![]() |
wildcat.zirkular | ||||||||
|
Wildcat-Zirkular Nr. 32, Dezember 1996 Asiens teure Probleme mit der Arbeitskraft"Die Situation im Land hat sich verändert," sagte Malaysias Premierminister Mahathir Mohamad im vorigen Monat. Da das Land knapp an Arbeitskräften sei, argumentierte er, sollten sich die Firmen nicht mehr auf billige Arbeit verlassen, sondern zu kapitalintensiven und hochtechnisierten Industrien wechseln. Dr. Mahathir's Rezept könnte auch in anderen asiatischen Ländern angewandt werden, wo Probleme mit den Arbeitern die Kostenvorteile gegenüber den westlichen Industriestaaten aushöhlen. Am 18. September veröffentlichte die Hong Konger Beraterfirma Political & Economic Risc Consultancy (PERC) eine Studie. Diese untersucht die verschiedenen Faktoren, die die Arbeitskraft eines Landes für ausländische Investoren attraktiv macht: nicht nur Kosten, sondern auch Qualität, Verfügbarkeit und Stabilität. PERC bat 223 in Asien stationierte Manager, die Arbeitskräfte auf einer Skala von Null bis Zehn zu bewerten. Die Manager beurteilten ebenfalls Arbeiter aus westlichen Ländern. Im Durchschnitt für qualifizierte und für ungelernte Arbeiter bekamen nur Indien und die Philippinen gute Noten. Die Probleme, die von den Managern genannt wurden, sind von Land zu Land verschieden. Das Personal in Hong Kong und Singapur z.B. wird wegen seiner Qualität geschätzt. Aber es ist teuer und wechselt die Stelle fast genauso häufig wie die billigen, aber schlecht ausgebildeten Vietnamesen. Obwohl Indien die billigste und verfügbarste Arbeit liefert, bekamen nur die Philippinen gute Zensuren in allen Kategorien. Die Philippinen genießen aktuell großes Interesse bei den ausländischen Investoren, da die Wirtschaft endlich wieder auf dem richtigen Gleis zu sein scheint. Aber auch hier keimen Probleme auf. Kleine ausländische Investoren haben z.B. spezielle Probleme: die Filipinos arbeiten anscheinend am besten, wenn sie bei großen multinationalen Konzernen mit starker Unternehmenskultur beschäftigt sind. Die PERC-Studie ist nur ein weiterer Hinweis aus einen beunruhigenden Trend. In Asien gibt es ein gewaltiges Arbeitskräftereservoir. Trotzdem klagen die meisten Firmen der Region über Schwierigkeiten, Arbeiter zu finden, auszubilden und zu halten. Wenn die Wirtschaftsentwicklung den lokalen Kapazitäten enteilt, müssen oft Arbeiter importiert werden - sogar für Hilfsarbeiten. Deshalb arbeiten Burmesen auf thailändischen Baustellen; Filipinos montieren Computer in Taiwan und osteuropäische Techniker malochen in Singapur. In diesem Jahr waren die Malaysier geschockt, als 3600 Arbeiter in Penang gekündigt wurden. Penang ist die wichtigste Industrieregion des Landes und Standort von 130 Elektronikfirmen. Zu Personalabbau kam es u.a. beim japanischen Quantum-Konzern, der die Produktion von Festplatten nach Japan verlagerte, und beim amerikanischen Hewlett-Packard-Konzern. Grundig, eine Tochterfirma von Philips, schloß die Fabrik ganz. Ein Nachfragerückgang ist teilweise für den Rückzug verantwortlich. Auch sind die Firmen mit ernstem Fachkräftemangel konfrontiert, ebenso mit Lohnsteigerungen, die den Produktivitätszuwachs übertreffen. aus: The Economist, 21.9.96 |
||||||||
| [Startseite] [Archiv] [Bestellen] [Kontakt] |