USA–Dossier; Beilage zur Wildcat Nr. 73, Frühjahr 2005, S. 04–07 [w73_usa_meyers.htm]
George Windaus Brief zu Jeep/Meyers:
Am Mittwoch, dem 9. Februar 2005, wurde ich ins Labor-Relations-Büro1 des KJ-Jeep-Werks in Toledo, Ohio gerufen. Anwesend waren von der Gewerkschaft der Vorsitzende Dan Henneman und Fritz Edwards vom Komitee für Fachberufe sowie als Zeuge das Gewerkschaftsmitglied James Jefferson, um dessen Anwesenheit ich gebeten hatte. Von Labor Relations waren außerdem noch Tom Maxon und Jean Hathaway anwesend. Maxon sagte mir, dass Kopien eines Briefes mit meinem Namen darauf in verschiedenen Chrysler-Werken herumgegeben würden, aber er wollte nicht genau sagen, in welchen Fabriken in Detroit dieser »Brief« herumging, obwohl er eine Kopie hatte, die ihm von irgendwo her gefaxt worden war. Laut Maxon gingen auch bei Jeep Kopien herum. Mir wurde aber nicht vorgeworfen, diese »Briefe« verteilt zu haben. Ich bekam zwei Versionen eines Briefs vorgelegt und wurde gefragt, ob ich sie geschrieben hätte. »Nein«, antwortete ich, weil die Briefe gegenüber dem exakten Wortlaut, den ich in einem Brief an Labor Notes geschrieben hatte, leicht geändert worden waren (mit Zwischenüberschriften und anderer Großschreibung).
Dazu sei gesagt, dass die Briefe, die angeblich in Umlauf gebracht worden waren, im Labor Notes-Magazin veröffentlicht werden sollten, aber noch im Überarbeitungsstadium waren, weil »Nachrecherchieren«, Rechtschreibung und andere Korrekturen noch liefen. Das Verhör im Labor Relations Office bei Jeep sollte mir Angst machen und mich einschüchtern (mit Erfolg), weil ich erzählt hatte, was ich weiß und gesehen habe. Ein UAW-Funktionär2 rief beim Labor Notes-Magazin an und sagte ihnen, sie sollten meinen Brief nicht abdrucken. Ich behaupte nicht, ich wüsste alles über die Schießerei bei Jeep am 26. Januar 2005. Die, die am meisten wissen, sagen am wenigsten. Deshalb müssen die, die etwas wissen, alles sagen, was sie wissen. Die Automobilarbeiter, die Familien der Opfer und die Öffentlichkeit müssen die Wahrheit kennen und fordern, dass DaimlerChrysler auf wichtige Fragen wahrheitsgemäße Antworten gibt und diesen schrecklichen Vorfall nicht einfach unter den Teppich kehrt.
DaimlerChrysler will die Welt glauben machen, Fragen und Probleme in Myles Meyers‘ Privatleben außerhalb der Arbeit seien der Grund, warum er Amok lief und Leute erschoss. Es bleibt aber eine Tatsache, dass er niemanden außerhalb des Jeep-Werks verletzt hat, nur innerhalb der Fabrik.
Brief an Labor Notes:
Am Mittwoch, dem 26. Januar 2005, kam Myles Meyers, ein 54 Jahre alter Arbeiter aus der zweiten Schicht, vier Stunden zu spät zur Arbeit. Laut Jeep-Werkschutz hat er um 20.33 Uhr während der normalen Essenspause der zweiten Schicht eingestempelt. Als er durch die Sicherheitsdrehtür kam, hatte er eine doppelläufige Schrotflinte Kaliber 20 unter seinem langen schwarzen Mantel. Sie war in einer Schlaufe aus Elektrokabel unter seinem Mantel befestigt. Myles ging direkt zu den Leitungsbüros des KJ-Karosseriewerks, wo die meisten Chefs, wie er wusste, am Essen waren. Im Büro sah er eine Lager-Chefin namens Yiesha Martin und zog sein Gewehr heraus. Er befahl Yiesha, Roy Thacker und Mike Toney über Sprechfunk ins Büro zu rufen. Da Yiesha beim Anblick des Gewehres Angst bekam, tat sie wie befohlen und drängte Roy und Mike übers Radio »Kommt sofort her!« Ein Chef aus der Wartung ging versehentlich auf Myles zu, Myles hob sein Gewehr, zielte auf ihn und sagte: »Gehen Sie weg, das betrifft Sie nicht!« Dieser Chef aus der Wartung ging sofort hinaus und gab über den Sprechfunkkanal der Wartung bekannt, dass ein Mann mit einem Gewehr im Büro der Karosseriewerks sei.
Sobald Roy Thacker, Myles‘ unmittelbarer Vorgesetzter, ins Büro kam, hob Myles sein Gewehr und feuerte aus einer Entfernung von sechs bis neun Metern mit Rehposten-Schrot, wobei er Roy in die Seite und in die Brust traf. Dann lief Mike Toney, der Bereichsleiter der zweiten Schicht, der nur einen Meter hinter Roy gewesen war, um sein Leben. Roy brach direkt vor dem Büro verwundet zusammen und Myles schoss noch mal aus nächster Entfernung auf den am Boden liegenden Roy. Mike Toney rannte aus dem Büro hinaus in den Produktionsbereich des Werks. Myles ahnte, wohin Mike Toney lief, und ging in den Hauptgang des Karosseriewerks. Dort blieb er stehen und spähte durch das Glasfenster der Tür zum Gewerkschaftsbüro, das direkt neben dem Leitungsbüro des KJ Karosseriewerks liegt. Myles sah niemanden von seiner Abschussliste im Gewerkschaftsbüro und bedrohte niemanden im Gewerkschaftsbüro. Myles ging den Hauptgang hinunter zur »Panel Line« [hier montieren ArbeiterInnen Türen und Rückklappen]. Das nächste Opfer war Paul Medlen, ein Gruppenleiter, von dem Myles glaubte, er hätte ihn verpetzt. Nachdem Myles Paul Medlen angeschossen hatte, kam Mike Toney in Sicht, der senkrecht zu Myles Laufrichtung rannte. Myles schoss auf den Chef, der ihn monatelang gepeinigt hatte, und verwundete Mike Toney am Arm. Augenzeugen beschrieben Myles als einen Mann mit nacktem Oberkörper und einem um den Hals gehängten Teddybär, der ein Gewehr trug und den Gang an der Panel Line entlang ging, während Paul Medlens klagende Stimme über den Sprechfunk dröhnte und flehte: »Hilfe, ich bin angeschossen.«
Myles ging weiter den Gang an der Panel-Line entlang und suchte Carrie Woggerman, die junge Vorgesetzte, die ihm immer auf den Fersen gewesen war, die ihn überwacht hatte und ihn bis vor die Herrentoilette und wieder zurück verfolgt hatte (in der Hoffnung, vielleicht den Duft des Marihuana zu riechen, das Myles auf der Herrentoilette geraucht haben könnte). Einige Arbeiter erzählten mir, dass Myles die »Ablösung« (ein Gruppenleiter macht deine Arbeit weiter) verweigert worden war, wenn er auf Toilette gehen wollte. Carrie hatte auf Anweisung von Roy Thacker und Mike Toney detaillierte Aufzeichungen über Myles Meyers angelegt, wohin er im Werk ging, was er bei seiner Arbeit tat und so weiter. Myles hat Carrie, eine 24jährige Bandabschnittsleiterin, nie gefunden. Mit Hilfe eines Facharbeiters namens Jim Garn, eines Betriebsingenieurs namens Jeff Beery und einem Werkzeugmacher-Chef namens Brad Wolfe kam sie weg. Um 21 Uhr an jenem schicksalhaften Mittwochabend war Myles zurück ins Leitungsbüro gegangen, hatte sich in eine Nische gesetzt, sein Gewehr mit einer Ein-Unzen-Hirschladung geladen und es in seinen Mund gerichtet. Myles‘ Blut und Gehirnmasse spritzten fast zehn Meter weit und befleckten alle Schreibtischnischen an der Nordseite des Leitungsbüros. Miles hat Carrie, die sein drittes Opfer werden sollte, nie erwischt.
Anscheinend konnte das Management des Karosseriewerks Myles nie beim Rauchen oder im Besitz von Marihuana erwischen, wie viele Stunden sie ihm auch hinterher liefen oder ihn bei der Arbeit überwachten. Sie hatten monatelang versucht, Myles irgendwie eine Disziplinarstrafe anzuhängen, nur weil Roy Thacker meinte, er hätte letzten November an Myles Marihuana gerochen. Ich glaube nicht, dass das Management außer Roy Thackers Anschuldigung, er hätte Marihuana an Myles oder an dessen Arbeitsplatz gerochen, jemals echte Beweise hatte. Die Gewerkschaft rettete Myles seinen Job, und das Management des Karosseriewerks war richtig sauer. Mike Toney war entschlossen, Myles eine Disziplinarstrafe zu verpassen, obwohl sie nirgends greifbare Beweise für Marihuana fanden, um Myles ein Drogenverfahren anzuhängen. Ich weiß, dass Myles gebeten wurde, sich einem Urintest auf Drogen zu unterziehen, aber ob er wirklich so einen Test gemacht hat, weiß ich nicht. Ich weiß nicht, ob Myles eine Disziplinarstrafe bekam, weil er so einen Test verweigerte. Ich weiß aber, dass anderen Arbeitern mit Disziplinarstrafen gedroht wurde, wenn sie so einen Test verweigerten.
Der Kampf zwischen Myles Meyers und Mike Toney wurde heftiger, als Myles angeblich und versehentlich Mike Toney mit der Frau eines anderen Arbeiters auf dem Schoß in einem Büro erwischte. Ich weiß nicht, ob überhaupt eine sexuelle Affäre stattgefunden hat, aber wir wissen, dass Myles dem Ehemann der Frau (einem Freund von Myles) und der Labor Relations-Abteilung im Jeep-Werk von einer angeblichen außerehelichen Affäre berichtete. Damit Mike Toney Probleme bekam, reichte es, dass Myles Meyers über diese angebliche außereheliche Affäre redete, egal ob diese Affäre tatsächlich stattgefunden hatte oder nicht. Außerdem hatte Mike Toney die Angewohnheit, Myles direkt am Arbeitsplatz vor anderen Arbeitern anzugehen, die damit zu Zeugen hitziger Diskussionen zwischen einem niederen »Tech One«-Arbeiter und einem mächtigen Bereichsleiter wurden. Ich habe gehört (weiß es aber nicht sicher), dass Mike Toney für diese direkten Konfrontationen gerüffelt wurde und von jemand Höhergestelltem den Rat bekam, seine Überwachungskampagne gegen Myles Meyers zu delegieren. Und so wurden tragischerweise Roy und Carrie zu Werkzeugen von Mike Toneys Wut auf Myles Meyers.
Bald nachdem Myles Mike Toney in der Öffentlichkeit beschuldigte, etwas mit der Frau eines anderen zu haben, schaffte das Jeep-Management Myles‘ Arbeitsplatz als Fachmann für Notfallreparaturen ab. Meinem Gefühl nach war das eine »Abschaffung des Arbeitsplatzes als Strafe«, und ich kenne weitere Beispiele von »Arbeitsplatzstreichungen als Strafe«, um Arbeiter bei Jeep zu bestrafen. Dazu muss man wissen, dass es bei Jeep vielleicht gerade mal ein halbes Dutzend Arbeiter gibt, die das können, was Myles als Reparateur machte, und die das auch noch so schnell können wie Myles. Als das Jeep-Management im Sommer davor einige Jobs in der Qualitätskontrolle abgeschafft hatte, waren hunderte von Jeep Liberty-Karossen mit defekten Karosserieteilen aus einem der Stanzwerke, die die Jeep-Fabrik beliefern, gebaut und lackiert worden. Myles und mehrere andere Reparateure arbeiteten damals lange Zwölfstundenschichten, um die mehreren hundert mit falschen Stanzungen gebauten (und lackierten) Jeep-Karossen (die meiner Meinung nach etwa eine Million Dollar wert waren) zu reparieren. Aber das Management war nicht mehr dankbar für die zusätzlichen Anstrengungen, die Myles in seine Arbeit gesteckt hatte, um hunderte von Jeeps zu retten. Jetzt war Myles Meyers eine Zielscheibe; er war ein angeblicher Kiffer, und mit seinen Anschuldigungen gegen Mike Toney wegen der Frau eines anderen verfolgte ihn Mike Toney wie eine persönliche Zielscheibe.
Nachdem das Jeep-Management Myles‘ Reparaturjob gestrichen hatte, versetzten sie ihn an einen anderen Arbeitsplatz (ich habe gehört, dieser zweite Arbeitsplatz sei an der Framing-Linie [Roboter verschweißen die Bodengruppe mit den Seitenteilen und dem Dach] gewesen, aber das weiß ich nicht sicher), in der Hoffnung, sie könnten ihn wegen schlechter Arbeitsleistung abmahnen. Aber Myles leistete an der Framing-Linie gute Arbeit, so dass sie ihn nicht wegen schlechter Arbeitsleistung abmahnen konnten. Also, habe ich gehört, strich das Management auch diesen Job (ich habe gehört, es sei an der Framing-Linie gewesen) und versetzte Myles (einen Arbeiter mit über zwanzig Jahren Betriebszugehörigkeit) zum Schweißtunnel, wo er Reparaturen schweißen und die Autos auf fehlerhafte Teile untersuchen sollte. Das Interessante an Myles‘ letztem Arbeitsplatz im Schweißtunnel ist, dass zwar laut Zeitvorgabe für den Platz nur ein Arbeiter vorgesehen ist, aber speziell wenn die Roboter nicht richtig funktionieren und sehr viele Schweißnähte repariert oder verstärkt werden müssen (»weld containment«), oft zwei Arbeiter nötig sind, nämlich auf jeder Seite des Fließbands einer. Myles sollte also auf beiden Seiten des Fließbands Reparaturen schweißen und gleichzeitig auch noch die Jeep-Karossen auf fehlerhafte Teile untersuchen. Anscheinend sind am Dienstag, dem 25. Januar, zwei Jeeps mit fehlerhaften Motorhauben versehentlich in die Lackiererei statt in die Nachbearbeitung gegangen. Offiziell war Myles dafür zuständig, den QU-70-Code in den Computer einzugeben, um diese Autos mit fehlerhaften Teilen umzuleiten. Aber Myles protestierte, sein Chef hätte ihm die Anweisung gegeben, alle Autos, die in den Schweißtunnel kamen, »abzunehmen« (zu akzeptieren) und nur die Schweißreparaturen durchzuführen. Man fragt sich, ob nicht in jener Nacht ein zweiter Schweißer Myles hätte helfen müssen.
Am Dienstag, dem 25. Januar 2005, wurde Myles gegen 21 Uhr wegen des Problems mit den zwei Motorhauben von seinem Arbeitsplatz zum Management geholt. Mehrere Zeugen, die am Büro vorbeigingen, haben berichtet, dass sie Schreierei und harte Worte in beide Richtungen hörten. Ein Elektriker hat berichtet, er hätte Myles und Roy Thacker direkt vor dem Büro, in dem Myles gerügt wurde, laut streiten gehört. Das widerspricht den offiziellen Medienberichten, wonach dieses Treffen in völlig einvernehmlicher/freundlicher Stimmung verlaufen sein soll. Die Medien haben gemeldet, am Ende des Treffens habe man sich die Hand gegeben und gelächelt, aber die offizielle Darstellung (der Ereignisse am 25. Januar) scheint mir verdächtig. Nach dieser disziplinarischen Besprechung erzählte Myles seinen Freunden, dass jemand aus dem Management gedroht habe, ihm den »Tech One«-Status als Fachschweißer und -hartlöter und Blechspezialist zu entziehen. Ich weiß nicht, wie lange diese Besprechung dauerte, aber um 23.30 Uhr berichtete mir ein Facharbeiter, der gerade nach Hause ging, Myles sei immer noch im Büro und würde »durch die Mangel gedreht«. Wir wissen also, dass dieses Treffen mindestens zwei Stunden oder länger dauerte. Von einigen Leuten habe ich gehört, das Treffen hätte noch weitere drei Stunden gedauert, aber das weiß ich nicht sicher. Ich weiß nicht, ob am Dienstag, dem 25. Januar 2005, eine Disziplinarstrafe gegen Myles verhängt wurde. Aber enge Freunde von Myles haben berichtet, Myles hätte den Eindruck gehabt, dass er im März gefeuert werden würde, sobald er eine kurze Haftstrafe wegen Besitz einer geringen Menge Marihuana in Michigan antreten würde.
Am nächsten Abend, am Mittwoch, den 26. Januar 2005, kam Myles vier Stunden zu spät zum Parkplatz des Karosseriewerks. Er zog sein Hemd aus und legte einen zurechtgebastelten Drahtgurt als Schlinge für sein Gewehr um. Den Teddybär benutzte er als Kissen, damit ihn die Drähte, die sich unter dem Gewicht der daran hängenden Schrotflinte straffzogen, nicht schmerzhaft in den Nacken schnitten. Myles zog einfach seinen langen schwarzen Mantel über seinen hemdlosen Oberkörper und kam herein und suchte Roy Thacker, Mike Toney und die 24jährige Bandabschnittsleiterin Carrie Woggerman.
Als Myles und Roy tot waren (Roys Tod in der Fabrik wurde gegen 21 Uhr über den Funkkanal der Wartungsabteilung verkündet) und die beiden verletzten Männer (Paul und Mike) ins Krankenhaus gefahren worden waren, kam die Polizei von Toledo und trieb alle Beschäftigten des Karosseriewerks in einen Bereich von Halle 5 des Karosseriewerks. Als wir da alle zusammen standen, Arbeiter und Chefs, ohne Rang- oder Gehaltsgruppenunterschiede, kam ein Chef aus der Wartung namens Jim Bender zu zu mir und sagte: »Warum erschießen diese Verrückten immer ihre Chefs, George?«
Ich antwortete nur: »Tja, ich weiß nicht, Jim! Denk doch mal selbst nach!«
Am Dienstag, den 1. Februar 2005 brachte die Toledoer Zeitung Blade ein Editorial, in dem das DaimlerChrysler-Management gebeten wurde, sie sollte sich den Jeep-Arbeitern gegenüber ein bisschen zurückhalten und aufhören, durch lange Arbeitstage und -wochen mit angeordneten Überstunden für übertriebenen Arbeitsstress zu sorgen.
Ich bitte das Jeep-Management, sich mir gegenüber »zurückzuhalten«. Wenn jemand nach bestem Wissen die Wahrheit sagt, dann sollte man ihm Beifall zollen und ihn nicht verhören und einschüchtern wie mich. Die lebensfeindliche Arbeitsatmosphäre, die heute bei Jeep in Toledo herrscht, rührt meiner Meinung nach von den Strategien des Jeep-Managements (Strafversetzungen, Arbeitsüberlastung, Überwachung während der Arbeit, Schnüffelei und Verhöre) und ihrer Hinnahme der Tatsache her, dass Vorgesetzte ihre Autorität missbrauchen. Das Problem der Gewalt am Arbeitsplatz muss meiner Meinung nach eingehend untersucht werden, und nicht einfach ignoriert oder zusammen mit den Toten begraben.
Ich trauere um Roy Thacker, den ich für einen guten Mann und korrekten Vorgesetzten gehalten habe, als ich bei ihm gearbeitet habe. Ich trauere um Myles Meyers, der mich als guter Mann und talentierter Arbeiter beeindruckte. Meiner Meinung nach wirkte Myles Meyers wie ein Mann, der vieles hatte, wofür es sich zu leben lohnte. Er prahlte ständig mit seinen Kindern, war immer am Lächeln, hatte immer einen Scherz auf den Lippen und erzählte viel über seine Verlobung mit einer Frau, die er liebte. Ein Arbeiter, der eng mit Myles befreundet war, sagte: »Myles war unser ›Klassenclown‹, er hat uns immer zum Lachen gebracht.« Ein Arbeiter, der Myles Meyers kannte und mochte, wurde wütend über das negative Bild, das die örtlichen Medien über Myles in die Welt setzen. »Warum sagt denn die Gewerkschaft nichts über Myles?«, fragte er mich. »Die Gewerkschaft weiß, was sie (das Management) Myles angetan haben. Warum sagen sie (die Gewerkschaft) nicht die ganze Wahrheit?« Ich konnte ihm nur sagen: »Ich weiß es nicht.«
George Windau, Betriebsschlosser, 2. Schicht, KJ Karosseriewerk, Montagewerk Toledo North.
Fußnoten:
1 Labor Relations: Firmenabteilung zur Verbindung und Verhandlung mit den Gewerkschaften. 2 UAW: United Auto Workers (Automobilarbeitergewerkschaft).
aus: Wildcat 73, Januar 2005