Wildcat Nr. 83, Frühjahr 2009, []



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The SlowBurn[TM] method by Serious Strength

Langston Hughes, ein afro-amerikanischer Dichter, den seine Feinde einen 'kommunistischen Christenhasser' schmeichelten, lud den 'Harlemer Pöbel' und die gesamte arbeitslose Klasse von 1931 dazu ein, sich im funkelnd neuen Waldorf Astoria Hotel auf Park Lane zu holen, was sie brauchten. Wir erneuern diesen Aufruf heute, wo es nicht mehr nur um Park Lane vs. Harlem geht: die Waldorf 'Kollektion' ist so global wie das Proletariat (Chicago, Neapel, Saudi Arabien...) und das Raubgut, das es der Hotelwebseite nach zu plündern gilt, enthält 'authentische Geschichte' ('authentic history'), 'unvergessliche Erinnerungen' ('unforgettable memories') und 'all deinen Bedarf' ('your every need')...

Im Krisenjahr 2009 wird in Berlin ein neues Waldorf-Astoria gebaut.


Das Gedicht ist zum Teil in schwer übersetzbarem Slang verfasst. Das Original findet ihr weiter unten

Werbung für das Waldorf-Astoria

Das gute Leben ... a la carte?
Komm' zum Waldorf-Astoria!
HÖRT HER IHR HUNGRIGEN!

Schaut! Seht mal was Vanity Fair zum neuen Waldorf-Astoria sagt:
"All der Luxus des eigenen Heims..."

Na, wird das nicht charmant sein, wo die letzte Absteige dich diesen Winter abgewiesen hat?
Weiter:
"Es geht weit hinaus über das, was bisher in der Hotel-Welt versucht wurde..." Kostete achtundzwanzig Millionen Dollar.
Der berühmte Oscar Tschirky ist fürs Bankett verantwortlich.
Alexandre Gastaud ist Koch. Es wird ein distinguierter Hintergrund für die Gesellschaft.
Wenn ihr also sonst nirgendwo mehr hinkönnt, ihr Obdachlosen und Hungrigen,
wählt das Waldorf als Hintergrund für eure Lumpen --
(Oder ist euch die U-Bahn nach Mitternacht immer noch gut genug?)

UNTERMIETER
Nehmt ein Zimmer im neuen Waldorf, ihr drunter-und-draussen-Schläfer in den Wohlfahrtsabsteigen, wo Gott ein langes Gesicht zieht, und ihr beten müsst um ein Bett.
Sie servieren Spitzenverpflegung im Waldorf-Astoria. Guckt doch nur mal die Speisekarte an
guckt:

KREOLISCHER EINTOPF
KRABBENFLEISCH IN CASSOLETTE
GEKOCHTE RINDERBRUST
ZWIEBELCHEN IN SAHNE
WASSERKRESSENSALAT
PFIRSISCHMELBA
Esst doch heute nachmittag dort, all ihr Arbeitslosen.

Warum nicht?
Esst mit einigen der Männer und Frauen die von eurer Arbeit reich geworden sind, die Coupons mit sauber weissen Fingern abtrennen weil eure Hände Kohle geschaufelt, Stein gebohrt, Kleider genäht, Stahl gegossen haben, damit andere Leute Dividenden beziehen und angenehm leben können.
(Oder habt ihr noch nicht genug vom Anstehen um Suppe und vom bitteren Brot der Wohlfahrt?)
Geht heute abend vor dem Essen durch die Peacock Alley und wärmt euch wenigstens auf. Ihr habt sonst nichts zu tun.

HINAUSGEWORFENE FAMILIEN
All ihr auf die Strasse gesetzten Familien:
Appartments in den Türmen kosten nur $10.000 pro Jahr. (Drei Zimmer und zwei Bäder.)
Zieht da ein bis die Zeiten gut werden, und ihr es besser treffen könnt. $10.000 und $1,00 sind für euch ungefähr dasselbe, oder?
Wen kümmert Geld wenn Frau und Kinder obdachlos sind und niemand in der Familie arbeitet?
Wär eine Zweizimmerwohnung hoch über der Strasse nicht grossartig, mit Ausblick auf die reichste Stadt der Welt vor eurer Nase?
"Nach Wunsch mit Mietvertrag oder beliebig auf kündbarem Arrangement."

NEGER
Oh Gott. Hab ich glatt Harlem vergessen!
Sagt mal, ihr Farbigen, schon lange hungrig auf der 135sten Strasse - die haben klasse Musik im Waldorf-Astoria. Wirklich ein echt netter Ort zum Hüften schwingen. Man tanzt nach dem Essen in einem grossen warmen Raum. Es ist kalt wie die Hölle auf Lenox Avenue. Alles was du heute hattest ist eine Tasse Kaffee. Dein Mantel aus dem Leihaus ist ein zerlumptes Banner auf deinem hungrigen Gerippe. Wisst ihr, die Downtown Leute sind ganz scharf auf Paul Robeson! Vielleicht mögen sie euch auch, schwarzer Pöbel aus Harlem. Guckt doch mal rein ins Waldorf heute Nachmittag zum Tee. Bleibt zum Essen. Gebt Park Avenue viel dunkle Farbe -- umsonst für nichts! Bittet die Junior Leaguers euch ein Spiritual zu singen. Die können es wahrscheinlich besser als ihr - und ihre Lippen sind nicht so rissig von der Kälte, wenn sie in der überdachten Einfahrt aus ihren geschlossenen Autos ausgestiegen sind.
Hallelujah! Überdachte Einfahrten!
Die Seele meiner Mutter ist Zeuge für's Waldorf-Astoria!
(Eintausend Niggertrupp-Hände glätten die Strassenbetten, also bezahlen die Eisenbahn-Investitionen Frauen mit Diamentenketten, die Sert-Wandgemälde anstarren.)
Dem guten Gott sei gedankt!
(Und eine Millionen Nigger krümmen ihre Rücken auf Gummi-Plantagen damit reiche Hinterteile heute Nacht auf dicken Reifen zur Theater Gilde fahren können.)
Die Seele meiner Mutter ist Zeuge!
(Und hier stehen wir, zitternd vor Kälte, in Harlem.)
Ehre sei Gott -
Das Waldorf-Astoria ist geöffnet!

ALLE
Zeigt Stolz und kein Zurück; alle! Das neue Waldorf-Astoria ist eröffnet!
(Überholungsgleis für Privatautos von den Güterbahnhöfen.)
Du warst noch nicht da?
(Ein Tausend Meilen Teppich und eine Millionen Badezimmer.)
Was ist los?
Du hast die Zeitungsanzeigen nicht gesehen? Hast du keine Karte bekommen?
Weisst du nicht, dass sie auf amerikanische Küche spezialisiert sind?
Mach dich auf zur Ecke 49ste Strasse und Park Avenue. Steh auf von der Bank in der U-Bahn, wo du dich mit der Abendausgabe der POST zudeckst! Komm raus aus der Absteige! Hör auf dir den ganzen Tag den Mut wegzufrieren an Strassenecken unter dem EI.
Jesus, bist du noch nicht müde?

WEIHNACHTSKARTE
Gnade sei Maria, der Mutter Gottes!
das neue Christusbaby der Revolution wird gleich geboren.
(Stoss', rotes Baby, im bitteren Mutterleib des Pöbels.)
Irgendwer, schnell, eine Anzeige in die Vanity Fair!
Ruf Oscar vom Waldorf an - um Gottes willen!!
Es ist fast Weihnachten und dieses kleine Mädchen - wurde Hure
weil ihr Magen zu hungrig war es noch auszuhalten -
will ein hübsches sauberes Bett für die Unbefleckte Empfängnis.
Hör mal, Maria, Mutter Gottes, wickel dein Neugeborenes in die
rote Flagge der Revolution: das Waldorf-Astoria is die beste Krippe,
die wir haben. Für Reservierungen: Telefon EL. 5-3000.




Advertisement for the Waldorf-Astoria

by Langston Hughes

Fine living…à la carte??
Come to the Waldorf-Astoria!

LISTEN, HUNGRY ONES!
Look! See what Vanity Fair says about the
new Waldorf-Astoria:
“All the luxuries of private home….”
Now, won’t that be charming when the last flop-house
has turned you down this winter?
Furthermore:
“It is far beyond anything hitherto attempted in the hotel
world….” It cost twenty-eight million dollars. The fa-
mous Oscar Tschirky is in charge of banqueting.
Alexandre Gastaud is chef. It will be a distinguished
background for society.
So when you’ve got no place else to go, homeless and hungry
ones, choose the Waldorf as a background for your rags–
(Or do you still consider the subway after midnight good
enough?)

ROOMERS
Take a room at the new Waldorf, you down-and-outers–
sleepers in charity’s flop-houses where God pulls a
long face, and you have to pray to get a bed.
They serve swell board at the Waldorf-Astoria. Look at this menu, will you:

GUMBO CREOLE
CRABMEAT IN CASSOLETTE
BOILED BRISKET OF BEEF
SMALL ONIONS IN CREAM
WATERCRESS SALAD
PEACH MELBA

Have luncheon there this afternoon, all you jobless.

Why not?
Dine with some of the men and women who got rich off of
your labor, who clip coupons with clean white fingers
because your hands dug coal, drilled stone, sewed gar-
ments, poured steel to let other people draw dividends
and live easy.
(Or haven’t you had enough yet of the soup-lines and the bit-
ter bread of charity?)
Walk through Peacock Alley tonight before dinner, and get
warm, anyway. You’ve got nothing else to do.

EVICTED FAMILIES
All you families put out in the street:
Apartments in the Towers are only $10,000 a year.
(Three rooms and two baths.) Move in there until
times get good, and you can do better. $10,000 and $1.00
are about the same to you, aren’t they?
Who cares about money with a wife and kids homeless, and
nobody in the family working? Wouldn’t a duplex
high above the street be grand, with a view of the rich-
est city in the world at your nose?

“A lease, if you prefer, or an arrangement terminable at will.”

NEGROES
Oh, Lawd, I done forgot Harlem!
Say, you colored folks, hungry a long time in 135th Street–
they got swell music at the Waldorf-Astoria. It sure is a
mighty nice place to shake hips in, too. There’s dancing
after supper in a big warm room. It’s cold as hell
on Lenox Avenue. All you’ve had all day is a cup of
coffee. Your pawnshop overcoat’s a ragged banner on
your hungry frame. You know, downtown folks are just
crazy about Paul Robeson! Maybe they’ll like you, too,
black mob from Harlem. Drop in at the Waldorf this
afternoon for tea. Stay to dinner. Give Park Avenue a
lot of darkie color–free for nothing! Ask the Junior
Leaguers to sing a spiritual for you. They probably
know ‘em better than you do–and their lips won’t be
so chapped with cold after they step out of their closed
cars in the undercover driveways.
Hallelujah! Undercover driveways!
Ma soul’s a witness for de Waldorf-Astoria!
(A thousand nigger section-hands keep the roadbeds smooth,
so investments in railroads pay ladies with diamond
necklaces staring at Sert murals.)
Thank God A-mighty!
(And a million niggers bend their backs on rubber planta-
tions, for rich behinds to ride on thick tires to the
Theatre Guild tonight.)
Ma soul’s a witness!
(And here we stand, shivering in the cold, in Harlem.)
Glory be to God–
De Waldorf-Astoria’s open!

EVERYBODY
So get proud and rare back; everybody! The new Waldorf-Astoria’s
open!
(Special siding for private cars from the railroad yards.)
You ain’t been there yet?
(A thousand miles of carpet and a million bathrooms.)
What’s the matter?
You haven’t seen the ads in the papers? Didn’t you get a card?
Don’t you know they specialize in American cooking?
Ankle on down to 49th Street at Park Avenue. Get up
off that subway bench tonight with the evening POST
for cover! Come on out o’ that flop-house! Stop shivering
your guts out all day on street corners under the El.
Jesus, ain’t you tired yet?

CHRISTMAS CARD
Hail Mary, Mother of God!
the new Christ child of the Revolution’s about to be
born.
(Kick hard, red baby, in the bitter womb of the mob.)
Somebody, put an ad in Vanity Fair quick!
Call Oscar of the Waldorf–for Christ’s sake!!
It’s almost Christmas, and that little girl–turned whore
because her belly was too hungry to stand it anymore–
wants a nice clean bed for the Immaculate Conception.
Listen, Mary, Mother of God, wrap your new born babe in
the red flag of Revolution: the Waldorf-Astoria’s the
best manager we’ve got. For reservations: Telephone EL.
5-3000.



aus: Wildcat 84, Frühjahr 2009



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