Wildcat-Zirkular Nr. 48/49 - März 1999 - S. 4-5 [z48opelb.htm]


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Datum: Mi 10.03.99, 12:37 (erhalten: 10.03.99)

Gestern, am 9. März kam es bei Opel Bochum zu einer kurzen, spontanen Arbeitsniederlegung ...

Zwischen 11.00 Uhr und 11.50 Uhr sind gut 300 Beschäftigte aus der Fertigmontage im Werk I spontan von ihrem Arbeitsplatz zur Personalabteilung marschiert. Durch Vertrauensleute wurden gegenüber der Personalleitung des Werks folgende Forderungen gestellt:

Zum Hintergrund:

Seit langem herrscht eine sehr angespannte Personalsituation bei Opel Bochum. Der Unmut darüber, daß Freischichten und Pausen kaum noch wahrgenommen werden konnten, eine Ablösung durch sog. Springer nicht möglich war etc., hat sich bereits am 7. Oktober 1998 in einer 40minütigen Arbeitsniederlegung von ca. 1800 KollegInnen geäußert. [1]

Gefordert wurden damals 300 Neueinstellungen, nach Ablauf des Ultimatums hatte sich der Betriebsrat mit 50 befristeten Neueinstellungen und der Verlängerung von 35 Zeitverträgen um weitere 6 Monate zufrieden gegeben.

Die gestrige Aktion macht deutlich, daß sich an der beklagten Situation nichts geändert hat. Die hohe Arbeitsbelastung führt - trotz Drohungen gegenüber den befristeten KollegInnen, daß sie bei Krankheit nicht übernommen werden - zu einem höheren Krankenstand, als er geplant und in der Personalplanung berücksichtigt wurde.

Dadurch können KollegInnen nicht vom Band abgelöst werden: weder für die Gänge zum Sanitäter, zur Toilette noch zum Betriebsrat. Auch ist tagelang die Gewährung der persönlichen Verteilzeit (individuelle Pausen, für die eine Ablösung nötig ist) verweigert worden. In Einzelfällen wurden bereits mündliche Abmahnungen ausgesprochen, nachdem aufgrund fehlender Ablösemöglichkeit das Band abgestellt wurde, um zur Toilette zu gehen. Erzählt wird ein Fall, in dem ein Kollege mit einem Fieberanfall nicht zum Sani konnte - der Meister hat diesen Gang für ihn erledigt, um Tabletten zu holen. Soviel zur Fürsorgepflicht.

Dennoch wurden die aktuell auslaufenden befristeten Verträge nur teilweise verlängert: 35 bis zum 31. Mai, 50 bis zum 30. Juni und 50 bis zum 30. September. Weitere 50 auslaufende Verträge sind noch ungewiß. Zur »personellen Entspannung« wurden zudem sofort 50 Studenten herangeholt. Es ist aber absehbar, daß sich die Nachfrage nach dem hier montierten Zafira auch mittelfristig nicht abschwächen wird.

Zusätzlichen Unmut riefen die unterschiedlichen Laufzeiten der Vertragsverlängerung hervor (zwischen 2 und 6 Monaten) und die willkürliche Ungleichbehandlung. Es ist zudem jetzt schon absehbar, daß die gestuften Laufzeiten einen Kampf gegen das Auslaufen dieser Verträge erschweren werden. Vielen ist klar, daß eine längerfristige und spürbare Entspannung der Situation nur über Festverträge und weitere Neueinstellungen möglich ist. Dies aber schließt die Werksleitung vehement aus.


Fußnoten:

[1] Die Hintergründe dieser Arbeitsniederlegung sind nachzulesen in: Mag Wompel, Ein Anfang vom Ende der Auspreßbarkeit? Zu den Hintergründen der jüngsten Arbeitsniederlegungen nicht nur bei Opel, in: express 10/1998, S. 7.


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