Wildcat Nr. 72, Januar 2005, S. 58–61 [w72_multitude.htm]
Das produktive Fleisch
der Multitude
Michael Hardt / Antonio Negri
Multitude – Krieg und Demokratie im EmpireFrankfurt/New York 2004 (Campus)
432 Seiten, 34,90 Euro
ISBN 3-593-37410-2
Vor knapp vier Jahren wurde das Buch Empire von Michael Hardt und Toni Negri überraschend zum Star im Feuilleton und in linken Diskussionszirkeln. Es lieferte Antworten auf ein wachsendes Bedürfnis, die weltweiten Umwälzungen durch Kriege, globalisierte Produktion und neue Kämpfe zu begreifen. Nach Jahrzehnten der Ausdifferenzierung von Identitäten und Dekonstruktion von Begriffen versuchte Empire eine neue Synthese aus Marxismus, Poststrukturalismus, Feminismus und Postmoderne. Empire bejahte die Globalisierung als neue Stufe von Vergesellschaftung und stellte die gemeinhin »Globalisierungsgegner« genannte Bewegung als die fundamental neue globale Kraft dar, die dem Empire, der neuen netzwerkförmigen und ortlosen Form der kapitalistischen Herrschaft Einhalt gebieten kann: die Multitude. Nun ist der Folgeband Multitude erschienen – gleichzeitig in mehreren Sprachen und zu einem Zeitpunkt, da die globale Bewegung in einer Krise steckt. Er schlägt unbeirrt das politische Projekt der Multitude vor. Mit den zahlreichen Kritiken an Empire setzt sich der Band an keiner Stelle ernsthaft auseinander. Stattdessen haben sich Hardt und Negri für ihr zweites gemeinsames Buch offensichtlich vorgenommen, den Slogan »Eine andere Welt ist möglich« zu beweisen und die »Sehnsucht« nach einer »besseren sozialeren Welt« wachzuhalten.
»Die Multitude ist eine diffuse Ansammlung von Singularitäten, die ein gemeinsames Leben produzieren; sie ist eine Art soziales Fleisch, das sich zu einem neuen sozialen Körper zusammensetzt. Das ist es, was die Biopolitik ausmacht. Das Gemeinsame nämlich, das zugleich künstliches Ergebnis und konstitutive Grundlage ist, bildet die mobile und flexible Substanz der Multitude.« (384)
Noch nie zuvor verfügten die Proletarisierten und zur Arbeit Gezwungenen dieser Welt über einen solchen Stand an Wissen und Möglichkeiten, miteinander zu kommunizieren; noch nie waren sie so sehr in der Lage, die Produktion gemeinsam zu organisieren, schien »das Kapital« nur noch überflüssig und zerstörerisch. Warum scheint trotzdem der Kommunismus so fern, die Leute so unorganisiert und vereinzelt?
Negri und Hardt versuchen darauf einerseits mit einer »Utopistik« à la Wallerstein zu antworten. Sie haben aber nicht dessen »nüchternen Blick« auf die Entwicklung der Gesellschaftssysteme, sondern beschwören eine Tendenz, die sie darin ausmachen. Zweitens plädieren sie für politische Einmischung, denn die Bedingungen, um Einfluss zu nehmen, seien heute mehr denn je gegeben.
Krieg, Klasse, Kissin
Das Buch gliedert sich in die drei großen Kapitel Krieg, Multitude und Demokratie.
Im ersten Kapitel wird noch einmal herausgearbeitet, dass die Legitimation der Weltordnung heute in erster Linie auf Krieg beruht. Im Rückblick werden seine unterschiedlichen Formen in den letzten 40 Jahren – vom Guerillakrieg bis zur Aufstandsbekämpfung – behandelt, um zum neuen »netzwerkförmigen« Krieg zu kommen, wie er der neuen netzwerkförmigen Herrschaft (und auch der netzwerkförmigen Multitude) entspricht. Hier wird der Diskurs etwas netzförmig, andere würden sagen, er verliert sich – zumal auch Al Qaida ausdrücklich »Netzwerk« heißt.
Nach diesen Fingerübungen kommt das zweite Kapitel zur Sache und will »Multitude« als Klassenbegriff darlegen. Das geht dann so: Die Marxsche Konzeption der Klasse unterscheide sich von liberalen Modellen darin, dass sie durch den Klassenkampf determiniert sei. Klasse sei ein politisches Konzept, eine Klasse bilde dann und nur dann ein kollektives Ganzes bilde, wenn sie gemeinsam kämpft. Klasse sei eine konstituierende Setzung, ein Projekt.
Sodann wird das Projekt »Multitude« in immer neuen Anläufen vor allem ontologisch entwickelt: Die Menge besteht aus singulären Subjekten, nicht Individuen, denn es gibt keine autonomen Lebewesen außerhalb einer Gemeinschaft. Die Menge braucht im Gegensatz zur Masse keinen Führer. Sie bildet auch keinen einheitlichen sozialen Körper wie das Volk, sondern ist Vielfalt.
Das dritte Kapitel »Demokratie« behandelt die weltweite Krise der Repräsentation einerseits und ein weltweites rastloses Streben nach Freiheit und Demokratie andererseits. Krieg dem Krieg und Demokratie sei das politische Projekt der Multitude, die sich flexibel zwischen neuen institutionellen Strukturen und einem schlagenden Ereignis, einem »Bruch« bewegt. Dafür taugten die alten Gewehre nicht mehr, man brauche neue, nicht destruktive Waffen und einen defensiven Gewaltbegriff. Als Beispiele werden die weltweite AntiKriegsdemo im Februar 2003 oder der Druck illegaler Einwanderung genannt. Sobald konkrete Aktionsvorschläge gemacht werden, wird’s banal: kiss ins, wo Frauen Frauen und Männer Männer küssen. Trotz allem das Kapitel, das sich am interessantesten liest.
KPD: Kommunismus, Politik, Dialektik
Der Begriff »Klasse« wird rein politisch bestimmt, für deutsche Ohren klingt es geradezu antiimp-mäßig, auf jeden Fall ist es ein Bruch mit dem Konzept »Klassenzusammensetzung«. Wenn die Autoren von der »ökonomischen Konzeption der Multitude« schreiben, die ein politisches Projekt braucht, dann scheint hier die alte Idee Negris durch, dass in der Ökonomie schon alle Voraussetzungen des Kommunismus vorhanden seien (»immaterielle Arbeit«), allein die Macht (des Kapitals, des Empire, etc.) verhindere ihn, deshalb braucht es … die Partei, den bewaffneten Kampf, die intellektuelle Aufklärung (bitte ankreuzen! je nach Konjunktur).
Am Ende des Buches wird explizit der »Kommunismus des Kapitals« beschworen: »Da das Finanzkapital zukunftsorientiert ist und solch riesige Arbeitsbereiche repräsentiert, können wir darin, so paradox es klingen mag, die sich herausbildende Gestalt der Multitude sehen, wenn auch in verdrehter, verzerrter Form. Im Finanzwesen wird der Widerspruch zwischen dem sich ausweitenden Gemeinsam-Werden unserer zukünftigen Produktivität und der zunehmend eng beschränkten Elite, die sie kontrolliert, extrem. Der sogenannte ‘Kommunismus des Kapitals’, das heißt sein Drang zu einer immer extensiveren Sozialisierung der Arbeit, verweist schemenhaft auf den Kommunismus der Multitude.« (312)
H/N entwickeln aus diesem »Kommunismus des Kapitals« das politische Projekt der Multitude. Auch dies eine alte Idee Negris, die proletarische Revolution werde sich wie die bürgerliche entwikkeln: zunächst entsteht die ökonomische Basis, auf dieser erhebt sich dann das politische Projekt. Dazu passt sein Rückgriff auf Spinoza (oder auch Thomas Jefferson) und dessen Freiheitsvorstellungen des aufgeklärten Bürgertums. Alex Demirovic bemerkt in seinem Aufsatz (siehe unten) richtig, dass historisch die emanzipatorischen Kräfte längst nicht immer »immanenztheoretisch« argumentiert haben, wie dies in Empire mit der Abfolge von Revolution und Gegenrevolution in der Renaissance behauptet wurde. Viel häufiger hätten sie sich auf die Mächte der Transzendenz, auf Gott, die Natur, die Gesetze der Gerechtigkeit berufen. Bereits vor vierzig Jahren hat der Historiker E.P. Thompson in der Entstehung der englischen Arbeiterklasse dieses Spannungsverhältnis in den Kämpfen zu Beginn der Industrialisierung als »moralische Ökonomie der Unterklassen« zu fassen versucht – ein wesentlich überzeugenderer Ansatz als die Immanenz-Gebote von Hardt und Negri.
SPD: Staatstheorie, Pauernkriege, Demokratie
Das Buch ist an vielen Stellen durchaus anregend, bietet interessante Querverweise, vor allem in den kursiv gesetzten Einschiebseln. Doch insgesamt scheint es wenig durchgearbeitet, viele Stellen sind rotzig runtergeschrieben – um einen Erscheinungstermin einzuhalten? Die Aussage etwa, »das traditionelle kapitalistische Eigentumsrecht beruhte auf Arbeit: Derjenige, dessen Arbeit ein Gut produziert, hat das Recht es zu besitzen« (210), drückt doch eher die sozialdemokratische Wunschvorstellung eines reformierten Kapitalismus aus; den Arbeitern, die Kraftwerke produzieren, gehören diese doch nachher nicht! (Das kann passieren, wenn man mit dem Terminus »Arbeitsgesellschaft« hantiert.) An anderer Stelle wird genau hier die Quelle des Antagonismus ausgemacht: der Reichtum, den die Arbeit schafft, wird ihr weggenommen. Aber der Klassenantagonismus besteht doch bereits in der Trennung des Proletariats von den Produktionsbedingungen, in der Unmöglichkeit zu leben, ohne für den Kapitalisten zu arbeiten! Auch die Sache mit der »Demokratie« wird nicht klar: Erst wird lang und breit entwickelt, dass es nicht mehr um Souveränität gehe, nicht um »Volkssouveränität« sondern um die konstituierende Macht der Multitude – warum soll dann die weltweite Bewegung ausgerechnet unter dem Begriff der Demokratie zusammengebracht werden? Und ist mit der »Bildung neuer demokratischer institutioneller Strukturen, die auf den bestehenden Voraussetzungen basieren«(389), womöglich die Demokratisierung der Weltbank gemeint?
Schädlich für die Analyse ist auch die zwanghafte Einteilung der Geschichte in Epochen oder Perioden, was nochmal in dem flammenden Plädoyer für die »Tendenz« begründet wird. Was nicht reinpasst, wird passend gemacht – wenn etwa der deutsche Bauernkrieg ins 17. Jahrhundert verlegt wird, oder die Bewegung der Krankenschwestern in Frankreich auf Anfang der 90er Jahre.
Noch stärker als Empire ist der neue Band in Form eines überlangen Essays oder vieler ineinander übergehender Essays geschrieben, bei denen ständig die Ebenen wechseln: staatstheoretische, philosophische und mystische Diskurse. Ab und zu werden Orientierungspfosten eingeschlagen – doch in den Ausführungen erweisen sie sich als gezielt verteilte Duftmarken, um die LeserInnen bei der Stange zu halten. Obwohl – oder gerade weil? – ständig auf die folgenden Kapitel verwiesen wird, fällt es schwer, bis zum Schluss durchzuhalten. Die immer neuen Anläufe in der Argumentation vertiefen nicht, sondern schachteln sich redundant. Sie werden immer nur als weitere Zutat in eine unerträgliche »biopolitische« Soße gegossen, die sich am Ende in Kitsch auflöst: »Zur rechten Zeit wird ein Ereignis wie ein Bogen den Pfeil mit einem Schlag in diese lebendige Zukunft schleudern. Dies wird der wahre politische Akt der Liebe sein.« (Schlusssatz des Buches, Seite 393)
Fazit: Der Anspruch wird nicht eingelöst
Zugute zu halten ist den Autoren, dass sie »nach vorne« denken und nicht wie so viele andere auf den toten Hund eines »orthodoxen« oder »Arbeiterbewegungs«-Marxismus einhauen, um die eigenen Gedanken als ganz besonders neu darzustellen. Sie mixen häretischen Marxismus, Poststrukturalismus, Dekonstruktivismus, Theorien über Machtbeziehungen, Queertheorien usw. und glauben, mit ihrer Belesenheit alle schlagen zu können. Und weil sie dabei zu viele Interessen bedienen, wird ihre politische Position opportunistisch. Wenn sie nur mal einen Gedanken bis zum Ende ausführten, statt ihn nur tot zu reiten!
Der Anspruch, die Herausbildung neuer Subjekte auf die tatsächlichen Veränderungen in der Arbeit zu beziehen, wird nicht eingelöst. Der übergestülpte Begriff der »immateriellen Arbeit« kleistert all das zu, was herauszuarbeiten wäre. Im Buch wird seitenlang über »Arbeit« philosophiert, ohne je zu sagen, was nach ihrem Verständnis Arbeit ist. So ist etwa zu lesen: »Wenn Produkt der Arbeit nicht materielle Güter, sondern soziale Beziehungen, Kommunikationsnetzwerke und Lebensformen sind, dann wird deutlich, dass die ökonomische Produktion unmittelbar eine Art politischer Produktion oder genauer: der [die?] Produktion von Gesellschaft als solcher impliziert.« (370) Dies soll wohl kann nur heißen, dass im Kapitalismus tendenziell jede Tätigkeit zu »Arbeit« wird.
Die These ist offensichtlich, dass die kapitalistische Lohnarbeit auf ihrem höchsten Entwicklungsniveau, als immaterielle Arbeit zu einer die Gesellschaft neu konstituierenden Kraft wird – aber nicht mehr im Kampf gegen die Arbeit, sondern aus dieser Arbeit heraus. Im Buch ist nie von einem »Umschlag« die Rede, sondern von der Produktion des Gemeinsamen. Wie hat man sich das vorzustellen? Wenn die CallCenterArbeiterIn ihr Zwei-Minuten-Pensum pro Kunde überschreitet, handelt sie bereits gegen den Kapitalisten. Das aufgesetzte Lächeln ist ihr Schutz vor dem Kunden, ihre Distanz, die ihre Würde wahrt, es ist der Hohn auf die Liebe. Es hat nichts zu tun mit einer gemeinschaftlichen Produktion.
In der kommerziellen Softwareproduktion ist eine hohe Kooperationsbereitschaft der Individuen gefordert. Wie in der Fabrik ist es der Kapitalist, der die Arbeiter zusammenbringt, unter dessen Kommando sie die Kooperation entwickeln – und der dafür sorgt, dass sie politisch getrennt bleiben. Das Produkt, das sie gemeinsam herstellen, ist nicht ein Produkt, das ihr Leben schöner macht – und es gehört ihnen auch nicht. Der angebliche Überschuss, der in dieser Art von Produktion entsteht, hat sich bisher nirgendwo in kollektive Kämpfe umgesetzt. Die weltweite Kommunikation per Email oder Chat mit KollegInnen rund um die Welt ist im IT-Sektor heute Bestandteil der täglichen Arbeit. Die elektronische Kommunikation hat viele Barrieren niedergerissen, mit denen sich das bürgerliche Individuum umgab. Aber sie produziert nicht automatisch »das Gemeinsame«.
Materialien zur
Empire-Diskussion
Thomas Atzert / Jost Müller (Hg.)
Immaterielle Arbeit und imperiale Souveränität
Analysen und Diskussionen zu EmpireMünster 2004 (Westfälisches Dampfboot)
292 Seiten, 24,80 Euro
ISBN : 3-89691-545-2
Thomas Atzert / Jost Müller (Hg.)
Kritik der Weltordnung
Globalisierung, Imperialismus, EmpireBerlin 2003 (ID-Verlag)
144 Seiten, 14 Euro
ISBN: 3-89408-089-2
Der Sammelband Immaterielle Arbeit und imperiale Souveränität gibt einen guten Überblick über die in Empire verarbeiteten Theorieansätze. Die meisten der 17 Beiträge argumentieren wissenschaftlich-seriös, bleiben zu ehrfürchtig gegenüber Hardt/Negri und halten sich mit politischen Positionierungen zurück.
Das Buch beginnt mit Aufsätzen über die europäische Ideologie, die Wiederentdeckung Spinozas und über Winstanley, den Theoretiker der Diggers, die im England des 17. Jahrhunderts für die Wiederaneignung von Gemeindeland kämpften. Toni Negri breitet auf 20 Seiten seine Überlegungen über politische Subjekte aus. Jost Müller diskutiert die Krise der kritischen Intellektuellen in Zusammenhang mit der Vermassung der technisch-wissenschaftlichen Fähigkeiten. Empire verweise auf eine neue Rolle der Intellektuellen, die trotzdem eine besondere bleibe: Nicht mehr aus der »Distanz durch Deutung«, sondern hinein diffundiert in die Gesellschaft, die unter der Dominanz der immateriellen Arbeit eine neue Stufe von Vergesellschaftung erreicht habe, könnten sie »eine völlig neue Produktivität erfahren« und »eine Deutung in der sozialen Immanenz der Multitude selbst vornehmen« (141).
Alex Demirovic kritisiert einen wesentlichen »Kunst(be-)griff« von Hardt/Negri – die »Immanenz«, bzw. die Behauptung, dass die Menschen seit der Renaissance um die eigene Macht wissen.
Cornelia Eichhorn gibt einen Überblick über drei Jahrzehnte feministische Theorie zur Arbeit (von der Lohn-für-Hausarbeits- über die Subsistenz-Debatte bis zur »affektiven Arbeit«). In seiner Knappheit kommt leider wenig rüber vom Engagement und politischen Aktivismus, in dem diese Debatten in den 70er und 80er Jahren geführt wurden – und vor allem wie sehr die eigene Rolle dabei ständig hinterfragt und kritisiert wurde. Während es heute durchaus vorkommt, dass Feministinnen die lästige Hausarbeit von Immigrantinnen machen lassen.
Sandro Mezzadra kritisiert aus Sicht der postcolonial studies die Illusion des okzidentalen Universalismus. Die Bewegungen und die Kämpfe haben seine partikularistische Gewalt in den Formen der Kolonialherrschaft, der Klassenherrschaft und des Patriarchats ans Licht gebracht. Spannend der Ausblick auf die indische Debatte, in der beispielsweise die bengalische Arbeiterklasse ausgehend vom Begriff der »abstrakten Arbeit« thematisiert wird.
Paolo Virno fordert eine Kritik des Maschinenfragments aus den Grundrissen von Marx– der wichtigsten Belegstelle des Operaismus –, weil sich in den 90er Jahren diese Thesen voll bestätigt hätten, allerdings ohne ihren emanzipatorischen Umschlag. »Im Zeitalter des General Intellect lebt die lebendige Arbeit in ihrer Gesamtheit permanent unter den Bedingungen der ‘industriellen Reservearmee’«, trotz mörderisch langer Arbeitszeiten. Marx habe den General Intellect vollständig mit dem fixen Kapital identifiziert und die Seite der lebendigen Arbeit vernachlässigt. Diese sei aber heute entscheidend, um wieder politisch handlungsfähig zu werden.
Schon im Frühjahr 2003 erschien das ebenfalls von Thomas Atzert und Jost Müller herausgegebene Bändchen Kritik der Weltordnung. Hier kommt u.a. mit Giovanni Arrighi auch ein wichtiger Kritiker zu Wort, mit dem sich H/N nicht wirklich auseinandersetzen. Mit den Aufsätzen von Negri zur Multitude und von Hardt über die »Bauern« waren hier in Kurzform schon die wesentlichen Gedanken des neuen Buches Multitude versammelt.
tamara
aus: Wildcat 72, Januar 2005