Aktualität der Revolution Klassenzusammensetzung und Untersuchung:

Die theoretisch/praktischen Kernpunkte des Operaismus

Den Operaisten ging es um die Aktualität der Revolution in Westeuropa, also in der Gegend der Welt, in der man selber lebt - auch zu Beginn der 60er Jahre suchte man nach ihr in allen Teilen der Welt und bei allen möglichen Subjekten, nur nicht bei sich selber! Das haben die Operaisten umgedreht, und das sollte sich kurz danach, in den Bewegungen 1968 ff. auch bestätigen.

Die Frage nach den aktuellen Möglichkeiten der Revolution lässt sich nicht mit Scholastik und Geschichtsphilosophie beantworten, sondern lenkt die Aufmerksamkeit auf die Untersuchung. Hier kommen der Kern und die größte Innovation der operaistischen Methode zum Tragen: Bereits bei ihren ersten Untersuchungen und Kontakten zu Belegschaften war ihnen klar geworden, dass die reale Arbeiterklasse eine andere ist als die vor 100 und sogar als die vor 50 Jahren. Sie entwickelten deshalb den Begriff der »Klassenzusammensetzung«: die Klasse ist nach Qualifikation, Geschlecht, Status, Herkunft usw. unterschiedlich zusammengesetzt und sie hat Kampfformen und Kampfinhalte, die sich mit ihrer Zusammensetzung (historisch, geografisch usw.) ändern. Der Operaismus fragt eben nicht danach, ob »die Arbeite«r oder »die Studenten«, »die Technike«r oder »die Randgruppen« »das revolutionäre Subjekt« seien, sondern sucht in der Neuzusammensetzung des gesellschaftlichen Gesamtarbeiters die Tendenz zur Revolution.

Diese Suche kritisiert sehr radikal »alles«: die kapitalistische Technologie, die Spaltung der Proleten nach Geschlecht und Status, die gesamte Gesellschaft (»Fabrikgesellschaft«). Mit dieser Radikalität und seiner Betonung der »Untersuchung« liegt der Operaismus sehr viel dichter bei Marx, der ja auch einen »Arbeiterfragebogen« entworfen und benutzt hatte, als die ganzen »Marxisten«, die aus seiner Methode eine Weltanschauung gebastelt hatten.

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