschiebt, dann wird es zunehmend schwieriger, aus Schulden Geld zu machen.

Aus einem Zeitraum von zwei Jahrzehnten ist das Geld als eine zentrale Achse des Klassenkonflikts hervorgegangen. In den 90er Jahren zeigt die Schwäche der produktiven Tätigkeit und die Instabilität des Finanzsystems, daß es dem Neoliberalismus nicht gelungen ist, in der Gegenwart die zukünftige Ausbeutung der ArbeiterInnen zu garantieren. Der monetaristische Versuch, die Klasse in die Kategorien von Eigentümern und Bürgern aufzulösen, wird durch die Schulden in Frage gestellt. Die individualisierende monetaristische Zersetzung der Klassenbeziehungen hat ihre grausamste Form zum Vorschein gebracht: die Erschöpfung der Illusionen über die Prosperität, die Umwandlung der Prosperität in Schulden und Bankrotte. Die Kreditausweitung innerhalb eines engen finanziellen Korsetts ist weit davon entfernt, Investitionen, Beschäftigung und Output zustimulieren; stattdessen führt sie zu einer Verschlechterung der Bedingungen und zu Massenarbeitslosigkeit. Bei den Investitionen gab es keinen Durchbruch. Die Ausweitung der Kredite wurde von der Spekulation verschlungen, statt der Erzeugung von Mehrwert zu dienen. Der Gebrauch der Schulden als Kontrollinstrument und das Scheitern dieser Kontrolle in Form eines Spekulationsbooms, zeigt die Stärke der ArbeiterInnen, sich auch im Moment der Niederlage der Neuzusammensetzung zwischen notwendiger Arbeit und Mehrarbeit zu widersetzen. Resultat dieses Widerstands war die Integration der ArbeiterInnen in das Kapital auf der Basis einer Ausweitung des Kredits, der niemals abzuzahlen sein wird.

Im Unterschied zu den 80er Jahren erfordert die Wiederherstellung des Kreislaufs des gesellschaftlichen Kapitals nicht nur eine aufspaltende und fragmentierende Auflösung der Klassenbeziehungen in die Kategorien von Vermögensbesitzern und Bürgern. Vielmehr geht es um die Durchsetzung der Verwertung im Arbeitsprozess. Dies bedeutet nicht nur die Intensivierung der Arbeit und die repressive Ausschließung derjenigen aus der Produktion, die für das Kapital gezwungenermaßen bedeutungslos sind. Es umfaßt die Transformation von Geld in wirklich produktives Kapital. Diese Transformation setzt die Unterordnung der ArbeiterInnen unter eine ausgedehnte Mehrwertabpressung voraus. Anders ausgedrückt, Geld muß in effektive Herrschaft über die gegenwärtige Arbeit transformiert werden, anstatt auf eine Ausbeutung in der Zukunft zu wetten. Die Ausbeutung der ArbeiterInnen muß also eine Profitrate abwerfen, die zur Abzahlung der Schulden reicht und eine erweiterte kapitalistische Akkumulation ermöglicht. Solch eine Ausbeutung der ArbeiterInnen hat die Neuzusammensetzung des Verhältnisses von notwendiger Arbeit und Mehrarbeit zur Voraussetzung. Die Neuzusammensetzung dieser Beziehung liegt immer noch jenseits des Horizonts. Die Aufblähung der schlechten Schulden ist das sicherste Anzeichen für die Erfolglosigkeit des Kapitals, den Ausbeutungsverhältnissen eine Neuzusammensetzung aufzubürden, die den aufgehäuften Ansprüchen auf Mehrwert genügen würde.

Die Erfahrung der letzten zwanzig Jahre legt den Gedanken nahe, daß die Transformation des Geldes in wirklich produktives Kapital sowohl notwendig als auch unmöglich ist. Das Kapital kann nicht ständig vor den ArbeiterInnen fliehen, aber die Erfahrung der letzten zwanzig Jahre weist darauf hin, daß es ebenfalls nicht in der Lage ist, den ArbeiterInnen auf dem Terrain der Produktion auf eine Art gegenüberzutreten, die wieder eine gesunde Basis für die Akkumulation des Kapitals herstellen könnte. In den letzten zwanzig Jahren wurde alles Erdenkliche versucht, um eine Wiederholung von 1929 zu vermeiden. Nicht aus humanitären Gründen, sondern weil eine vergleichbare Vernichtung von fiktivem Kapital in ihrer Bedeutung und ihren Konsequenzen mit 1929 überhaupt nicht zu vergleichen wäre: sie würde den Kapitalismus in seinen innersten Grundpfeilern erschüttern. Als sich im Oktober 1987 der Börsenkrachs von 1929 zu wiederholen drohte, befürworteten sogar die grimmigsten Monetaristen die weitere Expansion - die Katastrophe und die Konfrontation, die ein Börsenkrach mit sich bringen würde, mußte um jeden Preis verhindert werden.

Es scheint keinen Ausweg zu geben, für das Kapital nicht und nicht für die ArbeiterInnen. Aber dies geschieht nicht zum ersten Mal. Paul Mattick ging 1934 davon aus, daß der Kapitalismus eine Phase der permanenten Krise erreicht habe:

»Die Periodizität der Krise ist praktisch nichts anderes, als die immer wiederkehrende Reorganisation des Akkumulationsprozesses auf einem neuen, niedrigeren Wert- und Preisniveau, das erneut die Kapitalverwertung garantiert. Ist dies nicht mehr möglich, so ist auch die weitere Akkumulation nicht mehr möglich, dieselbe Krise, die bisher zyklisch auftrat und überwunden werden konnte, wird zur permanenten Krise.« (1934/1974, S. 56)

Im Unterschied zu früheren Krisen des Kapitalismus, die immer zu einer Restrukturierung des Kapitals und zu einer erneuten Akkumulationsperiode geführt hatten, schien die Krise der 30er Jahre zu tief und anhaltend zu sein, als daß sie hätte gelöst werden können. Mattick nahm an, die Krise sei kein periodisch wiederkehrendes Phänomen mehr, sondern zu einem endemischen Merkmal des Kapitalismus geworden.

So pessimistisch der Gedanke von Mattick war, er erwies sich schließlich als allzu optimistisch. Das Kapital hat seine Krise gelöst, auf blutige Weise. Das Kapital wurde umstrukturiert und die Grundlage einer neuen Akkumulationsphase geschaffen. Dieses »Goldene Zeitalter« des Nachkriegskapitalismus ist heute Erinnerung, und wieder einmal scheinen wir uns in einer Situation der permanenten Krise zu befinden. Möglicherweise wird die Krise eine permanente sein, mit einer zunehmenden »Südafrikanisierung« oder »Brasilianisierung« der Welt, einem allmählichen Anstieg der Ungleichheit, der Gewalt, des Hungers und des Kriegs. Ebenso ist möglich, daß die Krise nicht von Dauer ist, daß sie tatsächlich gelöst werden wird: was die Lösung der »permanenten Krise« bedeuten kann, schwebt wie die Warnung vor einer alptraumhaften Zukunft über uns.

Die hier vorgeschlagenen Thesen gehen davon aus, daß noch eine andere Zukunft möglich ist. Die Krise des Kapitals ist die Krise seiner Abhängigkeit von den ArbeiterInnen. Die »Permanenz« der Krise ist nicht nur eine Warnung, sie ist auch eine Botschaft der Hoffnung. Wenn es das Kapital trotz der Intensität seiner Anstrengungen nicht geschafft hat, die Zersetzung der Arbeiterklasse in eine profitable Arbeitskraft zustandezubringen, dann liegt dies an der enormen Macht der Insubordination der ArbeiterInnen, darin besteht die Hoffnung. Währungskrise, Schuldenkrise, Rezession und was es sonst noch gibt, dies alles sind falsche Namen für die Krise der kapitalistischen Ausbeutung der ArbeiterInnen. Wir können nicht »dem Kapital« die Schuld für seine Krise geben. Stattdessen sollte sich die Aufmerksamkeit denjenigen zuwenden, denen sie gebührt: der aufsässigen Existenz der ArbeiterInnen. Diese Macht muß offengelegt werden, theoretisch und praktisch.

 

Literatur

Agnoli, J. (1990) »Destruktion als Bestimmung des Gelehrten in dürftiger Zeit«, Konkret, Nr. 2 (Hamburg)

Bologna, S. (1993) »Money and Crisis: Marx as Correspondent of the New York Daily Tribune, 1856-1857«, Common Sense #13 and #14

Bonefeld, W. (1993) The Recomposition of the British State During the 1980s (Aldershot: Dartmouth).

Burnham, P. (1990) The Political Economy of Post-War Reconstruction (London: Macmillan).

Cleaver, H. (1993) »Marxian Categories, The Crisis of Capital and the Constitution of Social Subjectivity Today«, Common Sense #14.

Ford, J. (1988) The Indebted Society: Credit and Default in the 1980s (London: Routledge).

Hirsch, J. (1980) Der Sicherheitsstaat (Frankfurt: Europäische Verlagsanstalt).

Hirsch, J. (1985/1991) »Fordism and Post-Fordism«, in W. Bonefeld and J. Holloway (eds), Post-Fordism and Social Form (London: Macmillan).

Lotringer, S. and Ch. Marazzi (eds) (1980) Italy: Autonomia - Post- Political Politics (New York: Semiotext(e)).

Marx, K. [1857] (1974) Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, (Berlin)

Mattick, P. (1934/1974) »Zur Marxschen Akkumulations- und Zusammenbruchstheorie«, Rätekorrespondenz, Nr. 4 (1934); nachgedruckt in: Korsch / Mattick / Pannekoek (1974) Zusammenbruchstheorie oder Revolutionäres Subjekt (Berlin: Karin Kramer Verlag)

Mitter, S. (1986) Common Fate Common Bond (London: Pluto Press).

Negri, A. (1989) The Politics of Subversion (Cambridge: Polity Press).

Schlesinger, A. (1959) The Coming of the New Deal (Boston: Houghton Mifflin) (Vol. II of The Age of Roosevelt).


Fußnoten:

[1] Siehe auch Bolognas (1993) fesselnden Kommentar zu Marx' Schriften über das Geld zwischen 1856 und 1987.

[2] Zur Politik des Wiederaufbaus nach dem Krieg siehe Burnham (1990).

[3] Natürlich war das Geld nicht das einzige Element. Die Wiederbewaffnung und der McCarthyismus spielten ebenfalls eine wichtige Rolle. Der McCarthyismus ist lediglich der US-amerikanische Ausdruck eines virulenten Anti-Kommunismus, der in weltweitem Maßstab von der Theorie des Totalitarismus unterstützt wurde, die Faschismus und Kommunismus gleichsetzte. Diese Gleichsetzung zerstörte jegliche Verbindung zwischen Faschismus und Kapitalismus. Die Totalitarismus-Theorie wirkte wie ein Waschpulver: Der Kapitalismus reinigte sich selbst von Faschismus, Krieg und Zerstörung, und erschien wieder als der wahre und einzige Liebhaber der Menschlichkeit. Der Kalte Krieg war des Liebhabers Hochzeitsreise.

[4] Siehe Bonefeld: »Monetarismus und Krise«, Wildcat-Zirkular 28/29. Siehe auch Marazzi: »Das Geld in der Weltkrise«, TheKla 10 »Zerowork«.

[5] Siehe Bonefeld (1993), Hirsch (1980) beziehungsweise Lotringer und Marazzi (1980).

[6] Siehe Ford (1988) zu Schulden und Individualisierung.

[7] So werden z.B. in Großbritannien die jungen Arbeitslosen in den staatlichen Trainingsprogrammen vom Gesundheits- und Sozialministerium nicht als Beschäftigte betrachtet. Daher haben sie keinen Anspruch auf die Leistungen der industriellen Unfallversicherung.

[8] Die Schere zwischen gut und schlecht bezahlten ArbeiterInnen öffnete sich dramatisch. Nach S. Brittan (Financial Times, 6 Januar 1994), »in einem Ausmaß, das es seit 1940 nicht mehr gegeben hat«. Siehe auch Mitter (1986).

[9] Zum dialektischen Kontinuum zwischen konstruktiven und zerstörerischen Konflikten, siehe Agnoli (1990).


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