Wildcat-Sonderheft Krieg 2003 - März 2003 - S. 40 [wk3beham.htm]


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Krieg im Focus der Medienberichterstattung

Buchtip: Mira Beham, Kriegstrommeln

Die falschen Vorstellungen vom Krieg, die Mensch sich macht, werden nicht nur, aber auch durch die Berichterstattung über Kriege erzeugt: Die Medien bestimmen, was die »ZeitgenossInnen« zu glauben haben ... Die Art und Weise, in der die Medien heute eingesetzt werden, macht diese zum Bestandteil der modernen Kriegsführung!

Immer wieder lassen sich in der Geschichte der Kriegspropaganda Beispiele für die produzierte Lügen finden. Die Erkenntnis, auch die Meinung der nicht kämpfenden Bevölkerung zu beeinflussen, gehört heute nämlich zum kleinen 1 x 1 der »Kriegstrommler«! Seit dem zweiten Golfkrieg 1990 sind die Desinformationskampagnen des US-Militärs einer breiteren Öffentlichkeit ins Bewusstsein gerückt. Medienkampagnen versuchen, möglichst einfache Feindbilder im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Da das Kalte Kriegs-Szenario nicht mehr verfügbar war, wählte George Bush sen. den Zweiten Weltkrieg als Modell und machte den Krieg gegen den Irak zum Kreuzzug von Gut gegen Böse. Die moralische Aufladung des Konflikts – Saddam gleich Hitler - war nützlich, um den Gegnern eines Waffengangs vorzuwerfen, sie würden eine „Appeasement-Politik“ gegenüber diesem neuen Hitler betreiben.

Das 1996 erschienene und leider vergriffene Buch »Kriegstrommeln« von Mira Beham bietet interessierten LeserInnen einen guten Einstieg in die beschriebene Thematik. In diesem Buch wird akribisch das Spannungsverhältnis von Krieg und Kriegsberichterstattung seit dem Ersten Weltkrieg bis heute untersucht. Mira Beham zeigt an historischen Fallbeispielen (Krieg in Abessinien, Spanischer Bürgerkrieg) auf, dass im Krieg das Produzieren von systematischen Lügen und Greuelgeschichten Teil der »wissenschaftlichen« Kriegführung ist. Am Beispiel des Vietnamkrieges räumt sie mit dem verbreiteten Mythos auf, die Berichterstattung der Medien hätte hauptsächlich zum Ende dieses Krieges beigetragen ... Sie zeigt auch, dass es hauptsächlich die weltweiten Antikriegsbewegungen, aber auch die Protestbewegungen an der »Heimatfront« in den USA waren, die den Herrschenden den Boden für ihr »Kriegsspiel« entzogen ...

Nachdem man das Buch gelesen hat, kann man die systematische Fehlinformationspolitik von Kriegsparteien ein wenig besser einschätzen, und auch viele Kriegsnachrichten erscheinen plötzlich in einem andern Licht. Kurzum: Ein durchaus lesenswertes Buch.


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