Warum »Bündnis für Arbeit«? Wer findet Arbeit denn geil...
und warum nennt es Dein Chef nicht gleich »Bündnis für meinen neuen Porsche«?
- Warum sollten wir uns den Kopf darüber zerbrechen, wie die Unternehmer ihren Umsatz erhöhen?
- Warum haben wir eigentlich soviele Arbeitslose?
- Warum haben wir soviele Firmen, die einen sofort für 14 DM/Stunde einstellen?
- Warum haben wir Schiß, nach einer Lohnforderung auf die Straße gesetzt zu werden?
- Warum sagen auch die Gewerkschaften: lieber weniger Geld, dafür Arbeitsplätze sichern?
- Warum gehen wir nicht für 10 Mark malochen, wenn wir genug Arbeitslosengeld kriegen und ein bißchen schwarzarbeiten?
- Warum kürzt der Staat bei Arbeitslosengeld und Sozialhilfe?
- Warum ist heute eine Razzia, nachdem gestern unser schwarzarbeitender Kollege mehr Geld gefordert hat?
- Warum sitzt der Kollege morgen in Abschiebehaft oder bezahlt deftige Strafen?
- Warum scheißen wir morgens nicht auf den Wecker und schmusen lieber noch ein bißchen mit der Freundin/dem Freund?
- Warum geht es allen Leuten, die malochen müssen, weltweit an den Kragen?
- Warum sollten wir uns um die Probleme der Unternehmer kümmern, haben wir nicht selbst genug?
- Warum weiterhin sagen: Wir können ja nichts machen, macht ja keiner mit?
- Warum kämpfen wir im nächsten Streik nicht mit den französischen, brasilianischen, nigerianischen KollegInnen zusammen?
Laßt uns Antworten auf unsere Fragen suchen!
Freie ArbeiterInnen Union und wildcat
Treffen: Dienstag, 9. April, 18 Uhr, Café Parlando,
Libertäre Leihbücherei, Wittekindstr. 42
Bericht zum obenstehenden Flugblatt:
»Geld ist da und nicht zu knapp,die Reichen geben nur nichts ab!«
Am 29.3.96 fand ein »Aktionstag für soziale Gerechtigkeit« in Bielefeld statt. Es sollte eine Kundgebung in der Stadtmitte geben. Aufgerufen haben verschiedene Arbeitslosengruppen, Antifas, Grüne, Gewerkschafts- und Kirchengruppen. Es wurden echt viele Plakate in der Stadt auf Stellwände geklebt und es gab ein Flugblatt zum Mobilisieren. Das Motto hieß »Geld ist da und nicht zu knapp, die Reichen geben nur nichts ab!« Das Flugblatt wehrte sich inhaltlich gegen Sozialkürzungen bei Arbeitslosenunterstützung, ABM-Kohle, Sozial- und Flüchtlingshilfe. Außerdem sprach es sich gegen Befristung von Arbeitsverhältnissen und Zwang zur Pflichtarbeit aus. Wir wollten zusammen mit der FAU ein anderes Flugblatt auf der Veranstaltung verteilen. Wir haben uns gedacht, daß auf der Kundgebung über den Zusammenhang von scheinbarer Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Kürzungen und verschlechterte Arbeitsbedingungen informiert wird, zwar aus linker Gewerkschaftsecke, aber daß Hintergrundinformationen immerhin da sind. Wir wollten deshalb auf Darstellung der Krise verzichten und ein plakatives Flugblatt gegen Ausbeutung und für internationalen Klassenkampf machen. Am Freitag war es dann am Regnen und Schneien, auf der Kundgebung waren vielleicht auch deshalb nur ca. 50 Leute, sie spielten Pop-Musik, einen IGM-Rap für das »Bündnis für Arbeit« und die Podiumsleute verspäteten sich wegen einer Pressekonferrenz im Rathaus. Die ÖTV hatten ihr Glücksrad aufgebaut, die Grünen, die Arbeitslosengruppen und der Asta Informationstische. Nacher sprachen eine Frau von den Grünen, ein ÖTV-Arbeitsloser, der DGB-Chef und einer von der Arbeitslosengruppe. Es gab kaum Informationen und Diskussionen, alle sprachen sich dafür aus, daß Überstunden abgebaut werden müssen, der Reichtum ungerecht verteilt ist und die Arbeitsplatzbesitzer etwas von ihrer Arbeit abgeben sollten. Und natürlich, daß man sich wehren muß. Also alles in allem große Scheiße, deswegen war ich auch nicht so glücklich mit unserem Flugblatt, wir hätten vielleicht doch ein etwas ausführlicheres schreiben sollen. Wir verteilten etwa 200 Flugis, ich stand als Arbeitsplatzbesitzer in meinen Arbeitsklamotten in der Kälte, zog den Neid der Arbeitslosen auf mich, die Leute hatten, bis auf einen BWL-Student keine Zeit zum Diskutieren, nach zwei Stunden bin ich dann nach Hause, duschen. ■
m.