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01.01.2014

aus: Wildcat 79, Herbst 2007

Volkswagen Forest: Die Reaktion der ArbeiterInnen war schwach, trotzdem bekam die Geschäftsleitung Angst

Noch bevor die VW-Geschäftsleitung offiziell angekündigt hatte, 4000 der 5000 Arbeitsplätze zu streichen, legte die Spätschicht die Arbeit nieder. In der letzten Wildcat hatten wir dazu ein Flugblatt der Gruppe Mouvement Communiste abgedruckt. Hier nun eine Kurzfassung ihres ausführlicheren Bericht, der im Internet nachgelesen werden kann.
Bis März 2007 schrumpfte die Belegschaft um 3000 ArbeiterInnen.

Am Freitag, 17. November 2006 legt die Spätschicht des VW-Montagewerks in Forest/Belgien gegen 20 Uhr die Arbeit nieder. Diese Entscheidung wird gegen die Gewerkschaften getroffen, die zur Fortführung der Arbeit aufrufen, solange die Geschäftsleitung ihre Umstrukturierungspläne nicht offen legt. Die folgenden Schichten setzen den Streik fort.

Erst am Mittwoch, 21. November veröffentlicht die Geschäftsleitung ihre Umstrukturierungspläne: Die Golf-Produktion soll künftig an den beiden deutschen Standorten Wolfsburg und Mosel stattfinden. In Forest sollen etwa 4000 Arbeitsplätze abgebaut werden, ohne den Kahlschlag unter den über 10 000 ArbeiterInnen der Zulieferbetriebe mitzurechnen. Die Gewerkschaften beteuern immer wieder, von diesem Umstrukturierungsplan nichts gewusst zu haben; sie hätten mit dem Abbau von 1500 Arbeitsplätzen gerechnet.

Der Abbau von 4000 der 5200 Stellen bedeutet faktisch – entgegen den Versicherungen der deutschen Geschäftsleitung – die Schließung der Fabrik. Auch die Gewerkschaften betrachten das als verdeckte Schließung; sie erfolge in zwei Schritten, um die bedeutenden gesetzlichen Abfindungszahlungen zu umgehen.

Einige Tage später (am Samstag, 25. November) lässt die deutsche Geschäftsleitung verlauten, möglicherweise würde ab 2009 der Audi A1 in Forest montiert; aber unter der Bedingung, dass die Produktionskosten um 20 Prozent gesenkt werden!

Die Ankündigung, 4000 Arbeitsplätze zu streichen und somit womöglich das Werk zu schließen, scheint den Zweck zu haben, die Reaktionen der ArbeiterInnen zu testen. Geschäftsleitung und Gewerkschaften fürchten die Reaktion der ArbeiterInnen. Sie ist die große Unbekannte. Die Gewerkschaften werden ihre Rolle perfekt ausfüllen, das gesamte Feld der Verhandlungen besetzen und die ArbeiterInnen nachhause schicken.

Die Gründe des Arbeitgebers für die Umstrukturierung des Standorts Forest

Forest ist ein Montagewerk mit sechs Bändern mit festen Arbeitsplätzen. Alle Teile kommen von Zulieferern, von denen einige im nahegelegenen Industriegebiet Automotive Park zusammengefasst sind, das aus einem Logistikzentrum und mehreren Subunternehmen von VW besteht. Dieser Industriepark hat eine Fläche von 75 000 qm. Dort arbeiten etwa 400 Personen.

Mit umgerechnet etwa 5000 Vollzeitstellen produziert Forest 204 000 Fahrzeuge, das sind etwa 40 Autos pro Beschäftigtem und Jahr. Das ist eine niedrigere Produktivität als in Pamplona/Spanien (50), aber deutlich höher als die 25 Fahrzeuge in Emden und von AutoEuropa (Filiale VW Ford) in Palmela in Portugal. Ein Vergleich mit Wolfsburg ist nicht sinnvoll, da dort nicht nur montiert wird. Die Konzentration der Golfproduktion dort sollte die Logistikkosten senken und die Produktion um 400 Euro pro Auto verbilligen.

Hohe Arbeitskosten und eine geringe Produktivität waren schon immer die Schwachstellen von VW, vor allem in den deutschen Werken, die 37 Prozent der Gesamtproduktion herstellen. Alle Umstrukturierungsbemühungen richten sich auf das Erreichen einer kontinuierlichen Produktivität, deren Niveau als ausreichend angesehen wird. Das Ziel ist, bis 2008 den Break-Even Point [der Ausstoß, ab dem das Unternehmen Bilanzgewinne erwirtschaftet] durch Einsparungen an den fixen Kosten (u.a. durch Stellenabbau) um 15 Prozent zu senken. Um die Profitrate anzuheben, verfolgt VW drei Strategien: Produktivitätssteigerung, Einsparungen an Komponenten und Materialien, Entwicklung eines Modulkonzeptes.

Der Kampf in Forest

Freitag, 17. November 2006

Seit einigen Tagen berät der Aufsichtsrat von VW (in dem die mächtige deutsche IG Metall vertreten ist) den Umstrukturierungsplan. Die belgischen Gewerkschaften behaupten, keine konkreten Informationen zu haben. Die ArbeiterInnen der Spätschicht legen gegen 20 Uhr die Arbeit nieder.

Samstag, 18. und Sonntag, 19. November 2006

Die ArbeiterInnen der Fabrik erklären, dass sie den Streik fortsetzen werden, bis sie konkrete Informationen von Seiten der Geschäftsleitung bekommen. Gegen 21 Uhr rufen die Gewerkschaften die Beschäftigten auf, nachhause zu gehen und zu ihrer nächsten Schicht wiederzukommen.

Montag, 20. November 2006

Der Streik weitet sich auf den Automotive Park aus. Die ArbeiterInnen der Frühschicht sind mehr oder weniger alle entsprechend der Aufforderung der Gewerkschaften nach Hause gegangen. Die Gewerkschaften rufen die ArbeiterInnen auf, erst wieder am Mittwoch früh um 10 Uhr zur Fabrik zu kommen, wo eine Vollversammlung stattfinden soll, auf der sie über die Ergebnisse der Gespräche mit der Geschäftsleitung berichten werden. Völlig passiv überlassen die ArbeiterInnen von Forest es den Gewerkschaften, in ihrem Namen die Höhe der Abfindungen für die Ausscheidenden und die neuen Ausbeutungsbedingungen für die Verbleibenden zu verhandeln.

Mittwoch, 22. November 2006

An der Vollversammlung nehmen ca. 2000 Menschen teil, darunter ArbeiterInnen der Subunternehmen sowie Ehemalige von Renault Vilvorde, Forges de Clabecq und Sabena. Der Streik wird in dieser und in der Folgewoche fortgesetzt. Um die Ruhe aufrechtzuerhalten, versichert die Geschäftsleitung, Streikenden und Nicht-Streikenden auch weiterhin den Lohn zu bezahlen.

Gewerkschaften und Betriebsleitung schließen eine Übereinkunft über die Rückkehr des Wachschutzes (Securitas) in die Fabrik, um die Sicherheit des Werks zu gewährleisten.

Samstag, 2. Dezember 2006

In Brüssel findet eine große von den Gewerkschaften organisierte Demo mit 20 000 TeilnehmerInnen statt. Das unter den ArbeiterInnen vorherrschende Gefühl ist nicht Niedergeschlagenheit, sondern vielmehr der Wille, den Konflikt schnellstmöglich zu beenden und vor allem ein Maximum an Geld als Abfindungen raus zu schlagen. Die allgemeine Stimmung ist eher freundlich.

Freitag, 8. Dezember 2006

Die Höhe der Abfindungen wird bekannt gegeben. Die Geschäftsleitung verkündet, sie komme ihrer sozialen Verantwortung nach, und erklärt sich bereit, weiterhin die Löhne auszuzahlen, wenn ab dem 18. Dezember wieder gearbeitet wird. Die Gewerkschaften erwarten Garantien bezüglich des künftigen Produktionsvolumens, der Arbeitsbedingungen für die Bleibenden und der Frührente, bevor sie zur Wiederaufnahme der Arbeit Stellung nehmen. Der Streik geht weiter.

Aber nichts kann die Flucht derer aufhalten, die von Maßnahmen profitieren, die deutlich höher sind als normale Sozialpläne. Am Abend des 11. Dezember haben sich schon 700 ArbeiterInnen als Kandidaten für das freiwillige Ausscheiden gemeldet. Am folgenden Tag sind es mittags über 1000 und abends 1680. Schnell werden es 1900 sein, 1500 davon mit Anspruch auf die Abfindung. Die Arbeitgeber der Subunternehmen haben sofort beteuert, dass sie nicht die gleichen Ausstiegskonditionen einräumen könnten. Die Gewerkschaften fordern, dass VW für diese Arbeiter der Subunternehmen einspringen solle.

Montag, 18. Dezember 2006

Die Arbeit wird morgens nicht wieder aufgenommen, weil die von den Gewerkschaften verlangten Garantien fehlen. Ein außerordentlicher Betriebsrat tagt, um ein die Frührente betreffendes Abkommen zusammenzuschustern. Schließlich wird eine Übereinkunft über die 915 FrührentnerInnen getroffen. Die Fabrik schließt zwischen Weihnachten und Neujahr, die ArbeiterInnen kriegen also bis zum 7. Januar Lohn.

Bei den Subunternehmen sind die Verhandlungen wesentlich schwieriger. Anfang Januar streiken die ArbeiterInnen von Faurecia in Gand zwei Stunden lang aufgrund eines Aufrufs ihrer Kollegen von Faurecia Anderlecht. Nach einigem Wirbel normalisiert sich die Lage durch die Einführung von Sozialplänen, die insgesamt niedriger als bei VW sind, aber besser als die anfangs vorgeschlagenen.

Freitag, 5. Januar 2007

Es wird über die Wiederaufnahme der Arbeit abgestimmt, die KandidatInnen für den freiwilligen Ausstieg nehmen nicht teil. Ungefähr 500 ArbeiterInnen haben sich vor der Fabrik versammelt. Sie reden über ihre individuellen Pläne. Eine Frau steigt auf eine Leiter und verkündet, dass es eine Mehrheit an Ja-Stimmen gibt. Ein paar Arbeiter sind wütend und wettern: »Es steht unentschieden. Wir treffen uns alle hier am Montag morgen vor der Fabrik und dem ersten, der es wagt rein zu gehen, wird es schlecht gehen.« Gereizte Stimmung.

Montag, 8. Januar 2007

Die Tore der Fabrik sind wieder geöffnet und die Beschäftigten tröpfeln ein, ebenso im Automotive Park. Auch die, die freiwillig das Werk verlassen, und die FrührenterInnen sind da, um die nötigen Papiere und weitere Erklärungen zu den Formalitäten zu erhalten. Am Montag wird noch kein Auto gebaut. Die ersten Produktionstests sind für Mittwoch geplant, die ersten Autos sollen am Donnerstag vom Band laufen.

In den folgenden Tagen laufen die Montagebänder bei VW Forest langsam wieder an. Unabhängig von der Höhe der Abfindungen bleibt eine tiefe Verbitterung unter den ArbeiterInnen. Verbitterung und Frust, die sich regelmäßig auf die Gewerkschaften richten, aber auch gegen die ArbeiterInnen selbst, wo die einen den anderen vorwerfen, nicht zu den Streikposten gekommen zu sein und nicht gegen die Umstrukturierung gekämpft zu haben. Es gibt noch einige Zuckungen auf Seiten der ArbeiterInnen, aber sie werden schnell von der gewerkschaftlichen Kontrolle erstickt, die während der gesamten Auseinandersetzung wirksam war.

Mittwoch, 24. Januar 2007

Als letzte Zuckung beschließt eine Versammlung der Spätschicht um 21 Uhr eine erneute Arbeitsniederlegung. Die verbliebenen ArbeiterInnen wollen von der Geschäftsleitung konkrete Informationen und Garantien über die Zukunft am Standort Forest.

Samstag, den 27. Januar 2007

Eine Vereinbarung wird erreicht. Sie legt fest, dass die Konditionen des Sozialplans auch für diejenigen Beschäftigten gelten, die das Werk innerhalb der Übergangsphase 2007 und 2008 verlassen möchten. Außerdem sagt Volkswagen zu, dass 2008 84 000 Autos produziert werden und ab 2009 100 000 Audis. Zufrieden mit dieser Einigung rufen die Gewerkschaften schon jetzt die ArbeiterInnen dazu auf, die Arbeit am Montag wieder aufzunehmen.

Freitag, 12. Januar 2007

Heute sind es die Angestellten, die die Arbeit niederlegen, um ihre Interessen zu verteidigen. Am folgenden Tag akzeptieren viele von ihnen ein Abkommen, das den entlassenen Angestellten höhere Abfindungen zuspricht als den freiwillig Ausscheidenden.

Freitag, 26. Januar 2007

Die ArbeiterInnen halten wieder die Produktion an und fordern Garantien für ihre Zukunft. Gewerkschaften und Geschäftsleitung beschleunigen die Verhandlungen und unterzeichnen am selben Abend ein Protokoll, das die Umstellung von 35 auf 38 Stunden ohne Lohnausgleich, eine Senkung der allgemeinen Lohnkosten für VW um 20 Prozent und im Gegenzug die Garantie für 2200 Arbeitsplätze umfasst. Das Abkommen wird einem Referendum unterworfen. Die Arbeit geht weiter, aber die Bänder laufen in Zeitlupe. Am Nachmittag nehmen drei Viertel der Beschäftigten – ArbeiterInnen und Angestellte – an der Abstimmung teil und antworten auf die einzige Frage, die ihnen gestellt wird, mit Ja: »Sind Sie einverstanden oder nicht einverstanden, den Betrieb mit Audi weiter zu führen?«

Freitag, 2. März 2007

Unter den 501, die mit Nein gestimmt haben, sind 160, die sich nun doch entschlossen haben zu gehen: ein großer Teil der ArbeiterInnen, die am meisten Wut haben und den Kampf weiter führen wollten. Insgesamt gibt es 2311 freiwillig Ausscheidende, 37 gekündigte Angestellte und es bleiben nur 2095 Beschäftigte in der Fabrik. Die Produktionspläne müssen nach unten korrigiert werden und VW plant sogar, 2009 neu einzustellen. Die Katastrophe eines harten Kampfs wurde verhindert und Gewerkschaften und Geschäftsleitung können auf das Wohl von Audi Brüssel anstoßen.

Ein bisschen Mathe...

Die Umstrukturierung von VW Forest kostet die Volkswagengruppe fast 350 Millionen Euro. Etwa 200 Millionen Euro gehen an die 2311 Arbeiter-Innen, die sich für die Abfindung entschieden haben. Sie erhalten je nach Betriebszugehörigkeit einen Betrag zwischen 25 000 und 144 000 Euro. Das setzt sich aus drei Elementen zusammen: die gesetzliche Abfindung, eine moralische Entschädigungszahlung, die Ausstiegsprämie. Jedes dieser Elemente wird auf unterschiedliche Art besteuert, aber insgesamt dürfte sich der belgische Staat etwa die Hälfte der ausgeschütteten Gelder einstecken. Die LeiharbeiterInnen erhalten eine Abfindung von 25 000 Euro. Es bleiben nur etwa 179 LeiharbeiterInnen im Unternehmen. Die belgische Regierung hat sich geweigert, ArbeiterInnen unter 50 die Frührente zu genehmigen (VW schien damit einverstanden, die Frührente ab 48 Jahren einzusetzen). Die endgültige Übereinkunft ist, dass die 915 FrührentnerInnen über 50 monatlich um die 100 Prozent ihres letzten Nettolohns (inklusive brutto Urlaubs- und Weihnachtsgeld) plus eine einmalige Betriebszugehörigkeitsprämie von bis zu 12 Nettolöhnen bekommen.

Stärke und Schwächen des Streiks

Von einem strikt defensiven Standpunkt aus sind die großen »Gewinner« des Streiks diejenigen, die sich für die Abfindung entschieden haben, die frühverrenteten ArbeiterInnen und die entlassenen Angestellten. Die Abfindungen und die Konditionen der Frührente sind sehr hoch im Vergleich zu dem, was in anderen europäischen Ländern üblich ist. Entlassene ArbeiterInnen über 50 bekommen bis zu ihrer Rente fast soviel wie sie vorher in der Fabrik verdient haben.

Nichtsdestotrotz hatte die deutsche Geschäftsleitung von VW für deutsche und belgische Sozialpläne schon 100 000 Euro pro ArbeiterIn vorgesehen. Die ArbeiterInnen von Forest haben also nicht mehr und nicht weniger erreicht, als zu denselben Bedingungen wie die deutschen ArbeiterInnen entlassen zu werden.

Die Gewerkschaften kommen fast mit einem Heiligenschein aus den Verhandlungen mit der Geschäftsleitung. Sie sind übrigens nicht weit davon entfernt, das Ergebnis als einen großen Sieg zu bezeichnen, obwohl fast 3000 Beschäftigte aus dem Werk verschwinden. Der Bluff der deutschen Geschäftsleitung (Abschaffung von 4000 Arbeitsplätzen und vielleicht Schließung) kommt wie gerufen, um ihre Glaubwürdigkeit zu stärken. Die ArbeiterInnen, die aufgrund der Gerüchte über die Umstrukturierung und gegen den Willen der Gewerkschaften spontan in Streik getreten sind, haben diesen gleichwohl die Initiative überlassen. Die Beschäftigten von Forest sind recht bald und in großer Zahl zu Hause geblieben, um auf Informationen von den Gewerkschaften oder aus der Presse zu warten.

Eine andere Schwäche des Streiks war, dass die ArbeiterInnen nicht für die Abschaffung oder Senkung der Steuern gekämpft haben, die der Staat auf ihre Abfindungen erheben wird. Letzterer wird praktisch 50 Prozent des Abfindungsbetrages einstreichen (ca. 150 Millionen Euro) und ungefähr 17 Prozent der Betriebszugehörigkeitsprämien der FrührentnerInnen. Die Frührenten setzen sich aus einem für die Arbeitslosigkeit gezahlten Teil und einem von VW hinzugefügten zusammen. Das Arbeitslosengeld wird von der ONEM (die von den Gewerkschaften verwaltet wird) bezahlt, also vom Staat. Einem mit 50 frühpensionierten Arbeiter wird der Staat bis zu seiner Verrentung im Alter von 65 Jahren Arbeitslosengeld zahlen müssen. Das dürfte mindestens der Summe entsprechen, die durch die Besteuerung der Abfindungen reinkommt.

Das Abkommen zwischen Gewerkschaft und Geschäftsleitung sieht die Beibehaltung von etwa 2200 Arbeitsplätzen vor, unter der ausdrücklichen Bedingung, 20 Prozent der Produktionskosten einzusparen. Die Steigerung der Arbeitszeit von 35 auf 38 Stunden ohne Lohnausgleich macht bereits 7 Prozent aus. außerdem wurden die Essensbons (6 Euro pro Tag) abgeschafft. Die Geschäftsleitung stellt fest: wer geblieben ist, hat das in Kenntnis der Lage getan, muss also bereit sein, auf bestimmte Dinge zu verzichten. Außerdem ermuntern sie die Unzufriedenen dazu, sich doch auf die Liste der freiwillig Ausscheidenden setzen zu lassen...

Aber der schwärzeste Punkt betrifft die ArbeiterInnen der Subunternehmen. Auch wenn VW stellenweise für die Zahlung der Ausstiegsprämien dieser ArbeiterInnen eingesprungen ist, ist deren Betrag weit vom Niveau der ArbeiterInnen von VW entfernt. Zu keiner Zeit des Kampfs ist eine klare Einheit in Aktionen, Zielen und Organisiation zwischen diesen beiden Arbeitergruppen am Standort Forest entstanden.

Die ArbeiterInnen haben indivduellen Lösungen den Verrang gegeben. Das hat die Ausbreitung der Unruhe stark behindert. Alle anfänglichen Versuche, einen unabhängigen und gemeinsamen Weg zum Kampf einzuschlagen, wurden zunichte gemacht. Trotzdem darf man die politische Bedeutung, die in dem schnellen und heftigen Start und der kompletten Autonomie der Unruhe in der Fabrik liegt, nicht vergessen. Die ArbeiterInnen von Forest haben bewiesen, dass es möglich ist, sich zu verteidigen und dem Unternehmer zuvorzukommen.

MC, Brüssel/Paris, 18. März 2007