Wildcat-Zirkular Nr. 63 - März 2002 - S. 5-6 [z63mcdon.htm]


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Der Streik bei McDonald's war erfolgreich

Bilanz des Unterstützungskomitees

Das Unterstützungskomitee der McDo-Streikenden zog am 20. Februar Bilanz. Die CGT Commerce, die den Streik unterstützt hatte, verweigerte dem Komitee ohne Angabe von Gründen für diese Versammlung den großen Saal der Arbeitsbörse. Nach Insistieren beim Wachschutz bekam es einen kleinen Raum, so daß ein gutes Dutzend der Anwesenden die Versammlung vom Gang aus verfolgen mußte. Während des Streiks hatten sich die Gewerkschaften inhaltlich zurückgehalten und alle Entscheidungen den Streikenden und dem Unterstützungskomitee überlassen, das auf direkte Aktionen setzte. Der Staat hat auf repressives Eingreifen verzichtet, so daß die McDo-ArbeiterInnen eine originäre offene Konfliktualität entwickeln konnten.

Der Streik endete mit einem Sieg der Streikenden: die fünf Entlassenen werden wiedereingestellt, die Streiktage werden in einer Höhe von 45 Prozent bezahlt, der Geschäftsführer verpflichtet sich, keine Repressalien anzuwenden. Dieser Sieg ist vorläufig, da auf Betreiben des Geschäftführers mehrere Verfahren und Berufungsklagen anhängig sind. »Dieser Sieg muß konsolidiert werden. ... Sie warten auf den Weggang der 'Rädelsführer' und werden alles dafür tun, das zu erreichen. ... Außerdem ist die schriftliche Verpflichtung zu keinen Repressalien absolut keine Garantie: die Repression - unter welchem Vorwand auch immer - kann von Neuem losgehen. Daher ist es wichtig, die Fähigkeit zur Mobilisierung aufrecht zu erhalten.«

»Allgemein sind Kämpfe von Prekären sehr schwer zu organisieren ...«

Viele Mitglieder des Komitees wußten nicht viel über die Realität bei McDonald's, bevor sie mit den Streikenden zusammenkamen. Das Komitee profitierte von der aktiven Teilnahme von Aktivisten des Bereichs, die über diesen Typ des Kampfes genau Bescheid wußten: die Coordination CGT Restauration Rapide, die aus den Kämpfen bei McDo Saint-Germain (Dezember 2000) und Pizza Hut (Februar 2001) hervorgegangen ist. Die Arbeit des Unterstützungskomitees wird weitergehen.

Diese Bewegungen liegen derzeit in der Luft

»Das Beispiel der FNAC Champs Elysses ist in dieser Hinsicht symptomatisch: sie beginnen einen Streik und beschließen, die Eingänge des Kaufhauses zu blockieren genau in dem Moment, wo die McDo's ihren beenden. Es gibt keinen direkten ursächlichen Zusammenhang, aber eine Kontinuität und möglicherweise eine starke Ähnlichkeit in ihren Bewegungen. Auf jeden Fall liegen diese Bewegungen derzeit in der Luft. Es gibt Kontakte zwischen drei Betrieben der Champs Elysses: McDo, FNAC und Virgin. Sie könnten in gemeinsame Aktionen münden.«


(aus dem Flugblatt des Unterstützungskomitees der FNAC-Beschäftigten:)

Fnac, »Unruheherd seit 1954«               Ausbeuter.com

FNAC Donald, Kultur-Fast food

Die FNAC zählt 84 Geschäfte in Europa, Taiwan und Brasilien mit rund 10 000 Beschäftigten. 1954 von André Essel und Max Théret als Einkaufsgenossenschaft konzipiert, wurde sie ein Opfer ihres Erfolgs und hat ihre ursprünglichen Ziele aus den Augen verloren. Seit 1994 gehört sie zu Pinault-Printemps-Redoute (PPR), dem größten französischen Kaufhauskonzern mit so bekannten wie rentablen Firmen wie Pinault, Printemps, Conforama, La Redoute, Finaref (Finanzgeschäfte), Rexel, Gucci... Der Konzern gehört mit über 108 000 Beschäftigten zu den weltweit größten Kaufhausketten; 2001 setzte er 27.798,5 Mio. Euro um, die FNAC allein 3.347,4 Mio Euro - um 14,1 Prozent mehr als im Vorjahr. »Die Geschäfte in Frankreich nahmen um 8,5 Prozent zu, wobei die verlegerischen Aktivitäten einen zweistelligen Zuwachs verzeichneten. 18,8 Prozent ihres Umsatzes erzielt die FNAC im Ausland (16,2 Prozent im Jahre 2001) mit insbesondere zweistelligen Steigerungsraten in Spanien, Portugal und Brasilien« (http://www.pprgroup.com/).

Aber »Wachstum hat nur einen Sinn, wenn es allen zugute kommt!«

Was man aber in der fnac an den Champs-Elysées sieht, ist nicht sehr ermutigend: die 220 oft sehr jungen Angestellten arbeiten sieben Tage in der Woche, bei Öffnungszeiten von 10 Uhr bis Mitternacht, Teilzeitarbeit, einem hektischen turn over und Gehältern von durchschnittlich 1000 Euro. Sie verdienen außerdem um 200 bis 300 Euro weniger als ihre Kollegen in den anderen Pariser Filialen. Schamlose Ausbeutung der Mitarbeiter auf der teuersten Einkaufsmeile der Welt ist also das Geheimnis der traumhaften Profite und der starken Umsatzsteigerung.

»Die Beschäftigten dieses Geschäfts haben am 13. Februar 2002 einen Streik begonnen, um die gleichen Bedingungen wie die Beschäftigten in anderen fnac-Filialen zu kriegen, eine Lohnerhöhung um 120 Euro, Urlaubsgeld, Erschwerniszulage (sie arbeiten im Souterrain), und eine außerordentliche Zulage für die Verkäufer in der Abteilung 'Weltmusik', weil sie ein Jahr lang die Arbeit des nicht vorhandenen Chefs mitgemacht haben.«

Anstatt ernsthaft zu verhandeln, lehnte die Direktion jede Änderung ab und wandte sich an die Gerichte. Die Mißachtung der Mitarbeiter durch die Geschäftsleitung hat die Streikenden nur enger zusammengeschweißt und in ihrem Kampf bestärkt. Boykottieren wir dieses Geschäft, solange die Forderungen der Angestellten nicht erfüllt werden! Seien wir solidarisch!

Kontakt Unterstützungskomitee:Abdel Mabrouki: 06.09.53.68.08; Kontaktadresse der Streikenden: Stéphane: 06.62.28.91.57 - souchustephane@hotmail.com


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