Lordstown 72 oder General Motors Müh und Plage [1]
Lordstown - Produktive Sabotage
»Das Werk Lordstown, fertiggestellt im Jahr 1970, ausgerüstet mit modernster und raffiniertester Technologie, war als Modell konzipiert worden. Stattdessen wurde es zum Woodstock der Industrie: Lange Haare, Hippy-Verhalten und totale Disziplinlosigkeit machten es unmöglich, daß die Fließbänder auch nur einigermaßen funktionierten. GM wählte diesen kleinen Ort, weit weg von Detroit, entgegen den Gewohnheiten der Industrieansiedlung aus und hoffte damit, junge und unerfahrene Arbeitskräfte rekrutieren zu können. Die haben sie jetzt gekriegt...« (L'Expansion)I
Die Fabrik, in der das »super-kompakte« Vega-Modell hergestellt wird, ist im Juni 1970 eingeweiht worden. Sie kostete General Motors mehr als 100 Millionen Dollar. Diese neue Fabrikationseinheit, von ultramoderner Konzeption und vollgestopft mit technologischen Neuerungen, sollte es endlich möglich machen, der Krise quer durch die amerikanische Automobilindustrie zu begegnen: der Sättigung des Marktes und der ausländischen Konkurrenz. Die Fabrik steht in Lordstown (Ohio). Nach den Worten des Generaldirektors von Chevrolet, dessen Abteilung das Werk unterstand, stellte es ein »Qualitätsniveau dar, das auf diesem Gebiet in diesem Land noch nie erreicht worden ist, und wahrscheinlich auf der ganzen Welt nicht.« Er fügte hinzu, daß die 8000 Beschäftigten von Lordstown »an dieser Fabrik sehr hängen« würden. »Das ist der Weg der Zukunft«, stellte ein Börsenfachmann im Wall Street Journal fest.
Daß Lordstown der »Weg der Zukunft« ist, das wollen wir hier zeigen. Allerdings wird unsere Ansicht den Hoffnungen der Wölfe von Wall Street nicht entsprechen.
Im Februar 1972 stimmten die Arbeiter von Lordstown zu 97% für einen Streik, um auf Reorganisationsmaßnahmen und Entlassungen zu antworten, die in der Montageabteilung der GM (GMAD) [2] - sie hatte die Abteilung Chevrolet von der Leitung der Fabrik abgelöst - angeordnet worden waren. Aber die Arbeiter - ihr Durchschnittsalter lag bei 24 Jahren - warteten nicht erst auf den Streikbeschluß, um loszuschlagen. Und wie sie losschlugen!
Der New York Review schreibt am 23. März 1972: »Vor dieser Abstimmung hatten die Werke von Lordstown eine traurige Berühmtheit erlangt: Wechsel in der Direktion, Entlassungen, Disziplinarstrafen, Zunahme von Fabrikationsfehlern, Proteste der Arbeiter gegen Temposteigerung an den Montagebändern, Ausfallzeiten, steigende Abwesenheitsquoten, wiederholte Sabotagevorwürfe. Die Direktion behauptet, die Arbeiter hätten Lack zerkratzt, Karosserien, Sitze und Armaturenbretter beschädigt, und sie hat 5000 Dollar als Belohnung ausgesetzt für jeden, der Hinweise zu einem Brand geben kann, der an den Stromleitungen des Montagebandes ausgebrochen ist.«
Die New York Times präzisiert die Darstellung: »Die Produktion an den Bändern, den schnellsten der Welt, ist völlig außer Kontrolle geraten... GM schätzt den Produktionsverlust auf fast 12 000 Vega und etwa 4 000 Chevrolet-Transporter, ein Wert von ca. 45 Millionen Dollar. Die Direktion hat seit dem letzten Monat die Fabrik mehrmals schließen müssen, nachdem die Arbeiter die Bandgeschwindigkeit gebremst und die Wagen hatten vorbeilaufen lassen, ohne sämtliche vorgesehenen Arbeiten auszuführen. A.B. Anderson, der Direktor der Fabrik, erklärte: 'Es kam vor, daß Motorblöcke an 40 Arbeitern vorbeiliefen, ohne daß auch nur einer seine Arbeit angerührt hätte.' Die Direktion beschuldigte die Arbeiter auch der Sabotage. Sie hätten Windschutzscheiben und Rückspiegel zertrümmert, hätten die Polster eingerissen, Blinkanlagen verdreht, Unterlegscheiben in Vergaser geworfen und Zündschlüssel abgebrochen.
Im Verlauf der letzten vier Wochen war ein Parkplatz mit einer Kapazität von 2 000 Wagen häufig von Vegas belegt, die zur Reparatur in die Fabrik zurückgeschickt werden mußten, noch bevor sie den Verkäufern ausgeliefert worden waren. In den letzten zwei Wochen ist der Verkauf von Vegas auf die Hälfte gefallen.« [3]
Im September 1971, also bevor GMAD die Leitung der Fabrik übernahm, hatten die Arbeiter im Karosseriebau einen wilden Streik angefangen. Der Wechsel in der Direktion war also nicht der einzige Grund für die Unzufriedenheit.
Das Automationsspielzeug und die Roboter, die die Fabrik bevölkern, wollten nicht tatenlos zusehen und trugen ihren Teil zum Fest bei. »Dem Wall Street Journal zufolge haben die automatischen Spritzpistolen die Neigung, in dem Moment, in dem sie sich 'erinnern' müssen, ob der Wagen, der gespritzt werden muß, ein Coupé, eine Limousine oder ein Kombi ist, in Panik zu geraten und schicken die Farbe in alle Himmelsrichtungen, über die Scheiben der Autos und über alles, was sich in ihrer Nähe befindet. Eine Zusatzmaschine, die die Aufgabe hatte, den Robotern die Stücke zu präsentieren, fiel zum wiederholten Male wegen 'Überlastung der Hauptfunktionen' aus. GM selbst hatte das Pech, der Zeitschrift CAR einen defekten Vega zu verkaufen. Nachdem die Ingenieure von Chevrolet die Defekte des Wagens geprüft hatten, fanden sie einen 'Montagefehler' heraus, der von einem Computer verschuldet worden war. Der Wagen, der ein automatisches Getriebe hatte, war mit der Federung des vorher montierten Wagens gebaut worden - einem Modell mit handgeschaltetem Dreiganggetriebe.« [4]
Die hier beschriebenen Verhältnisse sind nicht auf eine Fabrik beschränkt, obwohl sie für Lordstown besondere Bedeutung haben und obwohl die von GM für die »Modellfabrik« hergestellte Publizität dazu beigetragen hat, diese Tatsachen besonders bekannt zu machen. Das Phänomen betrifft die gesamte amerikanische Automobilindustrie - und nicht nur sie!
Die Sabotage ist nicht in Lordstown erfunden worden. Es handelt sich hier um eine alte Arbeitertradition, die im Lauf der letzten Zeit verstärkt wieder aufgetaucht ist. Sie erlaubt einerseits, die Nerven in einem kleinen Racheakt zu entspannen und andrerseits ein wenig zu verschnaufen, während man die Reparatur abwartet. In den USA aber ist wirklich das Zeitalter der Halbheiten vorbei.
II
Das Montagewerk für den Vega, das für die am Boden liegende amerikanische Automobilindustrie die Rettung bringen sollte, hat sich in Wirklichkeit als eine beispielhafte Illustration der fundamentalen Probleme der Warenproduktion erwiesen. Das Desaster von GM in Lordstown deutet schon in konzentrierter und beschränkter Form die zukünftige Krise des kapitalistischen Systems an. Diese Krise wird sich in Form einer Sackgasse in den ökonomischen, technischen und menschlichen Beziehungen präsentieren. Wir nähren nicht die Illusion, die Chancen stünden jetzt günstig und der Funke eines noch sehr begrenzten Brandes spränge auf das ganze System über, aber wir meinen, daß gleiche Ursachen gleiche Folgen nach sich ziehen.
Es gibt keine Garantien dafür, daß radikale Aktionen nicht am Ende wieder vom System eingeholt und in Reformen aufgefangen werden. Kein Voluntarismus kann dagegen ankommen. Aber der alte Maulwurf der Revolution arbeitet sich mitten durch die Vereinnahmung und ihre Überwindung voran und taucht schließlich wieder auf.
»Bürgerliche Revolutionen, wie die des achtzehnten Jahrhunderts, stürmen rascher von Erfolg zu Erfolg, ihre dramatischen Effekte überbieten sich, Menschen und Dinge scheinen in Feuerbrillanten gefaßt, die Ekstase ist der Geist jedes Tages; aber sie sind kurzlebig, bald haben sie ihren Höhepunkt erreicht, und ein langer Katzenjammer erfaßt die Gesellschaft, ehe sie die Resultate ihrer Sturm-und-Drang-Periode nüchtern sich aneignen lernt. Proletarische Revolutionen dagegen, wie die des neunzehnten Jahrhunderts, kritisieren beständig sich selbst, unterbrechen sich fortwährend in ihrem eigenen Lauf, kommen auf das scheinbar Vollbrachte zurück, um es wieder von neuem anzufangen, verhöhnen grausam-gründlich die Halbheiten, Schwächen und Erbärmlichkeiten ihrer ersten Versuche, scheinen ihren Gegner nur niederzuwerfen, damit er neue Kräfte aus der Erde sauge und sich riesenhafter ihnen gegenüber wieder aufrichte, schrecken stets von neuem zurück vor der unbestimmten Ungeheuerlichkeit ihrer eigenen Zwecke, bis die Situation geschaffen ist, die jede Umkehr unmöglich macht ...« [5]
Das geringe Interesse des Konsumenten am Kauf von Autos und die zunehmende Bedeutung der ausländischen Konkurrenz, deren eigene Märkte eingedeckt sind, haben die Gesundheit der Automobilindustrie untergraben. »Seit dem Erscheinen des Vega war die amerikanische Automobilindustrie der am schwersten getroffene Wirtschaftszweig einer Ökonomie gewesen, die sich in der Depression befand. Das Jahr 1970 war ein Desaster für die Automobilhersteller. Die Produktion war die niedrigste seit 1961; sie war um ein Drittel niedriger als 1965, dem Rekordjahr und um ein Fünftel niedriger als 1950. 955 Neuwagenhändler machten Bankrott, das ist jeder achtundzwanzigste ... Selbst die Abschaffung der KFZ-Steuern konnte den Gewinn in der zweiten Hälfte des Jahres 1971 nicht stimulieren ... Trotz dieser Unterstützung konnten die Automobilfirmen ihre Produktionsprogramme nicht ausweiten. Sie kauften nur wenig zusätzliche Rohstoffe und stellten kaum Arbeiter ein. Ihre Zurückhaltung erwies sich als klug: der Verkauf von Autos ist von 1972 bis heute kaum gestiegen. Das Handelsministerium errechnete im Februar, daß die Kaufabsichten für Autos im Vergleich zum letzten Jahr um 8,4% gefallen sind und um 4,4% seit dem Monat Oktober ... [6]
Die Erträge der gesamten Automobilindustrie sind mittelmäßig. Das je Kopf der Beschäftigten eingesetzte Kapital ist in den letzten Jahren praktisch nicht gewachsen.
Was den Vega betrifft, so kommt ein weiterer Aspekt des Scheiterns hinzu. Gerstenberg, der neue Präsident von GM, erklärte fünf Monate nach der Vorstellung des Wagens, er habe »sich noch nicht so auf dem Markt bewährt, wie wir es ihm wünschen.«
Nach Ford ist die Steigerung der Produktivität in der Automobilindustrie, die von 1960 bis 65 pro Jahr 4,5% betrug, auf 1,5% für die zweite Hälfte des Jahrzehnts gefallen. Dieser Rückgang ist verbunden mit einer Stagnation in den Produktionstechniken. N. Cole von GM schätzt, daß »sich in unserer Branche die Möglichkeiten des technischen Fortschritts im Vergleich zu früher vermindert haben.«
Hat diese Blockierung nur technische und »wissenschaftliche« Gründe? Sicher nicht; das Wissen, das die Automation der Produktion von Autos und von anderen Waren ermöglichte, existiert. Aber es kann nicht angewendet werden, weil die Produktionsverhältnisse die Entwicklung der Produktivkräfte behindern.
Es ist jetzt 20 Jahre her, daß Norbert Wiener, der Begründer der Kybernetik, meinte, völlig automatisierte Fabriken könnten auf der Grundlage der schon ausgearbeiteten Prinzipien innerhalb einiger Jahre konstruiert werden. Er hatte gezeigt, wie die beiden letzten Weltkriege wichtige technologische Entwicklungen mit sich gebracht hatten, indem bisher unbenutzte Entdeckungen angewandt wurden. Ihn beschäftigte die Vorstellung eines plötzlich hereinbrechenden größeren Konflikts, wodurch gleichzeitig die Aufrechterhaltung der industriellen Produktion und eine bedeutende Mobilisierung der Infanterie erforderlich würde. »Wir sind in der Entwicklung von Maschinensystemen, die automatisch in Gang gesetzt werden können, schon genauso weit wie wir beim Radar 1939 waren ... Die pfiffigen Radioamateure, die Mathematiker und Physiker, die so schnell in Elektroingenieure umgewandelt wurden, als man das Radar konstruieren wollte, stehen auch jetzt noch für das sehr verwandte Vorhaben der Konstruktion automatischer Maschinen zur Verfügung. Die Zeit von etwa zwei Jahren, die erforderlich war, um das Radar auf den Schlachtfeldern einzusetzen - und zwar mit einem hohen Grad von Wirksamkeit - würde für die Entwicklung einer automatischen Fabrik kaum benötigen.« [7]
Wiener beschrieb das Problem theoretisch, aber geht man ins Detail, dann kann es auch um eine automatische Fabrik gehen, die um einen Computer angeordnet wäre. Er führte die Automobilfabrik und das Fließbandsystem als besonders günstige Fälle für die Anwendung solcher Techniken an.
Der Kapitalismus hat sich als unfähig erwiesen, diese technische Revolution durchzuführen. Sicher gibt es automatische, stark perfektionierte Maschinen und selbst große Produktionsabschnitte, die fast jedes menschliche Eingreifen überflüssig machen. Automation findet sich in den expandierenden Industrien, die das notwendige Kapital investieren können. Sie setzt voraus, daß die Form der Waren nicht zu oft variiert und daß der Absatz gesichert ist. Die »Experten« schätzen, daß nur ein Anteil von 8% der amerikanischen Produktion - bezogen auf die Zahl der beschäftigten Arbeiter - automatisiert werden kann.
Bestimmte Ideologen versuchen, diese Ohnmacht als Gipfel der Menschenfreundlichkeit auszugeben: »Die praktische Vernunft beruht in Frankreich vielleicht auf einer bestimmten Langsamkeit der 'Umwandlungen', die auf die Finanzen und die Menschen gleichermaßen Rücksicht nimmt. Als Renault die Fabrik von Flins baute, hätte (wenigstens in einem Teil der Fabrik) die Zahl der Arbeiter um 88% reduziert werden können, wenn die Automatisierung der Bänder extrem vorangetrieben worden wäre. Renault hat das nicht getan und das ist gut so; aber werden die Partner in der EWG dieselben Skrupel haben? Wohltaten sind immer kostspielig.« [8]
Obwohl das Management von GM nicht die Skrupel von Renault hat und obwohl Lordstown die modernste Automobilfabrik der Welt ist, so ist sie doch noch lange keine automatisierte Fabrik. »Bestimmte Handgriffe der angelernten Arbeiter sind auf die Maschinen übergegangen, aber in den wenigsten Fällen stellt dies einen wichtigen technischen Fortschritt oder gar eine revolutionäre Änderung der alten Arbeitsschritte dar. ... Der Generaldirektor von Chevrolet hat geschrieben, daß der Schweißautomat 'dem Arbeiter das Hantieren mit schweren Schweißzangen erspare' allerdings, und das kommt zweifellos seinen Überlegungen näher, hat man 'diejenigen Sektoren mechanisiert, in denen erfahrungsgemäß menschliches Versagen als Fehlerquelle in Betracht kommt'. Man kann von einem Arbeiter nicht erwarten, daß er hundert dicke Schweißnähte in der Stunde mit der Hand zieht. ... Die schwerwiegendsten Auswirkungen auf die Tätigkeit der Arbeiter haben diejenigen Maschinen, die die Organisation der Produktion straffen und die Arbeit neu aufteilen, damit sie sich dem Tempo der Montagebänder anpaßt. Die Ingenieure von GM sind besonders stolz auf ihre Technik der Integration der Arbeitsvorgänge. Es war ihr großer Ehrgeiz, 'Computertechnologie einzusetzen', damit die Arbeit jedes Arbeiters 'leichter ausführbar und gleichzeitig präziser wird'. Es ist weniger aufwendig, die Präzision und das Arbeitstempo zu steigern, als die Arbeiter durch noch schnellere Roboter zu ersetzen. Die Maschinen ersetzen eher die Kontrolleure und Aufseher als die unqualifizierten Arbeiter.« [9]
Wir sehen daran, daß die Automation nicht den gesamten Produktionsprozeß erfaßt. Die Maschine ersetzt den Arbeiter nur in geringem Ausmaß, sie dient eher dazu, seine Tätigkeit einzufassen und zu rhythmisieren. Man läßt von Automaten ausführen, was das Produktionstempo bremst. Das erlaubt die Verkürzung der Taktzeiten. Die Arbeit ist noch stumpfsinniger und mühsamer, der Arbeiter ist stärker an seinen Arbeitsplatz gebunden und besser kontrolliert.« Die zur Regulierung eingesetzten Computer verhalten sich wie ihre ewigen menschlichen Vorbilder, sogar noch unerbittlicher. Die ALPACA zum Beispiel [10] gibt jedem Arbeiter die Zeit vor, in der er seine Aufgaben verrichten muß.« [11] In einem Interview in der New York Times vom 23. Januar 72 erklärte der UAW-Gewerschaftssekretär von Lordstown: »Das ist das schnellste Fließband der Welt. Die Jungs haben nur 40 Sekunden, um zu machen, was sie machen müssen. Die Direktion stellt ihre Berechnungen an und sagt uns, sie hätten dem Arbeitsablauf nur eine Kleinigkeit hinzugefügt. Auf dem Papier sieht es so aus, daß der Arbeiter genügend Zeit hat. Aber wenn man nur 40 Sekunden hat, kann einen bereits die kleinste zusätzliche Aufgabe fertigmachen.« [12]
GM findet, schon Lordstown sei dem Unternehmen zu teuer gekommen. Die Automobilindustrie kann sich die Automation nicht selbst finanzieren. Der Umfang des benötigten Kapitals läßt sich nicht mit dem Maßstab der Kosten der vorhandenen Fabriken messen und würde schnellen Modellwechsel vollkommen unmöglich machen. Die grundlegende technologische Umgestaltung ist unvereinbar mit der kurzfristigen Veränderung des Erscheinungsbildes der Waren. Die Zwänge des Kapitalumschlags stellen sich gegen langfristige Investitionen.
Weil sie die Arbeitsproduktivität durch die Entwicklung des technischen Systems nicht hinreichend steigern können, versuchen die Unternehmen, das Manko durch Intensivierung und Rationalisierung der lebendigen Arbeit auszugleichen. Das bleibt augenscheinlich nicht auf die Automobilindustrie beschränkt. Auch die Büroangestellten sind hiervon zunehmend betroffen.
Zu ihrem Unglück stoßen die Unternehmer auf Arbeiter, die immer weniger gefügig sind. Dieser Widerstand drückt sich seit Ende der 60er Jahre in einer Zunahme der wilden Streiks und der spontanen Arbeitseinstellung aus, aber auch in Blaumachen, dem Abhauen und der versteckten Sabotage.
Das Blaumachen: Es hat sich vor allem unter den Bandarbeitern ausgebreitet. Bei GM, Ford und Chrysler hat es sich in 10 Jahren verdoppelt. Im Durchschnitt liegt es bei 5-10%. 5% bei GM fehlen ohne Angabe von Gründen; Ford war gezwungen zeitweilig Studenten einzustellen, um die Arbeiter (10%) zu ersetzen, die montags und freitags fehlen. [13]
Die amerikanischen Arbeiter sind nicht die einzigen, die dazu übergegangen sind, sich die Wochenenden zu verlängern. In einem Artikel von Le Monde (8.10.71) über die soziale Situation in Italien war zu lesen: »Zu diesen Querelen kommt das Blaumachen, das zu einer chronischen Krankheit unter einem Teil des italienischen Personals geworden ist. Man schätzt, daß durchschnittlich sieben von hundert Arbeitern jeden Tag in der Metall- und Maschinenindustrie fehlen, das Verhältnis wächst in der Region Neapel auf 12%. Die Abwesenheitsquote soll in einigen Monaten auf 15-20% angestiegen sein.«
Das »Abhauen»: Die Arbeiter haben immer weniger Sitzfleisch und wechseln bedenkenlos die Beschäftigung, oder sie hören für eine Zeitlang auf zu schuften, nachdem sie eine bestimmte Summe gespart haben. Die Quote der Abwanderungen bei Ford lag 1969 bei 25%. Arbeiter hauen mitten am Tag ab, manche, ohne sich ihr Geld abzuholen.
Dieses Verhalten findet man vor allem in der jungen Generation, aber die jungen Arbeiter werden sich sicher nicht sonderlich beruhigen, wenn sie älter werden. Nach Malcolm Denise, dem Personaldirektor von Ford, »wird der Arbeiter der 70er Jahre mehr und mehr Widerwillen vor dem Rhythmus und der monotonen Arbeit der Fließbänder entwickeln.«
Die Angst um den Arbeitsplatz hat in Lordstown keine Rolle gespielt. »In vielen Fällen arbeiten die Väter der jungen Automobilarbeiter in der Stahl- und Kautschukindustrie, und sie haben gesehen, wie die Arbeitsplätze in ihren Betrieben von der ausländischen Konkurrenz bedroht wurden. Aber der drohende Verlust des Arbeitsplatzes, der Druck der Eltern, der Presse und der örtlichen politischen Vertretungen hatte bis heute nur wenig Einfluß auf die militanten jungen Arbeiter, die im Oktober letzten Jahres den Kampf gegen GM aufgenommen haben. [14] Die Direktion organisierte ein »Sensitivity training«, um die Arbeiter zu beruhigen, aber umsonst.
Was tun? Weder die Arbeiter, noch die Gewerkschaften, noch die Manager haben eine Idee. Die Gewerkschaft setzte zuerst darauf, eine Arbeitszeitverkürzung auszuhandeln. 1970 hatte die UAW in den Tarifverhandlungen von Ford und Chrysler gefordert, die Möglichkeit einer 40-Stunden-Woche bei 4 Arbeitstagen zu prüfen. Vor allem Chrysler zeigte für den Vorschlag Interesse - in der Hoffnung, nicht nur das Blaumachen zu reduzieren, sondern auch den Personalbestand zu stabilisieren. Nach acht Monaten Verhandlung wurde das Projekt jedoch verworfen: Das große Unternehmen, von Tausenden von Zulieferern abhängig, war anscheinend nicht in der Lage, sich einem anderen Rhythmus als dem der 5-Tage-Woche anzupassen.
Nun versuchte Chrysler etwas neues. Im Januar 1971 wurde ein »Job enrichment«-Progamm eingeführt. Theoretisch handelte es sich darum, »den Beschäftigten von Chrysler auf allen Ebenen die Möglichkeit zu geben, auf das, was sie machen und auf die Produkte, die sie herstellen, stolz zu sein.« In jeder Fabrik machte sich ein »Komitee für Arbeitsbereicherung« auf die Suche nach Vorschlägen zur Verbesserungen der Arbeitsbedingungen. Was die langfristigen Resultate anbelangt, so überwiegt die Skepsis. Hören wir Douglas Fraser, Vizepräsident der UAW und Vorsitzender der Gewerkschaft bei Chrysler: »Zu Anfang hatte man den Eindruck, das wird laufen, aber die Frage ist, wie lange es anhält. Wird der Arbeiter jeden Monat nachfragen müssen: 'Sag mal, wie steht's mit meiner Bereicherung?'« [15]
Die Gewerkschaftsbürokratie läßt überall ihren guten Willen spüren und versucht, sich einsichtig zu zeigen. Die UAW sprach davon, eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auszuhandeln, »die die rationelle Nutzung der Anlagen nicht behindert.« Nach D. Fraser kann man sich nicht erlauben, einfach irgendwelche Methoden zu importieren: »Bei Volvo, heißt es, haben sie das Fließband abgeschafft und durch kleine Arbeitsgruppen ersetzt. Was man bei Volvo macht, kann man natürlich auch in den USA machen. Nur, die kriegen nur zehn oder zwanzig Wagen in der Stunde dabei raus. Würden wir in einem solchen Tempo arbeiten, kämen unsere Wagen auf 25.000 Dollar. Den Arbeitern eine befriedigende Arbeit geben und dabei unsere Produktionsrhythmen aufrechterhalten: Das ist in unserem Land gefordert. Es liegt bei uns, eine Lösung zu finden.«
Die Automobilkonzerne schätzen, daß trotz der Schwierigkeiten, die sie mit ihrem Personal haben, tiefgreifende Veränderungen der Arbeitsorganisation nicht rentabel sind. Die einzigen Industriezweige, in denen das Ende der Fließbandarbeit ins Auge gefaßt werden kann, sind die, bei deren Produkten die Käufer bereit sind, höhere technische Qualität teurer zu bezahlen, und diese Branchen sind rar. Wenn man schon die Produktionskosten steigern muß, um mehr zu verkaufen, dann ist es im allgemeinen interessanter, die Anstrengungen auf die Werbung oder die Abwandlung der Warenhüllen als auf die technische Qualität zu richten. Die Ausnahmen betreffen vor allem industrielle Ausrüstungsgüter. In der Autobranche kann vielleicht nur Volvo diesen Weg einschlagen, weil die Marke ein entsprechendes Image hat (Langlebigkeit).
Die Heilmittel, zu denen das Kapital in seinem Ärger greift, sind Repression, Bestrafung der Fehler, verschärfte Überwachung und Disziplin.
Gewerkschafter und Journalisten, Unternehmer und Minister wetteifern miteinander, »dem leidvollen Problem der angelernten Arbeiter, diesen Opfern des Wachstums, ins Gesicht zu schauen. Jeder muß die Möglichkeit haben, sich in seiner Arbeit zu entfalten. Schluß mit den repetitiven Arbeiten!« Nach Meinung der UAW »betrachten die älteren Arbeiter die Arbeit als eine Tugend und eine Pflicht, nicht aber die jungen, und deren Standpunkt muß in die Überlegungen einbezogen werden.« J. Godfrey von der GMAD hat erkannt: »Unter den Jungs, die die Fließbandarbeit nicht mögen, gibt es auch solche, die ganz einfach die Arbeit nicht mögen, wohin man sie auch stellt.« [16] Deshalb ist Reformbereitschaft notwendig.
All dies Geblubber macht die Auflösung einer Gesellschaft deutlich, die durch die phantastische Entwicklung ihrer Produktivität die eigenen Fundamente untergraben hat. Man übt Selbstkritik, man verspricht, sich zu bessern, aber man will nicht über die einzige ernsthafte Lösung reden: Die Abschaffung der Arbeit.
Die Kritik dieser Herren konzentriert sich auf den repetitiven Charakter der Handgriffe. Der Feind der Humanisten ist nicht das Kapital - Motor des Fortschritts - sondern die fürchterliche Wiederholung. Man muß dem Volk Abwechslung verschaffen und es wird glücklich sein.
Es stimmt, daß Fließbandarbeit zugleich mühsam und repetitiv ist, aber es stimmt nicht, daß ihre repetitive Zurichtung an sich schon besagt, daß sie mühsam ist. Es gibt Arbeiten, die nicht repetitiv und doch anstrengender als Fließbandarbeit sind. Und es gibt Aktivitäten - z.B. Vögeln oder Schaukeln -, die sind repetitiv, ohne mühsam zu sein. Wenn die Arbeit am Band mühsam ist, dann nicht weil sie repetitiv ist, sondern weil sie Arbeit ist.
Charakteristisch für die Fließbandarbeit ist, daß die Tätigkeit des Menschen direkt vom Rhythmus der Maschine als der Inkarnation des Kapitals dominiert, organisiert und bestimmt wird. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Arbeitern verliert der Bandarbeiter die Möglichkeit, an der Verwaltung seiner eigenen Entfremdung teilzunehmen. Seine Tätigkeit ist dem Kapital unterworfen, nicht nur, was ihre Ziele anbetrifft, sondern selbst in ihrer Form. Er verliert die Illusion der Freiheit, aber auch die Freiheit sich Illusionen zu machen. Er weiß: wenn seine Arbeit mühselig ist, dann liegt das nicht an der Faulheit seiner Kollegen oder an der Unfähigkeit des Chefs, sondern daran, daß sein Leben vom Kapital kolonisiert wird.
Die bürgerliche Kritik der Fließbandarbeit schlägt keine andere Lösung vor als die Teilnahme des Arbeiters an seiner eigenen Entfremdung. Dieser Reformismus ist eine Wiederholung dessen, was Marx schon bei Proudhon kritisierte: er »schlägt dem Arbeiter vor, nicht lediglich den zwölften Teil einer Nadel, sondern nach und nach alle zwölf Teile anzufertigen. Der Arbeiter würde so zu der Wissenschaft und dem Bewußtsein der Nadel gelangen.« [17]
Aber Lordstown bietet nicht nur einen Beweis für die Unfähigkeit des Kapitals, den fundamentalen Problemen zu begegnen, die ihm seine eigene Entwicklung stellt, es läßt auch eine kommunistische Antwort auf die Fragen sichtbar werden, die das Kapital nicht zu lösen weiß.
Sie tun nichts, sie sagen nichts. Sie wollen? Nichts.
Das Folgende ist im vergangenen Juni in einem mittleren Unternehmen des Werkzeugbaus in der Pariser Region abgelaufen. Ein Unternehmen ohne Probleme, mit eher jungem Personal und geringer gewerkschaftlicher Organisation.
An einem Montagmorgen bricht in einer Abteilung ein Streik aus und verbreitet sich. Am Abend steht die Fabrik still, aber ohne daß die Bewegung die Angestellten (encadrement) mitreißt. Diese sind im Gegenteil überrascht: man hat den Streik nicht kommen sehen. Die Gesichter der Protestierenden sind entspannt, und der Tag geht zu Ende, ohne das irgendeine Forderung gestellt wird.
Unveränderte Situation am nächsten Morgen. Die Arbeiter sind da, vollzählig, plaudern, spielen Karten. Die Direktion, perplex, kontaktiert die Repräsentanten der Belegschaft und drängt sie dazu, das Ziel des Streiks zu definieren. Umsonst: Nicht eine einzige Forderung kommt heraus.
Am Mittwoch herrscht in den Hallen festliche Stimmung. Die Streikenden improvisieren Lustspiele, eine Art unfreiwilliger Psychodramen, wo das Leben und die kleinen Widerwärtigkeiten des Alltags im Betrieb gutmütig nachgespielt werden. Der Unternehmer wird ohne Gehässigkeit dargestellt.
Am Donnerstag glaubt die Direktion, aus der Fassung gebracht, die Situation klären zu können, indem sie eine Urlaubsprämie von 300 F. ankündigt. Diese gute Nachricht ist ein totaler Schlag ins Wasser. Die Streikenden haben nichts gefordert und wünschen anscheinend nichts weiter, als die Maschinen ruhen zu lassen.
Die Woche geht zu Ende ohne eine neue Wende, und am folgenden Montag ist jedermann an seinem Posten, als wäre nichts geschehen. Die Direktion wird niemals wissen, welcher Dämon das Unternehmen befallen hatte.
Erstaunlicherweise ist diese Geschichte wahr.
(Le Management, Dezember 72)III
»Wenn der Finger auf den Mond zeigt, betrachtet der Törichte den Finger.«
Der Bourgeois - oder sein Bruder der Bürokrat - sperrt die Augen auf und sucht den Schlüssel in den Folgen, die die Aktion der Arbeiter für die Organisation der Arbeit nach sich ziehen könnte. Er sieht nicht, daß der Schlüssel allein in der Revolte selbst liegt, in dem von den Arbeitern getragenen Vorstoß gegen die Organisation der Arbeit, das heißt gegen das Kapital. Die Programmierung seines Hirns verbietet ihm, sich vorzustellen, daß das Handeln die materiellen Gegebenheiten hinter sich lassen kann. Das Kapital kann sich Veränderungen nur in der Art und Weise vorstellen, daß die Materie das Handeln bestimmt.
So wie die Arbeit nur insofern nützlich ist, als sie das Kapital in Bewegung setzt und dessen Wert vergrößert, finden die Arbeiterrevolten nur Interesse hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf das Kapital. Anstatt zu beobachten, was die Arbeiter machen, versuchen die Bourgeoisideologen sich vorzustellen, was die Arbeiter erreichen möchten. Man sieht in der proletarischen Praxis nur einen Störungs- oder einen Modernisierungsfaktor des Systems, niemals aber einen Entwurf zu dessen Überwindung.
Zwangsläufig wird die Arbeiterrevolte in Teilsiegen oder Niederlagen vorübergehend sich selbst untreu, modifiziert also das System, anstatt es zu zerstören. Selbst wenn die Revolte »wilde« Formen annimmt, kann sie dem Ende nicht entkommen. Und gerade darauf gründen die Gewerkschaften als Händler der Ware Arbeitskraft ihr Überleben. Aber die Arbeiterbewegung läßt sich nicht auf ihre direkten und beschränkten Auswirkungen reduzieren; die Bedeutung des Handelns liegt nie allein in seinem unmittelbaren Ergebnis. Auch die Arbeit selbst bildet nicht nur den Ursprung dieses oder jenes Gegenstandes. Sie sichert darüberhinaus Produktion und Reproduktion der sozialen Klassen. In seinen Kämpfen läßt das Proletariat heute in ersten Ansätzen erkennen, daß es nicht mehr reformistisch ist, selbst wenn es sich mit Reformen zufriedenzugeben muß. Immer wieder spielt sich ein bezeichnender Vorgang ab: Menschen treten in Streik. Erst danach - oft erst mehrere Tage später - fangen sie an, Forderungen aufzustellen.
Kommunistisches Handeln geht nicht aus der Neuorganisation, der Demokratisierung oder Selbstverwaltung der Arbeit auch fortgeschrittenster Art hervor. Es setzt sich nicht an die Stelle der Arbeit. Es besteht auch nicht in einer Abwandlung der heute gegebenen Produktionsgewohnheiten unter den Schlägen oder im Gefolge einer Revolution. Es breitet sich mitten im Herzen der alten Welt aus, in der Gestalt subversiver Kämpfe gegen die herrschende Organisation des Lebens. Sabotage, Plünderung und Streikaufruhr sind seine Merkmale auf früher Entwicklungsstufe. Im Voranschreiten muß das kommunistische Handeln dies Stadium der Negation hinter sich lassen. Das schafft es nicht aus sich selbst heraus, denn es wird älter und vernünfig. Doch die Dynamik seiner eigenen Folgewirkungen treibt es voran, seine eigene Logik und die neuen Aufgaben, vor die es gestellt wird.
Der Kampf der Arbeiter von Lordstown ist kommunistisch, weil er das Kapital angreift und weil er sich schon fundamental von der Arbeit unterscheidet. Sein erstes Kennzeichen ist die Spontaneität. Das heißt nicht, er hätte sich planlos und unorganisiert entwickelt. Der Gegensatz von Spontaneität und Organisation gehört zum bürokratischen Denken, das sehr wohl die Realität der Spontaneität erkennt, sich allerdings das Monopol der Organisation reservieren möchte.
Den Arbeitern fehlt angeblich noch das Bewußtsein. Ein Delegierter der CFDT meint: »Nicht die angelernten Arbeiter, die am meisten von der Arbeit abgestumpft sind, können die Produktionsverhältnisse verändern, sondern diejenigen, denen trotz ihrer Arbeit genügend Möglichkeiten zum Nachdenken bleiben, um zu einer Bewußtseinsbildung zu gelangen.« [18] Nicht nur die Arbeit verdummt, der Syndikalismus auch. Das Bewußtsein hat in Lordstown ebensowenig gefehlt wie die Organisation. Nur handelte es sich eben nicht um ein ideologisches Bewußtsein, sondern um ein Bewußtsein, das an die Situation und an bestimmte Handlungsmöglichkeiten gebunden war.
Was die Arbeiter in Lordstown gemacht haben, war direkt vom Bewußtsein ihrer Lage bestimmt, von ihren Interessen und den gegebenen Risiken. Dabei negierten sie sich als Proletarier und Lohnabhängige. Die Entfremdung des Arbeiters besteht darin, daß sein Handeln einer ihm fremden Logik unterworfen ist. Soweit er handelt, ist dieses Handeln fremdbestimmt, wird er behandelt. Seine Lage erinnert an einen Ruderer, der eine Galeere vom Schiffsraum aus in Bewegung setzt, ohne Einfluß auf die Bestimmung des Ziels zu haben und ohne die Leistungsanforderungen zu den Notwendigkeiten der Navigation in Bezug setzen zu können.
Im Kampf wird der Arbeiter wieder Herr seiner selbst und gewinnt die Kontrolle über das eigene Handeln zurück. Die Tabuzonen um die Maschinen und der knechtende Ernst der Fabrikrealität verflüchtigen sich. Mit der Sabotage und mit allen Verhaltensweisen, die die Arbeitsorganisation durchkreuzen, hält der Spaß wieder Einzug ins Zuchthaus des Lohnsystems. Die Freude kann sich zu einem gesunden und hellsichtigen Rausch steigern, wenn es um eine kollektive und organisierte Aktionen geht. Die Panik, die sich unter der Direktion und den Aufsehern der Galeerensträflinge ausbreitet, stachelt den Rausch nur weiter an: Die Ohnmacht hat die Seiten gewechselt!
Hier eine Beschreibung dessen, was sich 1968 in einer Automobilfabrik in der Nähe von Detroit ereignet hat:
»Man bemerkte zunächst in bestimmten Teilen der Fabrik organisierte Sabotageakte. Am Anfang wurden Montagefehler gemacht oder Teile weggelassen, und zwar in erheblich größerem Ausmaß als normal, sodaß schon bei der ersten Inspektion zahlreiche Motoren zurückgeschickt werden mußten. Die Organisierung der Aktion lief über verschiedene Absprachen zwischen den Prüfern und einigen Abteilungen der Montage, wobei durchaus gemischte Gefühle und Motivationen bei den betroffenen Arbeitern bestanden: Einige waren fest entschlossen, andere suchten nach einer Art Rache und wieder andere nahmen nur daran teil, um sich zu amüsieren. Jedenfalls entwickelte sich die Bewegung in einer enthusiastischen Stimmung ...
Am Prüfstand und beim Probelauf - für den Fall, daß ein Motor das Band ohne schreiende Fabrikationsfehler zu verlassen hatte - klärte immer ein ordentlicher Schlag mit dem Schraubenschlüssel auf den Ölfilter, den Verteiler oder auf das Kurbelgehäuse das Notwendige. Manchmal wurden Motoren einfach deshalb zurückgeschickt, weil sie nicht leise genug liefen ...
Die Projekte, die während der unzähligen Versammlungen aus der Taufe gehoben wurden, führten schließlich zur Sabotage der gesamten Produktion im Werk für V8-Motoren. Ebenso wie die V6-Motoren wurden die V8-er fehlerhaft montiert oder auf ihrem Weg beschädigt, sodaß sie zurückgeschickt werden mußten. Mehr noch, die Prüfer gingen soweit, nach dem Probelauf drei von vier oder fünf Motoren zurückzuschicken...
Ohne das geringste Eingeständnis der Sabotage auf Seiten der Arbeiter mußte sich der Chef zu einer Ermahnung aufraffen. Er begann mit einer umwundenen Darlegung, die wohl auch ihn selbst ein wenig verwirrte. Er versuchte den Jungs zu erklären, daß sie nicht alle Motoren zurückgehen lassen müßten, auch wenn sie offensichtlich von schlechter Qualität wären. Aber darüber konnte er mit ihnen nicht Klartext reden. Alle Versuche waren umsonst, denn die Arbeiter trieben es auf die Spitze. Sie versicherten ihm unermüdlich, daß ihre Interessen und die der Firma identisch wären; es sei ihre Pflicht, bei den Produkten auf höchste Qualität zu achten...
Im Verlauf des Sommers wurde ein Programm der rotierenden Sabotage auf der Ebene der gesamten Fabrik ausgearbeitet, um freie Zeit herauszuschinden. Auf einer Versammlung teilten sich die Arbeiter die Nummern 1 bis 50 oder mehr zu. Ähnliche Zusammenkünfte gab es auch in anderen Teilen der Fabrik. Jeder Arbeiter war verantwortlich für einen bestimmten Zeitraum von etwa zwanzig Minuten innerhalb der nächsten zwei Wochen und sobald seine Zeit anfing, stellte er irgend etwas an, um die Produktion in seiner Abteilung zu sabotieren, wenn möglich schwer genug, um das ganze Band zu stoppen. Sobald der Chef seine Mannschaft losschickte, um den »Fehler« zu beheben, fing dasselbe an einem anderen Schlüsselpunkt wieder an. Auf diese Weise begab sich die Fabrik während gut einiger Wochen für fünf bis zwanzig Minuten pro Stunde zur Ruhe; entweder das Band stand still oder es gab keine Motoren auf den entsprechenden Bändern. Die angewandten Sabotagetechniken selbst sind sehr zahlreich und unterschiedlich, und ich übergehe die, die vor allem in den anderen Abteilungen angewandt wurden.
Bemerkenswert ist an all dem das Niveau der Zusammenarbeit und Organisation der Arbeiter innerhalb der selben Abteilung und auch zwischen den verschiedenen Abteilungen. War diese Organisation auch vor allem eine Reaktion auf ein gemeinsames Aktionsbedürfnis, so erwies sie sich doch zugleich als Mittel, die Sabotage durchzuführen, Sammlungen zu machen oder selbst Spiele und Wettbewerbe zu organisieren, die den Arbeitstag in eine lustvolle Aktivität verwandeln. Genau das entwikkelte sich in der Prüfabteilung für Motoren ...
Die Kontrolleure am Prüfstand organisierten einen Wettkampf mit den Kurbelwellen. Dazu mußten sie am Eingang der Abteilung Wachposten aufstellen und es mußten Vereinbarungen mit den Arbeitern des Motorenbandes getroffen werden, z.B. die Kurbelwellen bestimmter, aufs Geratewohl herausgegriffener Motoren nicht völlig zu befestigen. Hörte ein Prüfer verdächtige Geräusche, so brüllte er allen zu, aus der Abteilung zu kommen. Die Arbeiter verließen sofort ihre Arbeit, um sich hinter den Kisten und Gestellen in Sicherheit zu bringen. Sodann brachte er den Motor auf 4000 oder 5000 Umdrehungen. Dadurch machte er alle Arten von Lärm und tat Schläge wie eine Schrottkiste, um schließlich zu verrecken. Mit einem trockenen Knall ließ die Kurbelwelle das Gehäuse zerbersten und flog ans andere Ende der Abteilung. Die Jungs verließen nun ihre Deckung unter Hurrarufen, und mit einem Stück Kreide wurde ein weiterer Punkt für diesen Prüfer an der Wand markiert. Der Wettbewerb zog sich über mehrere Monate hin, und mehr als 150 Motoren flogen auf diese Weise auseinander. Und die Wetten gingen lustig weiter.
In einem anderen Fall fing alles mit zwei Arbeitern an, die sich an einem heißen Tag mit Wasserschläuchen bespritzten, die in der Prüfabteilung benutzt wurden. Das entwickelte sich in der ganzen Abteilung zu einer offenen Feldschlacht mit den Wasserschläuchen, die mehrere Tage dauerte. Der Großteil der Motoren wurde entweder nicht beachtet oder in aller Eile abgenommen, damit die Leute für die Schlacht frei waren - in vielen Fällen wurden die Motoren demoliert oder beschädigt, um sie rasch loszuwerden. Im allgemeinen waren zehn bis fünfzehn Wasserschläuche bei der Schlacht in Aktion, alle mit einem Wasserdruck, wie man ihn beim Feuerlöschen verwendet. Die Wasserfontänen spritzten von überall, die Jungs lachten, schrien und liefen in alle Richtungen. In dieser Atmosphäre gab es nur sehr wenige, die Lust hatten, ihre Arbeit zu machen. Die Abteilung war regelmäßig bis zur Decke überschwemmt und alle Leute völlig durchnäßt. Bald schafften sie alle möglichen Wasserpistolen, Gartenschlauch und Eimer herbei und das Spiel nahm die Ausmaße eines riesigen Jahrmarkts an. Einer ging mit der Badekappe seiner Frau auf dem Kopf herum, was den Rest der Fabrik, die nicht auf dem laufenden war über das, was sich in der Prüfabteilung abspielte, unheimlich amüsierte. ...
In dramatischer Form drückte sich der dauernde Konflikt mit der bürokratischen Rationalisierung jeden Tag bei Schichtende aus. Der Großteil der Arbeiter, die nicht am zentralen Montageband stehen, haben ihre Arbeit beendet, sind gewaschen und fertig zum Aufbruch - gut fünf Minuten, bevor die Sirene heult. Mit dreißig oder vierzig Vorarbeitern auf der einen und dreihundert oder vierhundert Arbeitern auf der anderen Seite fangen die Jungs alle zusammen an zu heulen, um den Lärm der Sirene zu imitieren und stürzen sich auf die Stechuhren, wobei sie die Vorarbeiter buchstäblich zerdrücken, stechen im Eiltempo und sind bereits aus der Fabrik, wenn die Sirene - diesmal die richtige - sich unter das Johlen mischt.« [19]
Die Arbeiter stellen der kapitalistischen Arbeitsorganisation keine neue Organisation der Arbeit gegenüber, sondern die Organisation ihres Kampfes und ihrer Spiele. Sie reißen die Trennwände zwischen den Abteilungen nieder, führen Bewegungsfreiheit und Freiheit der Kontakte für die Arbeiter innerhalb der Fabrik ein.
Die Direktion von Berliet suchte kürzlich ihre Beschäftigten daran zu erinnern, daß »Umzüge innerhalb der Fabrik verboten sind«. Sie fügte hinzu: »Die unerwarteten und wiederholten Arbeitseinstellungen, die die Produktion in Unordnung bringen und die willentlichen Beschränkungen der Arbeit, um die Produktion zu bremsen, werden nicht als normale Ausübung des Streikrechts betrachtet.«
Mit der Sabotage wird das Machtverhältnis des Kapitals zum Arbeiter umgekehrt. Während in der Arbeit die Ware dem Arbeiter gegenüber ein Instrument der Unterwerfung darstellt, stellt er sie nun zurück auf ihren Platz als einen Gegenstand, dessen er sich bedient.
Man sollte sich nicht über den zerstörerischen Charakter täuschen, der die kommunistische Praxis kennzeichnet, wenn wie sie aus dem Schoß des Kapitalismus heraustritt. Sie ist schon Produzentin von Gebrauchswert. Die Sabotage zerstört den Warenwert (d.h. sie trägt zum Verlust von Geldwert bei), indem sie den Gebrauch angreift, den man von einer Ware machen kann (dem nützlichen Teil eines Autos z.B.), sie schafft aber Gebrauchswert für den Arbeiter, indem er sich freie Zeit herausholen oder Druck auf den Unternehmer ausüben kann.
Wer der Sabotage vorwirft, sie sei eine destruktive Handlung, machen ihr einen schiefen Prozeß. Alle produktive Tätigkeit ist auch destruktiv. Jeder Akt der Produktion ist auch ein Akt der Konsumtion; er ist eine bloße Verwandlung des Stoffs. Über die Anwendung von Zerstörung hat das Kapital keine Lektionen zu erteilen. Es geniert sich nicht, Maschinen und industrielle Einrichtungen innerhalb sehr kürzester Zeiträume zu amortisieren, den Planeten zu verseuchen und sich von Zeit zu Zeit einen kleinen Krieg zu leisten. Es zögert nicht, den Gebrauchswert auf dem Altar des Tauschwerts zu opfern. Was bei der Sabotage geschieht, ist davon das genaue Gegenteil.
Die Arbeiter, für die das Arbeitswerkzeug keine heilige Sache mehr ist, deren ursprüngliche Funktion man unter keinen Umständen umkehren darf, die sich nicht länger damit abfinden, ihr Leben vor den Götzenbildern zu opfern, werden zur richtigen Zeit am besten wissen, wie sich die vom Kapital ererbten Instrumente am besten nutzen lassen. Sie werden wieder alles in Gang zu setzen wissen, was notwendig ist, um die revolutionären Aufgaben zu meistern: sich kleiden, sich ernähren, sich schützen, sich bewaffnen, ... LEBEN.
Eine solche Praxis unterscheidet sich radikal von der Betätigung all jener Mechanismen, die zur Kanalisierung und Entwertung der Energie des Proletariats dienen. Genauso wie das Proletariat seine Theorie in bestimmten Handlungen ausdrücken kann, genauso können bestimmte Handlungsmuster zu reinem Gewäsch werden. Die Prozessionen zum 1. Mai sind nur noch Fossilien der spontanen Aufstände, durch die das Proletariat des 19. Jahrhunderts seine Existenz zur Geltung brachte. In Warnstreiks und anderen Formen von Scheingefechten handelt man nicht mehr direkt, um seinen Willen durchzusetzen. Man versucht nur seine Unzufriedenheit zu zeigen, sich Gehör zu verschaffen. Erst kürzlich haben wir erlebt, wie eine Fabrikbesetzung sich dank dem Wohlwollen der Gewerkschaften in einen Schutz der Produktionsanlagen verwandelte. Gewisse extremistische Bürokraten sind sogar bis zu dem Versuch gegangen, die Sabotage zu vereinnahmen. Die Parole der Maoisten: »Sabotage ist richtig!« bedeutet genau das. Hier ist die Sabotage nicht mehr Antwort auf eine konkrete Situation, sondern eine gute Sache an sich. Auf die Sabotage des Fetischs folgt der Fetisch der Sabotage.
Wir wollen keine Illusionen über die amerikanische Arbeiterklasse nähren. Viele Lernschritte liegen noch vor ihr. Das Proletariat wird sich als politische oder vielmehr als antipolitische »Partei« konstituieren müssen, um den bürgerlichen Staatsapparat zu bekämpfen und schließlich zu siegen. Es ist ein Zeichen der Reife der modernen Revolution, daß sie sich nicht zuerst auf politischem Niveau entwickelt. Damit zeigt sie sich den proletarischen Aufständen der Vergangenheit überlegen, die gegen den Staatsapparat anrannten, ohne die Gesetze der Warenwirtschaft genügend untergraben zu haben. Das Problem der sozialen Revolution besteht keinesfalls darin, sich des bürgerlichen Staates zu bemächtigen oder seinen eigenen Staat zu formieren, um die Ökonomie von oben her umzuwandeln. Wenn das Proletariat in der Vergangenheit dazu verführt werden konnte, durch die Vermittlung einer politischen Macht zu handeln, so zeigt sich darin nicht Stärke sondern Schwäche.
Das Proletariat muß seine Stellung in der Produktion ausnutzen, gerade verfügt es über einen starken Hebel, um den bürgerlichen Staat zu überwinden. Hier wird kein Rückfall in den alten Mythos vom Generalstreik propagiert, dem Märchen vom Zusammenbruch des Staates wegen Lähmung der Wirtschaft. Es geht darum, die Mechanik des Tauschs und des Lohnsystems zu sabotieren, die Barrieren zwischen den Fabriken niederzureißen, um die Kräfte der Menschen und der Materie aus dem Joch der Ökonomie zu befreien.
Fußnoten:
[1] Dieser Artikel ist eine Übersetzung der in Frankreich erschienenen Broschüre »Lordstown 72 ou les Déboires de la General Motors«, herausgegeben von der Gruppe: Les amis de 4 millions de jeunes travailleurs, B.P. 8806, 75261 Paris Cedex 06
Wir haben die Übersetzung aus »Schwarze Protokolle«, April 1974, nach dem französischen Text überarbeitet und ergänzt.[2] General Motors Assembly Division, das organisatorische Dach für alle Montagewerke des Konzerns
[3] Quelle: »Informations Correspondance Ouvrière« (März-April 1972)
[4] Aus einem Artikel des »New York Review« vom 23. März 1972
[5] Karl Marx, Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte, MEW Bd. 8, S. 118
[6] Aus einem Artikel der »New York Review« vom 23. März 1972
[7] Norbert Wiener, »Kybernetik und Gesellschaft«, insbesondere das Kapitel »Erste und zweite industrielle Revolution«
[8] Devaux: Automates, Automatisme, Automation
[9] Aus einem Artikel der »New York Review« vom 23. März 1972
[10] Assembly Line Production and Control Activity
[11] Quelle: »Informations Correspondance Ouvrière«, (März-April 1972)
[12] Aus einem Artikel der »New York Review« vom 23.März 1972
[13] Als ein Arbeiter bei Lordstown gefragt wurde: »Wie sieht`s denn montags, den Sommer über, in der Fabrik aus?«, antwortete er: »Ich weiß nicht, ich war montags noch nie drin.« (Sunday Telegraph, 2.12.73.)
Ein anderer Arbeiter, der gefragt wurde: »Warum gehst du denn nur 4 Tage in der Woche arbeiten?«, erwiderte: »Weil ich in 3 Tagen nicht genug verdiene.« (Newsweek, 7.2.73.)[14] Aus einem Artikel der »New York Times«, zitiert nach »Informations Correspondance Ouvrière« (März-April 1972)
[15] »Wie das schnellste Band der Welt stehenblieb« von Jim Wargo in »L`Expansion« vom März 1972
[16] Gary Bryner, der Präsident der Lordstown-Bezirksorganisation der UAW, sagte am 25. Juli 1972 vor dem Untersuchungsausschuß des US-Senats über »Arbeitskraft und Armut" (Vorsitz: E. Kennedy): »Es gibt Symptome für die Widerspenstigkeit der Arbeiter in unserer Fabrik. ... Die Rate der Abwesenheit ist, wie sie gesagt haben, beständig höher gegangen. Die Rate der Abwanderung ist enorm. Der Gebrauch von Alkohol und Drogen wird ein immer größeres Problem. Ebenso wie die Gleichgültigkeit ... innerhalb der Gewerkschaftsbewegung gegenüber den Gewerkschaftsführern und gegenüber der Regierung. ... Der Arbeiter ist bis zu einem solchen Maß widerspenstig geworden, daß er die Führung seiner Gewerkschaft und der Regierung verwirft. ... Er hat mit dem gesamten Establishment gebrochen. Das führt ins Chaos ...«
Bryner fuhr fort, die Rolle der Gewerkschaften folgendermaßen zu beschreiben: »Wir müssen die Frage der Lebensqualität aufgreifen, wir müssen uns damit mit aller Kraft beschäftigen, und wir müssen die Leute in diesem Land, die der Grundpfeiler unserer Ökonomie sind, die die Steuerlast tragen, erreichen. Und wenn wir sie der Regierung, der Gewerkschaftsführung abspenstig machen, wohin zum Teufel werden sie gehen? Sie gehen zu den radikalen Gruppen. Sie werfen alle Teile des Establishments ab und gehen woanders hin.«[17] Karl Marx, Das Elend der Philosophie. MEW Bd. 4, S. 157
[18] L`Expansion, März 1972
[19] Aus dem Artikel »Die Gegen-Organisation in der Abteilung« in »Radical America«, zitiert nach »Informations Correspondance Ouvrière«, März/April 1972