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Wildcat-Zirkular 32, Dezember 1996 Texte zu Immigration und Klassenkampf in den USAIm folgenden zwei Übersetzungen zur Situation und den Kämpfen von ImmigrantInnen, vor allem LandarbeiterInnen in den USA. Beide Übersetzungen können die Lücke nicht füllen, die durch den erstmal gerissenen Faden unserer Überlegungen zu Migration und Klassenzusammensetzung entstanden ist, nachdem auch die Diskussion um die politische Stoßrichtung und Umsetzung der »Razzia-Kampagne« ziemlich eingeschlafen ist. Insofern müssen wir uns an die eigene Nase greifen, wenn wir auf Berichte zurückgreifen müssen, die an vielen Punkten nicht unseren Vorstellungen entsprechen. Aber beide Texte untermauern unsere These, daß ImmigrantInnen nicht nur Opfer der »Einwanderungspolitik« sind, sondern ArbeiterInnen, die die politische Klassenzusammen setzung verändern. Migration und Klassenkampf werden ganz selbstverständlich zusammen diskutiert, was bei den Diskussionen in der hiesigen Linken oft auf Widerspruch stößt. Wobei es gerade bei den Kämpfen der LandarbeiterInnen bedauerlich ist, daß beide Texte vor allem die Wirkung der Kämpfe der ImmigrantInnen auf die gewerkschaftlichen Strukturen betonen. Bedauerlich deswegen, weil wir wissen, daß die gewerkschaftlichen Strukturen immer erst auf den Druck dieser Kämpfe der LandarbeiterInnen reagierten, gewerkschaftliche Organisierungsbemühungen also allenfalls oberflächliche Rückschlüsse auf die Bewegung der ArbeiterInnen zulassen. Der Text von »News & Letters« erwähnt die Widersprüche der UFW (United Farm Workers) und des AFL-CIO (Gewerkschaftsdachverband) in einem Nebensatz (in den 70er Jahren war z.B. auch die UFW noch gegen die ImmigrantInnen vorgegangen), ansonsten betont er ganz richtig vor allem die Zirkulation und die Bedeutung der Kampferfahrungen der ImmigrantInnen für die Klassenkämpfe in den USA. Leider findet sich wenig über die konkreten Kämpfe. Der Text aus dem San Francisco Examiner liefert einige »illustrative Eindrücke«. In der Nr.4 des Informationsbriefs der Gruppe Arbeiterpolitik vom August 1996 findet sich ein längerer Artikel zu den Veränderungen im US-Gewerkschaftswesen und den Verbindungen zu den Kämpfen der ImmigrantInnen. Auch in diesem Artikel geht es in erster Linie um die kritische Begleitung einer Erneuerung der Gewerkschaftsbewegung. Immerhin wird darauf hingewiesen, daß wichtige Kämpfe (z.B. der Streik der meist mexikanischen »drywallers« [Fertigbau] in Los Angeles 1992, siehe auch den Bericht im Zirkular 17) meist ohne die gewerkschaftlichen Strukturen entstehen. Die außerhalb der Gewerkschaften stehenden »Workers Centers« kritisieren deshalb auch die neue »Gewerkschaftseuphorie« innerhalb der US-amerikanischen Linken mit der Parole »organizing not unionizing«, um darauf hinzuweisen, daß die Selbstorganisierung der Klasse nicht mit der gewerkschaftlichen Organisierung gleichgesetzt werden darf. Beide Übersetzungen können für uns also nur ein Anstoß sein, den oben erwähnten Faden wieder aufzunehmen. Noch einige kurze Hinweise: - »Organizers« habe ich mit Funktionären übersetzt. Das sind sie auch, wer den Film »Blue Collar« gesehen hat, kennt deren Rolle. In den USA müssen Gewerkschaften in den Fabriken zunächst die Vertretungsrechte erlangen, dazu muß eine Abstimmung unter den ArbeiterInnen durchgeführt werden. Für diese Agitationsarbeit haben die Gewerkschaften eben spezielle »Organizers«. - zu der Zeitung »News & Letters« haben wir keine genauen Informationen; einen Hinweis haben wir gefunden: Charles Denby, ein schwarzer Automobilarbeiter in den USA, gibt in seiner Autobiographie »Im reichsten Land der Welt« (Rotbuch »Aus der Reihe«, Berlin 1981) als seine Adresse für Leserzuschriften an: »... und wurde dann Redakteur einer Arbeiterzeitung, die denselben Grundsätzen folgte, ..., nämlich den Arbeitern ein Forum zu bieten, auf dem sie für sich selbst sprechen konnten. Die Seiten waren gefüllt mit ihren Vorstellungen über jedes theoretische und praktische Problem auf der Welt. Nichts war ihnen fremd, ob es nun um den Kampf gegen zunehmende Arbeitshetze und die Schikanierung am Arbeitsplatz ging oder um Rassismus, Krieg und Frieden, Ökonomie, Politik, Parteien oder Philosophie. Die Zeitung, News & Letters, wurde von einer Organisation herausgegeben, die sich aus Arbeitern und Intellektuellen zusammensetzte und deren Theorien und Praxis auf der marxistischen, humanistischen Philosophie basierte, wie sie in den beiden Hauptwerken von Raya Dunayevskaya - "Marxismus und Freiheit" und "Philosophie und Revolution" – entwickelt wurde.« Manfred/Berlin |
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