Wildcat-Zirkular Nr. 36/37 - April 1997 - S. 131-152 [z36selbi.htm]


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Kerne kontrollierter Selbständigkeit

Die Textil- und Bekleidungsindustrie im Veneto

Devi Sacchetto (in: altreragioni Nr. 5 / 1996)

»Ich habe gekündigt, weil ich lieber in der Fabrik als in der Werkstatt arbeiten wollte, in der Fabrik wirst du wenigstens respektiert, du arbeitest und basta, sie beleidigen dich nicht und so, aber da ... ich kam nach Hause und hatte überhaupt keine Kraft mehr; da drin zu arbeiten, ist erniedrigend ... ich habe es ausgehalten, denn damals hatten sie mich am Kragen.« (W.L., 37 Jahre, am 15. März 1991)
»Wenn eine Frau mit 40 in der Werkstatt arbeitet ... das ist zu alt, denn die Arbeitsgeschwindigkeit ist ... ach, jede Minute ... da wo ich gearbeitet habe, gibt es keine so alten Frauen, denn erstens hältst du es mit dem Rücken nicht mehr aus, so lange zu sitzen, dann ist es schwere Arbeit, dazu kommt der Streß, denn mit den Jahren wirst du mit den Händen und mit den Augen langsamer ... mir ist klar, daß ich anfange, langsamer zu werden; jetzt merke ich, daß ich müde bin, daß ich abends nachhause komme und völlig ausgelaugt bin.« (P.C., 28 Jahre, am 8. Juni 1991)

Die Reorganisierung der Textil- und Bekleidungsindustrie im Veneto

Die Verlagerung von Bearbeitungsschritten der Textil- und Bekleidungsindustrie in Niedriglohnländer in Ostasien, Zentralamerika und seit einigen Jahren Osteuropa ist in vollem Gange. Seit den 70er Jahren haben große Multis wie Tootal, Blue Bell, Courtaulds, Levi Strauss, Wal-Mart und Nordstrom systematisch im Ausland investiert oder dorthin ausgelagert, so daß heute immer größere Anteile ihrer Produktion im Ausland stattfinden. Durch die Internationalisierung der Produktion konnten sie sowohl die Lohnkosten verringern als auch die Importbeschränkungen des Multifaserabkommens umgehen. [1] Allein Levi Strauss hat etwa 700 Zulieferfabriken im Ausland, vor allem in Asien. Diese Tendenz hat Italien etwas verspätet erreicht und wurde auch unter anderem durch die sukzessiven Abwertungen der Lira und durch den erklärten Lohnverzicht abgebremst, der »unsere Konkurrenzfähigkeit« im Vergleich zu den »Löhnen in Drittländern« garantieren sollte. Erst in den letzten Jahren scheint Italien bei der Ausdehnung von Produktionsstrukturen ins Ausland zu den ausländischen Multis aufzuschließen. Zwischen 1986 und 1993 stieg die Zahl der ausländischen Industrieanlagen mit italienischer Beteiligung in der Textilbranche um 119 Prozent und in der Bekleidungsbranche um 300 Prozent. Die Zahl der von italienischem Kapital kontrollierten Beschäftigten stieg im selben Zeitraum in der Textilbranche um 98 Prozent und in der Bekleidungsbranche um 403 Prozent. [2] Im Veneto sind in den 80er Jahren große schlagkräftige multinationale Gruppen entstanden, die es mit den globalen Kolossen der Textil- und Bekleidungsbranche aufnehmen können. [3] Die Vorgehensweise der großen Konzerne scheint dabei hauptsächlich einerseits von einer Aufkaufs- und Bündnispolitik und andererseits von einer internationalen Strategie bestimmt zu sein, die die größten ausländischen Konkurrenten in Bedrängnis bringt. [4] In diesem Sinn kann man von einem Prozeß der permanenten Umstrukturierung der Unternehmensgrenzen sprechen, um in die Größenordnung vorzustoßen, die notwendig ist, um auf den internationalen Investitions- und Finanzmärkten mithalten zu können. [5] Die Veränderung der Produktion scheint immer stärker vom Informationsfluß abzuhängen und weniger von den Materialien, wie es traditionell üblich war; dieser Wandel zwingt die Unternehmen dazu, die Produktion möglichst stark zu flexibilisieren und soweit wie möglich Synergien auszunutzen.

Die teilweisen Veränderungen der Produktionsweise in den großen Branchen Textil und Bekleidung im Veneto in den letzten zehn Jahren scheinen sich sowohl auf diese Tendenz als auch auf die Unfähigkeit der Unternehmer zurückführen zu lassen, vor Ort mit großen Arbeiterkonzentrationen umzugehen. Die Manufakturtradition und die Durchsetzung einer dezentralisierten Produktionsweise haben es den Großunternehmen ermöglicht, bei jeder einzelnen Funktion zu entscheiden, wann sie sie auslagern und wann sie sie in ihr Unternehmen integrieren. In einigen Fällen sind Firmen entstanden, die vor allem als organisatorische Zentren externer Produktionseinheiten funktionieren. Das sind die sogenannten »Netzwerk-Unternehmen«, die vor allem in der Bekleidungsbranche entstanden sind, während die Textilbetriebe teilweise andere Strategien fahren, sowohl wegen der erforderlichen riesigen Kapitalmengen als auch wegen der Schwierigkeiten, die bei der weiteren Zerstückelung des Produktionszyklus aufgetreten sind. [6] Die Entwicklung von Netzwerk-Unternehmenging einher mit der Zentralisierung der Kontrolle durch neue Informationstechnologien, durch die der notwendige Organisationsapparat vereinfacht werden konnte. Allerdings scheint auch in den Netzwerk-Unternehmen ein »harter Kern« von interner Produktion zu überleben, sowohl wegen technologischer Neuerungen, die besonders bei der Textilherstellung die Aufrechterhaltung hoher Profite ermöglicht haben, als auch, weil die Einführung der Informationstechnologien die Unternehmen zu einer stärkeren vertikalen Integration zwingt. [7]

Die Vergabe von immer größeren Produktionsanteilen an Dritte hat es den Großunternehmen ermöglicht, nicht mehr eine einzelne Ware, sondern eine ganze Produktpalette herzustellen, den »totalen Look« von Benetton. Die großen Unternehmen der Bekleidungsindustrie haben sich also von Betrieben mit beschränktem Produktionsumfang zu Konzernen entwickelt, die über mehr Betriebe mit mehr Produkten auf mehr Märkten verfügen. Dieser Prozeß wurde einer Auslagerungsstrategie an Zulieferer in der Produktion und von einer Franchisingstrategie in der Vermarktung begünstigt; diese scheinen im Laufe der Jahre immer stärker standardisiert zu werden. [8] So haben die größeren Unternehmen einen Gutteil der Vorratshaltung auf die Zulieferer abgewälzt und die Zentrallager damit oft in Warenverteilzentren umgewandelt. Stefanel verfügte beispielsweise Anfang der 90er Jahre über etwa 200 Zulieferbetriebe und etwa 1 110 Franchise-Läden. Benetton konnte hingegen auf etwa 600 Zulieferbetriebe und fast 7 000 Franchise-Läden zählen. Der größte Teil - die Rede ist von 90 Prozent - der Zulieferbetriebe der beiden Firmen ist im Veneto angesiedelt und scheint stärker als früher auf Arbeiten rund um den hauptsächlichen Produktionskern konzentriert zu sein.

Einige Hersteller haben sich die Kontrolle über das Vertriebsnetz ihrer Produkte gesichert und konnten damit das Verhältnis zum Vertrieb zu ihren Gunsten verändern und einen für die Produktionsplanung unabdingbaren ständigen Informationszufluß sicherstellen. [9] Besonders die Entwicklung des Franchising erlaubt es, die Investitionen und die Risiken der Herstellerunternehmen zu begrenzen und trotzdem eine Marke auf der ganzen Welt zu propagieren. Dem an die Herstellerfirma gebundenen Händler sichert das nicht nur eine Identität, sondern oft auch ein höheres Einkommen. [10] Und das durchaus nicht zufällig, denn wenn die Verkäufe stagnieren, scheinen diesen neuen Einzelhändler durchaus in der Lage zu sein, mit harten Bandagen gegen ihre Zulieferer zu kämpfen. [11]

Eine andere häufig von den großen Konzerne angewandte Strategie ist der Aufkauf oder die Gründung von mittelgroßen Produktionsfirmen, die große Produktionsvolumen fast unabhängig abwickeln können, wobei das Führungsunternehmen nur die relevanten Informationen einspeisen muß. Daß Firmen aufgekauft werden, ist relativ neu: Erst seit Mitte der 80er Jahre wachsen Unternehmen über den Aufkauf von Aktienanteilen anderer Firmen. In vielen Fällen dienen Aufkäufe der Verbreiterung der eigenen Produktionsbasis zur horizontalen und vertikalen Integration. [12] In anderen Fällen dienen Aufkäufe der Konzentration der wirtschaftlichen Macht nicht nur in Italien sondern auf internationaler Ebene. [13] Die Übernahmen von Gs-Autogrill und Euromercato durch Benetton scheinen auf die Erweiterung des Geschäfts, auf Synergie-Effekte, auf die Kontrolle des Vertriebs, vor allem aber auf die Erhöhung der Verfügbarkeit von großen Mengen an flüssigem Kapital zu zielen. [14]

Die Entwicklung von Netzwerken basiert auf scheinbar partizipativen Verhaltensweisen, insofern der Konzern letztlich ein einheitliches Ziel hat und die zum Konzern gehörenden Unternehmen daher auf informeller und von gegenseitigem Vertrauen, aber ganz gewiß nicht von Gleichheit geprägter Basis miteinander umgehen. Die Beziehungen zwischen den Unternehmen beruhen auf der gewohnten Zusammenarbeit bei einer neuen Kombination von Marktmechanismen mit hierarchischen Strukturen unter den Unternehmen; trotzdem findet man nur selten eine Konzernstrategie. Da das Netz von Unternehmen sehr leicht modifizierbar ist und die Akteure austauschbar sind, ist das Produktionssystem oft sehr hierarchisch, auch da, wo die einzelnen Firmen juristisch unabhängig sind. Fast überall führen die Führungsunternehmen Kontrollen in den Zulieferwerkstätten durch, um Ursachen für Ineffizienz abzustellen; außerdem wissen sie bis ins Detail über die Technologien, die Beschäftigten und die Arbeitsorganisation in den Zulieferbetrieben Bescheid, und die Subunternehmer tätigen ihre Investitionen oft erst nach Absprache mit den Führungsunternehmen. Die Netzwerk-Unternehmen verlangen ausdrücklich nach detailliertem Wissen über die Zulieferfirmen, eben um die Preise festzusetzen, die sie den einzelnen Unternehmern bezahlen, deren Profite somit im voraus festgelegt sind. Ein Beschäftigter eines Netzwerk-Unternehmens erzählt: »Bei allem, was wir bezahlen, versuchen wir, einen Kostpreis herauszubekommen, für jeden Bearbeitungsschritt..., wir haben eine ganze Reihe von Leuten, die in die Werkstätten gehen, die Zeit pro Arbeitsschritt feststellen und diese mit einer Stundenkostenschätzung bewerten ..., dann werden bestimmte Messungen durchgeführt, denn wir wollen auch die Gewinnspanne des Unternehmers feststellen ... Für unterschiedliche Bereiche gibt es also unterschiedliche Kosten.« Aber der Preis wird ohne Auf- oder Abrunden festgesetzt: »... nehmen wir ein T-Shirt: 2418 Lire. Nähen 1643, Bügeln 303, Etikettierung 52, Verpackung 198, Verschiedenes 222 ... In Zeit übersetzt bedeutet das 6 Minuten und 48 Sekunden.« [15] Aber die Zeit- und Methodenkontrolleure des Führungsunternehmens sollen vor allem die Verbesserungen kodifizieren, die es jedem einzelnen Zulieferer zu entwickeln gelingt. Während einerseits die Zulieferer unter dem Zwang, ihre Profite zu erhalten oder zu erhöhen, versuchen, die Produktionszeiten jedes einzelnen Bearbeitungsschrittes zu minimieren, berechnen andererseits die Kontrolleure die Zeiten neu, so daß das Führungsunternehmen die Vergütung kürzen kann. [16] Um den Vorteil des Netzwerks längerfristig aufrechtzuerhalten, muß das Führungsunternehmen die angegliederten Firmen streng kontrollieren. Das Kommando ist weit entfernt davon, sich nur als von der materiellen Produktion abgekoppeltes reines Symbol darzustellen, sondern es breitet sich immer weiter aus und durchdringt alles, so daß es sogar die Profitraten des Zulieferers festlegt. Die Kontrolle über den Herstellungsprozeß ist zwar an die Zulieferer delegiert, aber diese sind an Vorgaben der auftraggebenden Firma hinsichtlich Arbeitszeiten, Arbeitsmethoden und Arbeitsorganisation gebunden. Und schließlich kann der Auftraggeber auch die Qualität des Produkts kontrollieren. Im Gegenzug sorgt das Führungsunternehmen oft für größere Aufträge und gibt dem Unternehmer moralische Anerkennung - vor allem aber ein Einkommen, oder genauer gesagt: die Verfügung über flüssiges Geld. [17] In den 80er Jahren erhielten die Subunternehmer von Stefanel durchschnittlich zwischen drei und sechs Millionen Lire im Monat, die von Benetton etwas weniger; in den 90er Jahren scheinen sich die Einkünfte bei beiden verringert zu haben.

Da die Verbesserung der Zuverlässigkeit schwierig ist, Kontrollen notwendig sind und die überladenen Verbindungen der Struktur verschlankt werden müssen, haben die Netzwerk-Unternehmen anfänglich einen »Spinoff«-Prozeß in Gang gesetzt. [18] Man fördert und ermutigt Angestellte des Netzwerk-Unternehmens, zu denen man großes Vertrauen hat, eine neue Firma auf die Beine zu stellen; diesen Personen wird dann vom Führungsunternehmen die gesamte Verwaltung von Produktionsabschnitten oder ganzen Produktionszyklen übertragen. Bei Benetton hat sich dieses System nicht nur auf die eigenen Angestellten, sondern auch auf Verwandte und Freunde der Familie Benetton gestützt. Einigen Interviews zufolge ist bei der Zuteilung der Aufträge der Ermessensspielraum dermaßen groß, daß regelrechte Klientelsysteme entstehen. Tatsächlich müssen für Aufträge zuweilen die Anlagen ausgewechselt werden, oder es wird ein so weitgehendes Umlernen nötig, daß die Gewinne des Zulieferers stark betroffen sind. Die Strategie von Benetton scheint sich eher auf soziale »Clan«-Beziehungen als auf den freien Markt zu stützen. [19]

Seit Anfang der 90er Jahre hat die Möglichkeit, ganze Produktionsabschnitte nach Osteuropa zu verlagern, einerseits die Spinoff-Prozesse begrenzt und andererseits dazu geführt, daß Netzunternehmen ihre vertrauenswürdigsten Zulieferer dazu angehalten haben, neue Produktionsstätten in den östlichen Nachbarländern aufzubauen. Ein Beschäftigter eines Netzwerk-Unternehmens sagt: »Wir regen die Inhaber unserer Werkstätten verstärkt dazu an, eine Werkstatt in Slowenien oder Kroatien zu eröffnen, seien sie nun Beschäftigte, ehemals Beschäftigte oder völlig ungebunden.« [20] Zuweilen werden die angeschlossenen Firmen oder die am stärksten an das Führungsunternehmen gebundenen Subunternehmer dazu gedrängt, mit Hilfe von Lohnveredelung Teile der Produktion ins Ausland zu dezentralisieren. [21] Dabei leistet das Führungsunternehmen technisch-juristische Hilfestellung, während in anderen Fällen die Branchenverbände für Informationen und die notwendigen Kontakte sorgen.

Diese beständige Suche nach Kostensenkung führt zu einer ungebremsten Konkurrenz, deren hauptsächliche Opfer die Zulieferer und deren ArbeiterInnen sind. Während ein Subunternehmer von Benetton und Stefanel in der Lombardei oder in der Emilia Romagna gegenwärtig 480 Lire pro Minute und Beschäftigtem erhält, muß ein Subunternehmer im Veneto sich mit 375 Lire pro Minute zufriedengeben. Dem Vertreter der FILTA (Gewerkschaft Textil und Bekleidung) in Treviso zufolge »ist dieser Unterschied sinnvoll, auch weil das Veneto stärker der Konkurrenz niedrigentlohnter Arbeitskraft in Slowenien, Kroatien und Ungarn ausgesetzt ist.« [22] Genauso argumentiert ein ehrenwerter Vertreter der Textil- und Bekleidungsindustriellen, der es logisch findet, daß jemand, der in Apulien arbeitet, 200 Lire pro Minute wert ist, weil er ja in direkter Konkurrenz zu jemandem steht, der in Tunesien arbeitet und nur auf 150 Lire kommt. [23]

Ein Netz von Familieninteressen

Mit zunehmender Verbreitung und der Zuverlässigkeit der Kleinbetriebe ist die organisatorische Flexibilität für das Großunternehmen sicherer, stabiler und vergleichsweise einfacher zu handhaben als eine eigene Belegschaft. Die Entwicklung der Großunternehmen in der Textil- und Bekleidungsbranche ist nach wie vor stark davon abhängig, daß sie sich bei jeder Schwierigkeit an einem Kettenglied leicht »noch heute« mit einer großen Anzahl von Betrieben in Verbindung setzen können, die sich darum kümmern. Hinter der großen Zahl von kleinen und mittleren Betrieben in diesen Branchen versteckt sich in Wirklichkeit eine hohe Fluktuation (Betriebsschließungen und -neugründungen), ein Prozeß, der in den 80er Jahren ungebrochen weiterging. Nach den Daten von Cerved ist die Fluktuation in diesen Branchen (einschließlich der Schuhindustrie) im Vergleich zu anderen Betrieben sehr hoch, wenn sie auch von Jahr zu Jahr sinkt. 1985 betraf sie 25 Prozent der aktiven Betriebe, 1991 ist sie auf 18 Prozent gesunken. Bei den Einzelunternehmern [imprese individuali] lag die Rate sowohl am Anfang als auch am Ende des Betrachtungszeitraumes leicht höher. 1985 betrug die Fluktuationsrate bei den Einzelunternehmern im Veneto 26,9 Prozent, 1991 nur noch 18,2 Prozent. Bei den Betrieben der Bekleidungsindustrie waren es 24,8 Prozent im Jahre 1985 und 21,3 Prozent im Jahre 1991. Die Einzelunternehmer im Veneto insgesamt verzeichneten im selben Zeitraum eine deutlich niedrigere Fluktuation, nämlich 14,7 Prozent im Jahre 1985 und 15,7 Prozent im Jahre 1991. Diese Zahlen machen deutlich, in wie starkem Maße die Betriebe ausgetauscht werden; sie scheinen sich innerhalb von vier bis fünf Jahren komplett zu erneuern. Die hohe Fluktuation zeigt, daß ein neues Unternehmertum entstanden ist, das auf die von den großen Konzernen ausgelösten ständigen Weiterentwicklungsprozesse, über die eine neue räumliche Arbeitsorganisation durchgesetzt und begünstigt wird, reagiert. Laut mehreren Untersuchungen ist der Abhängigkeitsgrad bei den Subunternehmern besonders hoch. 72,5 Prozent der Zulieferer von Benetton arbeiten ausschließlich für den Konzern aus Treviso. 70 bis 80 Prozent der Strickwerkstätten (das heißt der schwierigsten Arbeitsschritte) im Dienste von Stefanel arbeiten ausschließlich für dieses Unternehmen, während bei der Konfektion etwa 20 Prozent aller Werkstätten nur für einen Auftraggeber arbeiten. Marzotto hingegen benutzt nur 30 bis 40 Prozent der Gesamtproduktion seiner Zulieferer. [24]

Wichtig bleibt auch der Nachahmungseffekt, der sicherlich die Ausbreitung des Kleinbetriebs beschleunigt hat. Mit Unterstützung der Familie oder aus Beziehungen heraus, die nicht reine Marktbeziehungen waren, konnten viele ArbeiterInnen (oder andere Menschen, die in der einen oder anderen Weise in den Produktionsprozeß einbezogen waren) einen Kleinbetrieb eröffnen. Trotz starker Ausdifferenzierung der Produktion liegen in der Textil- und Bekleidungsbranche die Zugangsbarrieren nicht sonderlich hoch. In der Textilbranche sind zwar die Investitionen recht hoch, dabei darf aber nicht die Hilfe von Seiten der Maschinenlieferanten oder der Auftraggeber selbst vergessen werden. Außerdem ist es gerade wegen der hohen Fluktuation und der geringen Innovation in diesen Bereichen möglich, Maschinen von anderen Unternehmen zu kaufen, die den Betrieb eingestellt oder ihren Maschinenpark erneuert haben. [25]

Im Rahmen des Netzwerk-Unternehmens haben die Subunternehmer tatsächlich eine fundamentale Rolle gespielt; oft sind sie Handwerker, die dank einer laxen Gesetzgebung als Stoßdämpfer für Nachfrageschwankungen fungieren konnten; da sie wenig sichtbar sind, können sie je nach Marktlage einstellen und entlassen. Diese Stoßdämpferfunktion wird sehr erleichtert durch die Tatsache, daß die ArbeiterInnen in diesen Betrieben kaum gewerkschaftlich geschützt sind. Das Netzwerk-Unternehmen zwingt also innerhalb wie außerhalb der eigenen Betriebe zu einem flexiblen Gebrauch der Arbeitskraft. Die weniger qualifizierte Arbeitskraft wird aus dem Netzwerk-Unternehmen ausgeschlossen. Allgemeiner gesprochen wird diejenige Arbeitskraft ausgeschlossen, mit der sich keine hohen Profitraten erzielen lassen.

Dem Präsidenten der Anicot (Berufsvereinigung der Subunternehmer in der Branche) zufolge wurden bis 1990 60 Prozent der Kleidung in Italien in Werkstätten von Subunternehmern genäht (in Japan arbeiteten 1981 75,4 Prozent der Textilbetriebe und 71,7 Prozent der Bekleidungsbetriebe als Subunternehmer). Ein weiteres typisches Merkmal beider Branchen scheint die hohe Zahl von Handwerksbetrieben zu sein. Nach Daten der INPS waren Ende 1991 im Veneto 79 Prozent der Betriebe in der Branche Handwerksbetriebe (nach Daten von Cerved waren es 72,8 Prozent). Diese juristische Form scheint sich sowohl wegen der Unterschiede in der Lohnhöhe als auch wegen der breiten Palette von nationalen, regionalen und lokalen staatlichen Maßnahmen zur Förderung von produktiven Investitionen anzubieten. Durch die räumliche Integration von Arbeiten und Leben dank zinsverbilligter Kredite für Gewerbegebiete können die Unternehmer auch auf die unregelmäßige Mitarbeit von Familienangehörigen zählen. Hauptsächlich aber sind die Lohnkosten in den Handwerksbetrieben niedriger, weil die Tarifverträge nicht angewandt werden.

Das Handwerksrahmengesetz von 1985 hat zwar die Beschäftigtenhöchstzahl erhöht und gleichzeitig eine genaue Obergrenze festgelegt, aber es fällt auf, daß die Überschreitung dieser Grenze ziemlich häufig vorkommt und geduldet wird. [26] Häufig lassen sich Familienangehörige oder Verwandte als Strohleute in die Handwerksrolle eintragen, um einen zweiten oder dritten, räumlich und sachlich unmittelbar benachbarten und lediglich juristisch getrennten Betrieb zu eröffnen. Mit diesem Trick lassen sich vor allem die Produktionsstufen ausweiten, ohne daß man die betriebliche Organisation verändern muß, indem man einfach einen neuen Betrieb »schafft«; so kann man den juristisch-fiskalischen Rahmen und die praktisch nicht existierenden gewerkschaftlichen Beziehungen unverändert lassen und gleichzeitig die Organisations- und Verwaltungskosten senken. Oft drängen gerade die großen Konzerne die Subunternehmer zur Gründung von mehrstufigen Betrieben, die einen kompletten Produktionszyklus ausführen können. [27] Zur Förderung dieses Entwicklungstyps geben die großen Konzerne bisweilen auch technisch-juristische Beratung, um die herrschende Gesetzgebung so gewinnbringend wie möglich auszunutzen. Die Führungsunternehmen verfügen also praktisch über externe Abteilungen, die zwar juristisch unabhängig sind, aber die gleichen Funktionen erfüllen wie die inneren Abteilungen. Die Vorteile ergeben sich aus den direkten und indirekten Kosten der Arbeitskraft: weniger oder gar keine gewerkschaftlichen und steuerlichen Kontrollen; unterschiedliche »technologische Entwicklungsbahnen«, die allmähliche oder radikale Innovationen möglich machen; größere innere Selbständigkeit im Handeln. [28] Darüber hinaus verringert sich die Komplexität der Übergänge und die Übergabezeit zwischen den einzelnen Stufen.

In einigen Fällen finden wir dann Unternehmer, die 60 bis 70 oder mehr Beschäftigte haben, aber weiterhin als Handwerker figurieren. So können sie die »eigenen« Arbeiter technisch aufteilen und vor allem politisch spalten und sie je nach den Bedürfnissen des Produktionszyklus mit einer Flexibilität beschäftigen, die sich anders nicht erreichen ließe.

Fast nie treten die Kleinbetriebe in den untersuchten Branchen als Alternative oder als Widerspruch zu der die Branche kontrollierenden Großindustrie auf. Ihre Unabhängigkeit beruht im wesentlichen darauf, daß sie die Räume besetzen können, die die Großindustrie leer läßt. Durch eine dezentralisierte Arbeitsorganisation und fähige Agenten und Vertreter gelingt es einigen Kleinbetrieben dennoch, in hohem Maße selbständig zu bleiben und manchmal sogar mit den großen Konzernen zu konkurrieren. Andererseits haben die Großunternehmen auch schon früher freiwillig das eine oder andere Stück vom Kuchen abgegeben: »... der Erfolg weckt das Interesse der großen Tiere, die auch bereit sind, das Vorhandensein einiger Marktnischen für spezialisierte Firmen zu tolerieren, solange es bei einfachen Nischen bleibt und ihnen kein größeres Stück vom Gesamtabsatz streitig gemacht wird. Jede gelungene Neuerung stellt eine Einladung zur Nachahmung dar.« [29] Meist spezialisieren sich diese Unternehmen auf bestimmte Produkte wie zum Beispiel Badeanzüge und besetzen damit Marktnischen, in denen weniger Konkurrenz herrscht. Zwischen den relativ unabhängigen und den völlig abhängigen Kleinbetrieben gibt es alle möglichen anderen Firmen mit sehr unterschiedlichen Bindungen, Vertragssituationen und Graden der Selbständigkeit. Jedenfalls wird Steuerhinterziehung gerade bei den Unternehmen praktiziert, die nicht direkt an die Netzwerk-Unternehmen gebunden sind. Einer Untersuchung zufolge ist Steuerhinterziehung (man spricht von bis zu 50 Prozent des Umsatzes) einerseits bei den kleinen Fertigmode-Betrieben gang und gäbe, andererseits bei Betrieben, die ihre Produkte über ambulante Händler verkaufen. Gleichzeitig scheint die Tendenz zu Steuerhinterziehung und Unregelmäßigkeiten in den qualitativ hochwertigen Produktionssegmenten noch größer zu sein als im unteren Segment. [30] Folglich scheint der Markt für die Kleinbetriebe nicht die Rolle eines »'Ausgleichs-' und Regulierungsinstruments, sondern eines mächtigen 'Kompressors'« zu spielen, »der die Unternehmen in diesem Bereich, in dem es nicht viele Kontrollinstitutionen wie Gewerkschaften oder öffentliche Institutionen gibt, dazu antreibt, die Ausbeutungspotentiale der irregulären Ökonomie auszuschöpfen«. [31] Der Kleinbetrieb stellt einerseits den Ort dar, wo die ArbeiterInnen dem stärksten Druck ausgesetzt sind, ist aber andererseits selber der Ausbeutung durch das Großunternehmen unterworfen. Ein Kleinunternehmer, der zusammen mit seiner Frau einen Betrieb mit 17 Beschäftigten in Mignagola (Treviso) führt, erklärt: »Einige Leute müssen bei den Banken Kredite mit 16 bis 17 Prozent Zinsen aufnehmen, um ihre Steuern bezahlen zu können, kaufen keine Maschinen mehr, weil sie mit den Zahlungen nicht mehr nachkommen, lehnen Aufträge ab, weil sie keine Leute mehr finden, die bereit sind, für 1,3 Millionen Lire im Monat mit der Geschwindigkeit zu arbeiten, die nötig ist, um die vorgegebenen Stückzahlen zu schaffen ... wir arbeiten seit vielen Jahren für Benetton, aber ich habe mit denen keinen Vertrag, die rufen mich an und sagen mir, daß sie Arbeit für mich haben, die ich in zwei, drei Tagen abliefern muß.« [32]

Ungleichheit und soziale Ordnung

In Italien, und insbesondere im Veneto, ist die Entwicklung der Unternehmen vom familiären Hinterland abgesichert worden. In den Kleinbetrieben hat die Familie die Arbeitskosten gesenkt, in den Großkonzernen hat sie es ermöglicht, die zahlreichen diversifizierten Unternehmen um einen produktiven Kern herum zusammenzuhalten. Während im ersten Fall der relative Erfolg mit extremer Flexibilität und großer Opferbereischaft zusammenhing, wurde im zweiten Fall die Expansion durch den Rückhalt des Umfelds aus Banken und kommunalen Beschäftigten abgesichert. Jedenfalls »ist die Familienorganisation als Produktionseinheit Trägerin von bedeutenden Veränderungen in der Arbeitsorganisation; sie kann die Forderung nach Flexibilität - was Teilzeit-, Saison- und selbstverwalteter Arbeit angeht - weit mehr als andere Produktionseinheiten erfüllen.« [33]

Dem Codice Civile [Bürgerliches Gesetzbuch] Artikel 230 b zufolge hat ein Familienangehöriger, der regelmäßig seine Arbeitskraft ins Familienunternehmen einbringt, Anrecht auf Teilhabe am Unternehmensgewinn nach Quantität und Qualität der geleisteten Arbeit. Außerdem muß jede Unternehmensentscheidung »... mit der Mehrheit der am Unternehmen selbst beteiligten Familienangehörigen« getroffen werden. Eine solche Unternehmensführung könnte zu Konflikten zwischen den Familienmitgliedern führen, aber die Spannungen werden weise dadurch begrenzt, daß das Unternehmen von denjenigen in der Besitzerfamilie geführt wird, die angeblich moralisch und sachlich überlegen sind. [34] Frauen bleiben also im wesentlichen von Führungsrollen ausgeschlossen, vor allem in mittleren und großen Unternehmen.

Was Frauen in Führungspositionen betrifft, so wurde festgestellt, daß in Italien nur 3,3 Prozent der weiblichen Beschäftigten Führungspositionen bekleiden, eine Zahl, die seit etwa zehn Jahren unverändert ist. Diese Situation ist noch schwerwiegender, wenn man bedenkt, daß Spanien und Griechenland, die anderen in dieser Statistik hinten liegenden europäischen Länder, 9 bzw. 10 Prozent erreichen. In Italien betrug der Anteil der Universitätsabsolventinnen 50,2 Prozent und der der Abiturientinnen 62 Prozent. Ähnlich disparat ist die wirtschaftliche Behandlung, denn die Gehälter auf mittlerem bis hohen Niveau sind bis zu 20 Prozent niedriger als die der männlichen Beschäftigten. [35]

Die Erhöhung und Intensivierung des Durchlaufs [scambio] bei einer Produktion, die fast in Echtzeit läuft und die großen Zentrallager überflüssig macht, war nur möglich, weil es so viel Personal gibt, das sich den beständigen Erfordernissen des Marktes anpassen kann. Die Kleinunternehmer und ihre engen Mitarbeiter, oft sogar Familienmitglieder, die jeden Tag am Steuer ihrer Lieferwagen im Straßengewirr des Veneto umherflitzen, verlagern ganze Arbeitsphasen in einen nicht enden wollenden Wirbel, wie ihn die neue Produktionsweise verlangt. Sie sind die wahren Schöpfer des just-in-time. [36] Wie ein Textilfachmann erzählt, der seit mehr als zehn Jahren in der Branche arbeitet: »In den kleinen Werkstätten arbeitet der Besitzer mehr als die Arbeiter, weil er die Minderleistung der anderen auszugleichen versucht.« [37]

Die Sparsamkeit, die die Kleinunternehmer selbst praktizieren, übt erhöhten Druck auf ihre Beschäftigten aus. Oft machen die Kleinunternehmer Druck, weil sie mehr Entgegenkommen bei den Überstunden, bei der Maschinenauslastung und bei der Kürzung der Zeiten wollen; im wesentlichen einen größeren Ermessensspielraum beim Gebrauch der Arbeitskraft. Die in den 70er Jahren durchgesetzten Absicherungen erscheinen ausgehöhlt, und der psychologische Druck auf die abhängigen oder selbständigen ArbeiterInnen nimmt immer mehr zu. Eine Arbeiterin aus einer Werkstatt, die als Handwerksbetrieb deklariert wird, in der aber über 60 Arbeiterinnen arbeiten, erzählt: »... der Chef ist sehr streng, er will Qualität und Quantität (das sind seine Worte). Nach und nach habe ich es geschafft, mich in die Arbeit einzufuchsen, aber nicht alle schaffen es, gleich gut zu arbeiten ... wenn ich arbeite, bewege ich die Arme sehr schnell, aber das fällt mir nicht schwer. Es steckt schon so sehr in mir drin, daß es mir gar nichts ausmacht, in der Werkstatt zu arbeiten.« [38]

Das Großunternehmen läßt überhaupt keine Verfügungsgewalt zu, denn der Auftrag muß »kunstgerecht« ausgeführt werden, das heißt in dem Zeitrahmen und auf die Art, die das organisatorische Zentrum vorgegeben hat. Die Einführung von Informationstechnologien zur Einsparung von Arbeitskraft und zur Erhöhung der Produktivität hat zu einer Beschleunigung im menschlichen Leben selbst geführt. Auf der anderen Seite ist die Kontrolle über die Arbeit und die Arbeiter nicht mehr nur in der Hierarchie, sondern immer stärker auch in formalen und routinemäßigen Prozeduren festgehalten, denen die Informatik den Anschein von Wissenschaftlichkeit verleiht.

Die Ausbreitung der Kleinunternehmen in den letzten 25 Jahren scheint unvermeidlich gewesen zu sein, da es möglich war, die gesellschaftlichen Aspekte der Arbeit auf reine Familienverhältnisse zu reduzieren. Diese Verengung der Gesellschaftlichkeit ist eine entscheidende Voraussetzung für die Entwicklung von Verhältnissen, die sich nicht mehr auf die Dichotomie Arbeiter/Kapitalist, sondern auf eine beschränktere lokalistisch-verwandschaftliche Basis gründen. Die Ausbreitung dieses Prozesses führt dazu, daß auch die Arbeitskraft ihre Entscheidungen teilweise anpaßt. Eine Arbeiterin erzählt: »Es stimmt, daß wir inzwischen ein Herz und eine Seele mit unseren Firmeninhabern sind. Die Firmeninhaberin in meiner Werkstatt, die Arme, arbeitet vielleicht mehr als ich. Ich bin seit 17 Jahren Arbeiterin, und es stimmt, daß ich wenig verdiene und ein irrsinniges Tempo arbeite, und ich weiß nicht einmal, ob ich morgen noch Arbeit habe oder nicht. Ich denke schon, daß man was tun sollte, aber ich glaube nicht, daß es was nützen würde, wenn ich zur Gewerkschaft liefe.« [39]

Nach einer Untersuchung von 1993 gingen im Veneto 700 000 Menschen einer zweiten Arbeit nach oder machten regelmäßig Überstunden. Im ganzen Veneto liegt die Arbeitslosigkeit zwar offiziell bei 6,5 Prozent, aber in der Provinz Rovigo liegt sie bei über 12 Prozent, während in den Provinzen Treviso und Vicenza die Firmen Personal suchen, wenn auch oft mit niedrigen Qualifikationen und zu niedrigen Löhnen. [40] Wie im übrigen Italien, ist der Arbeitsmarkt im Veneto nicht nur nach Geschlecht, sondern auch territorial geschichtet - mit erheblichen psychologischen und sozialen Auswirkungen auf die Arbeitskraft. Es ist bis in die alltägliche Sprache eingedrungen, daß es weniger »ein Modell Veneto« gibt, als vielmehr mindestens »zwei Modelle Veneto«. Die Region[alverwaltung] selbst unterscheidet in ihren offiziellen Veröffentlichungen Gebiete mit unterschiedlichem Entwicklungsgrad, wobei sie aber mystifiziert, daß dieser Prozeß völlig funktional ist. [41]

Außerdem ändert sich auch die Rolle und die Erfahrung der Beschäftigten, denn einige machen sich selbständig, und andere werde indirekte Arbeiter mit einem vermittelten Verhältnis zum Unternehmer. Der Kleinunternehmer wäre darüberhinaus »bereit, das Risiko eines geringen Verdienstes auf sich zu nehmen, angesichts des gesellschaftlichen Respekts für Unternehmer, des Fehlens von anderen Beschäftigungsmöglichkeiten und weil 'ein Kleinunternehmer sein Einkommen so weit senken kann, wie er will, während er sich als Lohnempfänger keinen Arbeitsplatz verschaffen könnte, indem er sich zu einem niedrigeren Lohn anbietet'«. [42]

Im Kleinbetrieb kann sich auch das Kommando vervielfachen, kann es einen häufigen Rollenwechsel zwischen 'gutem Chef' und 'bösem Chef' geben und kann der Klassenunterschied von Generation zu Generation zunehmen: »Sie läßt dich [den Abstand] spüren, du bist Arbeiterin und mußt stumm bleiben, das läßt sie dich richtiggehend spüren, das 'schwarze Schaf' ... Sie ist die Chefin und du darfst nichts sagen, während die Alte schon zugänglicher ist.« Oder in einer anderen Arbeitssituation: »Da war die Chefin, die alte Dame, die hatte sehr viel Respekt, hörte dir zu, half dir, versuchte, alles zu richten; dann kam stattdessen ihre Tochter, die unglaublich unverschämt ist. Wenn du dich zum Beispiel über etwas beschwert hast, kam sie am nächsten Tag und haute dir deine Arbeitspapiere ins Gesicht.« [43]

Da wo der Auftraggeber die Werkleistung als Arbeitsleistung nach Quantität, Qualität und Fristeinhaltung bezahlt, ähnelt der Profit des Unternehmers, der Auftragsproduktion macht, einem Akkordlohn. Das gesellschaftliche System im Veneto ist - trotz eines gewissen Raumes für Individualismus - ohnehin konservativ und beruht auf der Gewohnheit; aber in den von mir durchgeführten Interviews tritt eine Art gesellschaftlicher Gewöhnung an oft unerträgliche Arbeits- und Lohnbedingungen zutage, die als unveränderlich hingenommen werden. [44] Aber schließlich unterstreicht auch die Lehre der im Veneto ziemlich starken katholischen Kirche, daß »jede Arbeit - ob manuell oder intellektuell - zwangsläufig mit Mühe verbunden ist.« [45]

Bei einer auf INPS-Daten beruhenden Untersuchung kam heraus, daß in Italien 1989 unter den Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten »sowohl die Betriebe mit dem höchsten Frauenanteil als auch die Betriebe mit den niedrigsten Löhnen der Textil-, Bekleidungs- und Schuhindustrie angehören.« [46] Mithin scheint die Behauptung zu stimmen, daß der »Erfolg dieses Modells, das sozial akzeptiert wird, weil es Schichten einen Zugang zum Arbeitsmarkt geschaffen hat, die traditionell ausgeschlossen oder in einer schwachen Verhandlungsposition waren (das heißt Arbeiterinnen zwischen 16 und 25 Jahren), sich zum großen Teil durch die 'taiwanesischen' Kosten der ArbeiterInnen der 'Dezentralisierungs'-Kleinbetriebe erklärt.« [47] Die italienische Bekleidungsbranche, wo etwa 80 Prozent der Beschäftigten Frauen sind, scheint über ausgezeichnete Möglichkeiten zu verfügen, fähige und wenig kämpferische Arbeitskraft zu rekrutieren, die bereit ist, niedrige Löhne zu akzeptieren und gleichzeitig hohe Produktivität zu liefern; all das hat sich möglicherweise auf die Entwicklung der technologischen Innovationen ausgewirkt. [48] Eine Untersuchung zu gewerkschaftlichen Tarifverhandlungen im Veneto kommt zwar zu dem Ergebnis, daß in der Textil- und Bekleidungsbranche nur etwa 25 Prozent der Beschäftigten Tarifverträge haben, aber die Frauen verteidigen sich auch selbständig. [49] Eine junge Frau sagt: »... wir waren uns einig, in diesem Tempo zu arbeiten, und wenn eine zurückblieb, haben wir versucht ihr zu helfen.« [50] Die ungleichen Machtverhältnisse mit dem Unternehmer machen es schwierig, etwas zu fordern, wenn man nicht sofort den Arbeitsplatz riskieren will. Ein anderer Aspekt der Prekarität der Arbeitsbeziehungen besteht darin, daß die Löhne nur sehr spät oder gar nicht an Tariferhöhungen angeglichen werden. Der Vizepräsident der API von Vicenza, F. De Marchi, gab in einem Interview offen zu, daß »etliche Unternehmen unterhalb der realen Produktionskosten arbeiten, indem sie mehr oder weniger legal das Personal dafür benutzen; sie teilen die Löhne 50:50 zwischen den Arbeitern und dem Unternehmer auf, und über das [gesetzlich vorgeschriebene] dreizehnte Monatsgehalt wird am Jahresende zwischen Unternehmer, Gewerkschaft und Beschäftigten verhandelt. [51] Die neuen Vorschläge der Regierung, regional gestaffelte Lohnniveaus einzuführen, sind, zumindest im Veneto, auf regionaler und auf Provinz-Ebene längst Realität. Aus den INPS-Daten für 1987 bis 1991 ergibt sich eine starke Lohndifferenzierung, die vor allem die Provinz Rovigo betrifft, wo in den verschiedenen Branchen niedrigere Löhne bezahlt werden als im übrigen Veneto. Die höchsten Löhne werden dagegen in der Provinz Treviso und teilweise in der Provinz Padua bezahlt. Diese Differenz gilt sowohl für die ArbeiterInnen als auch mit einigen Nuancen für die Angestellten. Es ist aber auch zu beobachten, daß sich diese Unterschiede in diesen fünf Jahren verringert haben, so daß die Beschäftigten in Rovigo 1991 etwa 15 Prozent weniger verdient haben als ihre KollegInnen in Treviso. Wenn man die entsprechenden Daten für ganz Italien im selben Zeitraum betrachtet, findet man diese Unterschiede bestätigt. In den wichtigsten Regionen der Textil- und Bekleidungsindustrie entspricht diese Lohndifferenzierung der klassischen Nord-Süd-Teilung mit einigen bedeutenden Varianten. So werden in der Toskana zum Beispiel in der Textilindustrie mit die höchsten Löhne bezahlt, während die Löhne in der Bekleidungsindustrie zu den niedrigsten gehören. Auf jeden Fall muß festgehalten werden, daß in den letzten Jahren in der Textilindustrie von Prato »in Hunderten von Fabriken eine Woche von 70 Arbeitsstunden 'normal' ist und fast alle (das heißt Tausende) wesentlich mehr als 50 Stunden in der Woche arbeiten.« [52] Auf der anderen Seite unterliegen das Lohnverhältnis und die Arbeitsbedingungen selbst zunehmend nicht nur der nationalen, sondern auch der internationalen Konkurrenz. Gleichzeitig wird die Fabrikarbeit dort, wo es sinnvoll und möglich ist, reorganisiert und eine extrem flexible, aber insgesamt nicht zerbrechliche Branchenstruktur aufrechterhalten. Es gibt so viele und so feste Bindungen, daß sich das System auch bei einer Schließung von Dutzenden von Betrieben auf anderer Grundlage wieder reorganisieren könnte.

Seit Anfang der 90er Jahre haben die Produktivitätslogik und die »angebliche« internationale Konkurrenz zu einer Verlängerung der Arbeitszeiten, zu einem veränderten Gebrauch der menschlichen Ressourcen und manchmal zu einer veränderten Arbeitsorganisation geführt. Aber obwohl in einigen großen Textilunternehmen zur Steigerung der Produktqualität und zur Erhöhung der Produktivität Gruppenarbeit eingeführt wurde, scheint die große Masse der Unternehmen hauptsächlich dequalifizierte ArbeiterInnen zu beschäftigen und eine stark standardisierte Produktion mit extremer Arbeitsteilung zu fahren, und die Beteiligung an der Produktion scheint wenig mit der Vorstellung des mystischen Toyota-Arbeiters zu tun zu haben. [53] Die 80er Jahre waren von der Einführung des radikalsten Taylorismus mit maximaler Standardisierung der Arbeit gekennzeichnet - auch in den wenigen Unternehmen, in denen noch handwerkliche oder Kleinserienproduktion stattfand. Die wirkliche Neuheit scheint in den untersuchten Branchen und insbesondere in der Bekleidungsbranche darin zu bestehen, daß die Messung und die Verfeinerung systematischer Mittel auf jede Stufe der Produktion ausgedehnt wurde. [54]

In den Kleinbetrieben der untersuchten Branchen haben die Unternehmer eine Art der einseitigen Führung der Arbeitskraft entwickelt, die auf der Suche nach einem Konsens durch Überredungsversuche beruht, die auf die Gemeinsamkeit der Interessen abheben. Andererseits fördert das gesellschaftliche System immer noch derart stark den gewohnten Fleiß, daß einige Leute schon von »workaholics« sprechen. [55] Im Großunternehmen hat man versucht, das Verhältnis partizipatorischer zu gestalten durch eine - wenn auch minimale - Zusammenarbeit bei den Aspekten der Arbeit, die umstrukturiert werden sollten. Seit Anfang der 90er Jahre soll mit Solidaritätsverträgen, Mobilität und flexiblen Arbeitszeiten versucht werden, das klassische Problem der Kündigung »überflüssiger« ArbeiterInnen zu lösen und vor allem auch die ArbeiterInnen und die Gewerkschaft in die Verantwortlichkeit für die Produktion einzubinden. [56] In diese Richtung argumentiert wohl auch die Kirche, derzufolge sich im Wirtschaftsprozeß selbst »die gegenseitige Durchdringung der Arbeit und dessen, was wir üblicherweise das Kapital nennen, zeigt, ebenso ihre unauflösbare Verbindung.« [57]

Die kulturelle Anerkennung der Arbeit als Wert scheint im Verlauf der 80er Jahre abgenommen zu haben; stattdessen scheint eher ein Wert des Unternehmertums oder vielmehr des Geldes entstanden zu sein. Wie Simmel so schön gesagt hat, ist »das Gefühl der persönlichen Sicherheit, das der Geldbesitz gewährt, (...) vielleicht die konzentrierteste und zugespitzteste Form und Äußerung des Vertrauens auf die staatlich-gesellschaftliche Organisation und Ordnung.« [58] In dem Moment, wo man wahrnimmt oder einem vor Augen geführt wird, daß der herausgestellte Wohlstand von der neuen Arbeitsteilung bedroht ist, treten neue Bewegungen auf die Bühne, »die äußerst nachdrücklich das bisher erreichte Niveau von Reichtum und Privilegien einfordern«. [59] Das Auftreten der Lega und der verschiedenen Unabhängigkeitsbewegungen hat nicht zu einer Abnahme der katholischen Identität geführt, die sich zwar stark verändert, aber tief verwurzelt und weit verbreitet bleibt.

Die Welle des Haben-Wollens in den 80er Jahren scheint die Moral und Verhaltensweisen tiefgreifend verändert, aber auch zu einem Gefühl der Unsicherheit hinsichtlich scheinbar unwiderruflicher Lebensweisen und Lebensstandards geführt zu haben. Die Mikro-Lohnverhandlungen in diesen Jahren sind bisweilen tief in die Familienstrukturen hineingegangen, bis hin zum Abbruch von persönlichen Beziehungen. Es ist so, als hätten die hermetisch geschlossenen Wände der formellen Lohnverhandlungen keinen Bestand mehr. In einer solchen Situation wird die informelle Verhandlung am Arbeitsplatz oder in der Familie wichtiger als die formelle Verhandlung, ein Aspekt, der bisher wohl kaum untersucht wurde und der auch im Veneto weiter vertieft werden sollte. [60]

 

[Die vorliegende Arbeit faßt in Teilen eine breitere Untersuchung zusammen, die als Doktorarbeit am Institut für Industriesoziologie der Uni Padua 1992/93 abgegeben wurde: Devi Sacchetto: Ausweitung und Konzentration der Textil- und Bekleidungsbranche im letzten Jahrzehnt im Veneto.]


Fußnoten:

[1] Das Multifaserabkommen »ist ein multilaterales Abkommen ..., dessen Festlegungen und Vorschriften von den Unterzeichnerstaaten respektiert werden müssen, wenn diese bilaterale Verhandlungen zur Festlegung von Importquoten der betroffenen Produkte führen«, was damit zusammenhängt, daß es schrittweise durchlöchert wird; s. L. Tajoli, Il protezionismo nel settore tessile-abbigliamento e l' accordo multifibre, Quaderni Cespri, Università Bocconi, Milano 1989. Im Umfeld der Achten Multilateralen Handelsrunde des GATT wurde eine Übereinkunft unterschrieben, derzufolge das Multifaserabkommen in den nächsten zehn Jahren nach und nach ausläuft und die Textil- und Bekleidungsbranche bis zum Jahr 2005 vollständig ins GATT integriert wird. Siehe Außenhandelsministerium, L'Uruguay Round. Dal Gatt all'organizzazione mondiale del commercio. I contenuti del Trattato di Marrakesh, Roma 1994.

[2] Diese starken Zuwächse erklären sich teilweise durch die niedrigen Ausgangszahlen in Italien. Vgl. R. Cominotti, S. Mariotti (Hrsg.), Italia Multinazionale 1994, Milano: Franco Angeli, 1994 S. 100 f.

[3] Marzottos Umsatz ist zwischen 1981 und 1993 von gut 300 auf 1 953 Milliarden Lire gestiegen; Benettons Umsatz von gut 400 auf 2 751 Milliarden Lire; Stefanels Umsatz von 26,9 auf 508,2 Milliarden Lire.

[4] Teils standen hinter den Aufkäufen politisch motivierte Vorhaben, Konzerne von Weltgeltung im Textil- und Bekleidungsbereich zu gründen; teils dienten die Bewegungen der Kapitalgesellschaften aber auch rein finanziellen Interessen, der Erzielung von Synergie-Effekten oder dem Erreichen bestimmter Marktanteile. Darüber hinaus zeigen die bekannten italienischen Finanzskandale noch einmal, daß es nicht - oder zumindest nicht besonders - wichtig ist, Kapital zu besitzen, sondern daß es darum geht, Zugang zu den wichtigen politisch-finanziellen Ebenen zu haben, die die Verfügung über große Kapitalmengen sichern. Verträge und Bündnisse hingegen schützen besser als Aufkäufe vor hohen Unternehmensrisiken und tragen vor allem der notwendigen Internationalisierung von Handel und Produktion Rechnung, die alleine oft schwierig durchzuführen ist.

[5] Zur historischen Entwicklung der Firmenaufkäufe in der Textil- und Bekleidungsbranche vgl. T. Bursi (Hrsg.), Acquisizioni e alleanze nell'industria tessile-abbigliamento, Milano: Franco Angeli, 1992; ebenso G. Marchi, G. Nardin, »Le acquisizioni e gli accordi tra imprese nell'industria tessile-abbigliamento italiana«, Nomisma, 2/1993, S. 11-53. Eine knappe Zusammenfassung der diesbezüglichen Geschäfte 1989-91 findet sich in Associazione Italiana Industriali Abbigliamento, Strategie aziendali nel settore dell'abbigliamento, Milano, Oktober 1991. Den Prozeß der Internationalisierung der Produktion analysiert L. Tajoli, a.a.O. Zu den ersten Schritten der Internationalisierung der Produktion vgl. A. Zanfei, »Cambiamento tecnologico e strategie di internazionalizzazione delle imprese italiane«, Economia e Politica Industriale, 46/1985, S. 93-134 (1. Teil); 47/1985, S. 97-138 (2. Teil); siehe auch R. Barbieri Hermitte, »L'internazionalizzazione produttiva dell'industria tessile-abbigliamento italiana: risultati di un'indagine sul campo«, Economia e Politica Industriale, 47/1985, S. 177-246.

[6] Inzwischen liegt eine breite Literatur zum Thema des »Netzwerk-Unternehmens« vor. Eine nützliche Definition des Begriffs findet sich bei C. Boari, A. Grandi, G. L. Lorenzoni, »Le organizzazioni a rete: tre concetti di base«, Economia e Politica Industriale, 64/1989, S. 283-310. Besonders interessant ist das Buch von G. L. Lorenzoni, L'architettura di sviluppo delle imprese minori, Bologna: Il Mulino, 1990. Zu den unterschiedlichen Problemen bei der Umstrukturierung der Textil- und Beleidungsunternehmen zu einem »Netz« findet sich ein nützlicher Vergleich zwischen Marzotto und Stefanel bei A. Camuffo, A. Comacchi, Strategie e organizzazione nel tessile abbigliamento, Padua: Cedam, 1990. Unterschiedliches Material zur Untersuchung der drei venetischen Konzerne (Carrera, Stefanel und Benetton) findet sich bei F. Berlussi (Hrsg.), Nuovi modelli d'impresa, gerarchie organizzative e imprese rete, Milano: Franco Angeli, 1992.

[7] R. P. Camagni, R. Rabelloti, »Informatica e innovazione: il caso del settore tessile-abbigliamento«, Quaderni di Informatica, 3/1988, S. 4.

[8] G. Lorenzoni, a.a.O., 1990, passim.

[9] In Italien haben sich die Kräfteverhältnisse zwischen Produktion und Handel in den letzten 15 Jahren verändert; der Handel ist jetzt stärker konzentriert. Der Rückgang der Einkommen und die Veränderungen der Einkaufsstile haben zu einem Zuwachs der Verkäufe in den Einkaufszentren geführt. Im Geschäftsjahr 1993/94 lief 10 Prozent des Gesamtumsatzes an Bekleidung über große Supermärkte, Großmärkte und spezialisierte Verkaufsoberflächen: fast doppelt so viel wie drei Jahre vorher. Siehe V. Ch., »Per la maglieria nel '94 un fatturato da record«, Il Sole 24 Ore, 30.11.1994, S. 15. Einen Überblick gibt Cesdit (Hrsg.), Tessile e abbigliamento. Il sistema produttivo, distributivo, strutture, flussi e interrelazioni, Milano: Cesdit, 1988.

[10] Maurizio Lazzarato schreibt: »... das Mutterunternehmen [Benetton] bietet einem Händler seine Marke und seine Ware, das heißt eine Aura, eine Identität, ein Mittel zur Produktion von Einkommen (...), und dieser Name (...) stellt die Einkommensquelle und das wahre Identitätsprinzip dar«. Aber sobald die Profite sinken, läßt sich das auch umdrehen, wie der Aufstand zuerst der US-amerikanischen und dann der deutschen Händler gezeigt hat. Im Vordergrund scheint also nicht so sehr das Angebot einer Identität, als vielmehr üppige Gewinne zu stehen. Siehe M. Lazzarato, »Strategie dell'imprenditore politico«, Derive e Aprrodi, 5-6/1994, S. 5.

[11] Seit Anfang der 90er Jahre wurde Benetton mehrmals verklagt. In den USA mußte Benetton den Firmen Al Ben und Benedot, die fünf Benetton-Geschäfte geführt hatten und pleite gegangen waren, eine Strafe von 2,5 Millionen Dollar bezahlen. In der BRD dagegen hatte Benetton vor Gericht Erfolg. Außerdem gab es Probleme mit Franchise-Nehmern in Spanien, Frankreich und Italien. Die Händler protestieren nicht nur gegen die absatzschädigende Skandalwerbung, sondern sie verlangen auch, daß Benetton sein Franchising-System den üblichen Gepflogenheiten anpaßt. Bisher sieht das Benetton-Franchising vor, daß der Franchise-Nehmer keine Lizenzbebühren zahlt und Benetton andererseits keine Ware zurücknimmt. Zu den Problemen in den USA siehe F. M., »Ancora vertenze in Usa sui negozi Benetton«, Il Sole 24 Ore, 24.11.92, S. 16; siehe auch Lisa Bannon, »Staying in style«, The Wall Street Journal Europe, 10./11.07.92, S. 1 und 5. Zu den Schwierigkeiten auf dem europäischen Markt siehe J. Rossant »The faded colors of Benetton«, Business Week, 10.04.95, S. 61 f. Zum Urteil in Deutschland M. Lindemann, »Court rejects Benetton advert complaint«, Financial Times, 03.04.95, S. 2.

[12] Marzotto hat seit langem für eine vertikale Integration gesorgt, während andere Unternehmen wie etwa Benetton erst in jüngster Zeit den Produktionszyklus vertikal integriert haben.

[13] Die Konzentration hat zu tiefgreifenden Umstrukturierungsprozessen mit Betriebsschließungen, Frühverrentungen und Arbeitslosigkeit geführt. Die Gruppe Dalle Carbonare sah sich nach zahlreichen Aufkäufen mit einem Rettungsplan der kreditgebenden Banken zur Ausgleichung der Schulden konfrontiert. Die Cantoni Itc, ein Konzern aus der Lombardei mit zahlreichen Beteiligungen im Veneto (Cotonificio Cantoni und Sanremo Moda Uomo), hatte für verschiedene Aufkäufe etwa 250 Mrd. Lire ausgegeben und schrieb erst 1994 wieder schwarze Zahlen. Die Gruppo Gemina (Fiat), die Fila kontrolliert, hat auch die wichtige Gruppo Finanziario Tessile aufgekauft. Was die Unternehmen im Veneto angeht, so sei zumindest daran erinnert, daß Marzotto Hugo Boss aufgekauft hat, außerdem eine große Wollweberei in der ehemaligen Tschechoslowakei, eine Fabrik in Frankreich und eine in Tunesien. Stefanel verfügt über zwei Fabriken in China und eine in Rumänien. Benetton besitzt Unternehmen in Argentinien, Brasilien, China, Ägypten, Frankreich, Japan, Indien, Spanien und der Türkei.

[14] Durch den Aufkauf von Gs-Euromercato ist Del Vecchi-Benetton zur drittgrößten Einzelhandelskette in Italien nach Coop und Rinascente geworden. Die neue Gruppe macht nach dem Zukauf von Autogrill über 5 000 Milliarden Lire Umsatz. Für die beiden Aufkäufe hat Benetton zwischen 1 000 und 1 200 Milliarden Lire ausgegeben. Siehe L. Vinciguerra, »Euromercato con targa veneta«, Il Corriere della Sera, 13.01.95, S. 29; siehe auch G. Sarcina, »Carelli & Debiti«, Il Corriere della Sera, 16.01.95 S. 20.

[15] Interview mit Z. W., Juli 1994 und T. R., Interview mit G. Shrissa »Così ci si ammala di 'Benettonite'«, La Tribuna di Treviso, 03.03.95, S. 17.

[16] Trotzdem sollte man nicht vergessen, daß »erst die Erfahrung des kombinierten Arbeiters [entdeckt und zeigt], wo und wie zu ökonomisieren, wie die bereits gemachten Entdeckungen am einfachsten auszuführen« sind. Karl Marx, Das Kapital, Bd. 3, MEW 25, S. 113. Und tatsächlich sind die meisten Kleinunternehmer ehemalige Arbeiter.

[17] Siehe Sergio Bologna, »Problematiche del lavoro autonomo in Italia«, Altreragioni, 1/1992 (1. Teil) S. 11-32 [Deutsch im Wildcat-Zirkular Nr. 33, Januar 1997, S. 25-39]

[18] Diesen Weg scheint vor allem Benetton zu beschreiten. Stefanel entwickelt zwar auch verschiedene Beziehungen zu seinen Sub-Unternehmern, verfügt aber gleichzeitig über »...verschiedene Näh-Werkstätten, mit denen es dauerhafte Beziehungen aufrechterhält, oft sind das ehemalige Beschäftigte...« Siehe A. Camuffo, A. Comacchio, a.a.O., S. 240. Der Spinoff-Prozeß ist weder sonderlich neu, noch ein ausschließlich italienisches Phänomen. In den letzten Jahren haben mehrere Unternehmen diesen Prozeß betrieben, u.a. Digital Equipment Corp. in Irland, IBM Frankreich, Hewlett-Packard, Elf Sanofi und der Stahlkonzern Sollac Florange in Frankreich. Siehe P. Formica, M. J. Mary »Lo spin off produce occupazione«, Il Sole 24 Ore, 08.07.93 S. 6; siehe auch P. Formica, G. Montaletti, »Lo spin off scova le idee vincenti«, Il Sole 24 Ore, 24.01.95, S. 12.

[19] Siehe G. Cocco, Crise ou mutation des systèmes intégrés de Pme dans les régions de la troisième Italie: le cas de »Benetton« dans la Vénétie, Paris: G.r.a.m.i., November 1990. Siehe auch C. Ferrozzi, R. D. Shapiro, J. L.  Heskett, Logistica & Strategia, Torino: Isedi Petrini, 1987 (Erstauflage 1985).

[20] Interview mit Z. W. im Juli 1994. Siehe auch das Interview mit T. T. vom 23.06.94 und E. Bolisani, G. Gottardi, E. Scarso, Integrazione dei mercati e crisi dei sistemi locali di subfornitura, Padova: Cleup Editrice, 1992.

[21] Lohnveredelung ist eine Form der Dezentralisierung eines Produktionsabschnitts, die es möglich macht, ein Halbfertigprodukt oder einen Rohstoff zur Bearbeitung zu exportieren und ihn für die weiteren Produktionsschritte zu re-importieren, so daß man nur auf den im Ausland hinzugefügten Wert Zoll bezahlen muß und nicht auf den Wert des Gesamtprodukts. 1988 war diese Praktik in Italien noch unbedeutend und machte nur 0,4 Prozent des Importvolumens bei Kleidung aus, 1993 war der Anteil bereits auf 9,4 Prozent gestiegen. Siehe Moda Industria, »Rapporti economici e internazionali di Moda Industria su dati Mincomes«, Moda Industria, 1995.

[22] G. Shrissa, »Così ci si ammala di 'Benettonite'«, a.a.O., S. 17.

[23] Textil-Arbeitgeberpräsident Angelo Pavia hat bestätigt, daß »offiziösen Schätzungen zufolge eine Minute Arbeit in Tunesien etwa 150 Lire und in Apulien 200 Lire kostet. Dieser Wert war sicherlich nicht Gegenstand von Tarifverhandlungen«. P. Botelli, »Pavia: 'torniamo in Italia'«, Il Sole 24 Ore, 24.01.95, S. 13.

[24] Zu Benetton siehe F. Belussi, M. Festa, »L'impresa rete del modello veneto: dal post-fordismo al toyotismo? Alcune note illustrative sulle strutture organizzative dell'indotto Benetton«, Oltre il Ponte, 31/1990, S. 109. Zu Stefanel und Marzotto siehe A. Camuffo, A. Comacchio, a.a.O., S. 167 und S. 283.

[25] Siehe A. Camuffo, A. Comacchio, a.a.O., S. 280; F. Belussi (Hrsg.), a.a.O., S. 365.

[26] F. Belussi (Hrsg.), a.a.O.; F. Belussi, M. Festa, a.a.O.

[27] Gegenwärtig »kann [Benetton] es sich nicht erlauben, die Zahl seiner Zulieferer zu erhöhen; sie selber werden den Sprung machen und sich vergrößern müssen«, erklärte G. Mion, Geschäftsführer der im Eigentum der Familie Benetton befindlichen Edizioni Holding, in Interview mit G. Pagan: »Merchant di Benetton«, Il Gazzettino dell'economia, 11.02.92, S. 29.

[28] Seit Anfang der 90er Jahre scheint es weniger um die Zugehörigkeit zur Handwerkerkategorie zu gehen als vielmehr um die Macht, direkt die Arbeitskraft zu kontrollieren.

[29] D. S. Landes, »Piccolo è bello. Ma è bello davvero?«, in Idem (Hrsg.), A che servono i padroni? Le alternative storiche dell'industrializzazione, Torino: Borlati Borlinghieri, 1987, S. 174.

[30] Ires Veneto (Hrsg.), L'economia irregolare nel Veneto, Teil 2, Il sistema d'impresa, Mestre 1989, S. 6. Venedig-Vicenza-Padua scheint das »goldene Dreieck« in der Herstellung gefälschter Levi's zu sein. Es wurden etwa 10 000 Paar gefälschte Jeans beschlagnahmt und dabei eine große Zahl von falschen Rechnungen in Höhe von mehreren Milliarden Lire entdeckt, die auf Strohmannfirmen ausgestellt waren. Die Untersuchung ging bis zu den Abruzzen und machte vor den Grenzen von San Marino halt. Gegen 21 Personen wurde ein Strafverfahren eröffnet, darunter gegen drei wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Die Ware wurde an entlegenen Autobahn-Mautstellen übergeben, und die Jeans wurden bar bezahlt. Die Einzelhändler kauften die gefälschten Jeans für 49 000 Lire ein und verkauften sie für 79 000 Lire weiter, während die Hersteller weniger als die Hälfte bekamen. G. Giommoni, »Jeans, un affare copiando il marchio«, Il Gazzettino, 21.03.95, S. 9; siehe auch V. Lipparini, »Sequestrati 600 Levi's falsi«, Il Gazzettino, Venedig-Ausgabe, 01.11.94, S. 1.

[31] Ires Veneto (Hrsg.), a.a.O., S. 16.

[32] Interview von G. Sbrissa, a.a.O., S. 17.

[33] R. Boyer, E. Wolleb, La flessibilità del lavoro in Europa, Milano: Franco Angeli, 1987, S. 94.

[34] Siehe E. Goffman, Wir alle spielen Theater: die Selbstdarstellung im Alltag (1959), München: Piper, 1976; ders.: Interaktionsrituale (1967), Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1971.

[35] Siehe M. C. D., »Pari opportunità, conti in rosso per le donne«, Il Sole 24 Ore, 29.06.93, S. 14. Weitere negative Daten wurden vom früheren Arbeitsminister Clemente Mastella auf einem Kongreß des Nationalen Gleichstellungskomitees bekanntgegeben. So sind nur 0,1 Prozent aller beschäftigten Frauen Manager, 63 Prozent gehören zur nicht weiter differenzierten Welt der weiblichen Angestellten, 18 Prozent gehören zu den untersten Bereichen und 19 Prozent haben eine Qualifikation im weiteren Sinne: mittlere bis höhere Positionen in einem Unternehmen oder einen selbständigen Status. Anonym, »Pari opportunità sì ma non ancora per le donne manager«, Il sole 24 Ore, 29.11.94, S. 15.

[36] Just-in-time-Systeme werden in den großen Netzwerk-Unternehmen wie zum Beispiel bei Benetton nur und ausschließlich für kleine Losgrößen, die Reihe flash und besondere Teile oder Muster angewandt, wobei sie auf eine große Zahl von kleinen Werkstätten zurückgreifen können. Im übrigen geht Benetton den gleichen Weg wie viele andere Hersteller. Dieses Produktionsmodell wird oft als halb-geplant bezeichnet. Zu den Problemen der Planung, der Fertigmode und der Halb- oder Mixplanung siehe Textrenda (Hrsg.), Dove e come nasce il prodotto moda, Milano: Franco Angeli, 1991. Ähnliche Modelle gab es aber auch schon früher: »Käufer kommen jetzt von Glasgow, Manchester und Edinburgh einmal in 14 Tagen ... Sie geben Ordres, die unmittelbar ausgeführt werden müssen, statt vom Lager zu kaufen, wie es Gewohnheit war. In frühren Jahren waren wir stets fähig, während der schlaffen Zeit für die Nachfrage der nächsten Saison vorauszuarbeiten, aber jetzt kann niemand vorhersagen, was dann in Nachfrage sein wird.« Childrens Employment Commission, IV Report, 1865, S. XXXII, zitiert bei Karl Marx, Das Kapital, Bd. 1, MEW 23, S. 502.

[37] Interview mit F. P., 1991. Daß Kleinunternehmer mehr als ihre Beschäftigten arbeiten, wird von mehreren Untersuchungen bestätigt, siehe F. Berlussi (Hrsg.), 1992, a.a.O.; Sergio Bologna, a.a.O., und Nomisma (Hrsg.), Rapporto 1991 sull'industria italiana, Bologna: Il Mulino, 1991.

[38] Neben der Abschaffung der Scala mobile, dem Abkommen über die Arbeitskosten und den neuen Maßnahmen zur Flexibilisierung des Arbeitsmarkts muß die neue Vereinbarung über die Handwerksbetriebe hervorgehoben werden, die neben geringen Lohnerhöhungen eine Verlängerung der Probezeit für alle einschließlich der Auszubildenden, die Vergrößerung des flexiblen Jahresarbeitszeitkontos von 80 auf 96 Stunden und eine Verlängerung der Anlernzeit mit halbem Lohn auf 6 Monate für alle Einstellungen nach dem 1. Mai 1993 mit sich gebracht hat. Das Zitat ist aus einem Interview mit Z. A. am 12.03.91.

[39] G. Sbrissa, »Cambiamo modello o sarà la fine per tutti«. La Tribuna di Treviso, 07.03.95, S. 21.

[40] Siehe M. Crema, »Nel Veneto si lavora doppio«, Il Gazzettino, 22.07.94, S. IX. Die Daten stammen aus einer Untersuchung von G. Corò, F. Occari, Mercato del lavoro nel Veneto, Rapporto 1994, herausgegeben von der Agenzia regionale per l'impiego della Regione del Veneto.

[41] Zum »offiziellen« Zugeständnis, daß es Gebiete mit ungleicher Entwicklung gibt, siehe F. Milan, L'area meridionale del Veneto, Revigo: Ust Veneto 1987.

[42] J. Steindl, Small and Big Business, Oxford: Basil Blackwell, 1945, S. 61, zitiert bei B. Contini, R. Revelli, Imprese, occupazione e retribuzioni al microscopio, Bologna: Il Mulino, 1992, S. 43.

[43] Interview mit Z. A. am 12.06.91 und mit P. R. am 08.06.91.

[44] F. Mariani, M. Palermi, Le periferie del lavoro. Incheista fra le operaie tessili del decentramento, Rom: Datanews 1989, S. 79. Eine interessante Untersuchung wurde von A. Solimbergo durchgeführt: »Indagini sui diritti dei lavoratori della piccola impresa in provincia di Treviso. I risultati«, Oltre il Ponte, 35-36/1991, S. 207-233.

[45] Johannes Paul II, Laboram exercens, (1981), Milano: Figlie di San Paolo, 1988, S. 60.

[46] B. Contini, R. Revelli, a.a.O., S. 200.

[47] F. Belussi (Hrsg.), a.a.O., S. 338. Eine Analyse zur Frauenbeschäftigung in den 80er Jahren im Veneto hat V. Belotti vorgelegt: Numeri e fattori di partecipazione al lavoro delle donne. Venezia: Fondazioni Corazzin, 1992.

[48] Marglin zufolge »muß eine neue Produktionsmethode nicht unbedingt technologisch überlegen sein, um [akzeptiert] zu werden; Innovationen werden ebensosehr von den gesellschaftlichen wie von den wirtschaftlichen Institutionen bestimmt, von denen, die die Produktion kontrollieren, und von der Art der [Zwänge], über die sie diese Kontrolle ausüben.« S. A. Marglin, »A che servono i padroni? Origini e funzioni della gerarchia nella produzione capitalistica«, in D. S. Landes (Hrsg.), a.a.O., S. 18.

[49] R. Donazzon, »Il ruolo del sindacato in Veneto«, Oltre il Ponte, 35-36/1991, S. 146.

[50] Interview mit U. V., Juni 1991.

[51] Interview mit M. Crema, in Il Gazzettino dell'Economia 12.05.92, »Senza Regole«, S. 14.

[52] Siehe G. Ciampolini, Leserbrief an il manifesto, 04.08.94, S. 34.

[53] Siehe T. Ohno, Lo spirito Toyota, Einaudi Turin, 1993 (Originalausgabe 1978).

[54] Zum Arbeitsinhalt und seinen Veränderungen in den untersuchten Branchen siehe V. Soli, »Le trasformazioni del lavoro operaio nei comparti del tessile, abbigliamento e calzature«, Oltre il Ponte, 34/1991, S. 96-124.

[55] Siehe B. Anastasia, »Genesi ed effetti dell'opulenza. Divagazioni all'intorno all'evoluzione economico-sociale del Veneto«, Oltre il Ponte, 32/1990, S. 38-59.

[56] Der neue Haustarifvertrag von Benetton sieht für die nächsten vier Jahre die Kopplung der Lohnzuwächse an die Entwicklung der Betriebskosten vor. Die Gehälter der 800 Angestellten, Techniker und Leiter machen 50 Prozent der Gesamtlohnkosten der 1811 Beschäftigten aus. Darüberhinaus sind Flexibilisierungs- und Mobilitätskriterien eingeführt worden, wonach durch »einen Vergleich mit der Gewerkschaft« Beschäftigte von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz oder von einer Abteilung in die andere versetzt werden können, wenn es dem betrieblichen Interesse dient. Das Unternehmen und die Gewerkschaft werden vier Kommissionen (Arbeits- und Zeitorganisation, berufliche Fortbildung, Gleichstellung, Wirtschaftsausschuß) ins Leben rufen, die Vorschläge machen können, aber keine Entscheidungsbefugnis haben. G. Palmieri, »Staff produttivi e più mobilità i pilastri dell'intesa Benetton«, Il Sole 24 Ore, 29.11.94, S. 15.

[57] Johannes Paul II, a.a.O., S. 29.

[58] G. Simmel, Philosophie des Geldes (1900), Gesamtausgabe Bd. 6, Frankfurt/M., 1989, S. 216.

[59] G. Bettin, L'erede, Milano: Feltrinelli, 1992, S. 155.

[60] R. Donazon, a.a.O. (1991), S. 258.


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