Wildcat-Zirkular Nr. 38 - Juli 1997 - S. 6 [z38nikea.htm]


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Nike findet Lohnsteigerungen in Asien zu hoch

Zehntausend Arbeiter bei PT Ardaya Aneka, einem Nike-Subunternehmen in Indonesien, erhielten Ende April eine Lohnerhöhung von 10,7% als Folge einer Arbeitsniederlegung, bei der zwei Autos abgefackelt und die Büroräume verwüstet worden sind. Ein Sprecher des US-amerikanischen Sportschuhriesen begrüßte die Einigung, drückte jedoch auch seine »Sorge« über das schnelle Wachstum der untersten Löhne in Indonesien aus. Das Pro-Kopf-Einkommen Indonesiens, einem 200 Millionenland mit einer sich rasch entwickelnden Wirtschaft, wird immer noch auf weniger als 8000FF pro Jahr geschätzt. »Es geht darum, ob Indonesien zu teuer wird für den Markt«, sagte er. (...)

Die Globalisierung macht es den multinationalen Konzernen möglich, Vorteile der Entwicklungsländer zu nutzen und die Produktion zu verlagern, wenn sich die Lohnstandards weniger vorteilhaft entwickeln. Die jeweilige Bevölkerung hat in diesen Fabriken zum ersten Mal eine feste Einkommensquelle. Dies steigert den Standard der Haushalte oder dient Großfamilien mit traditioneller Lebensweise als Zusatzeinkommen. Ein UN-Bericht stellt fest, daß in den Jahren 1988-95 $400Mrd privates Kapital zum Anschub unterentwickelter Ökonomien beitrug: Schaffung erster Infrastrukturen, Herausbildung einer Schicht von Konsumenten und Kleinsparern.

Nächster Halt, Afrika?

Südostasien war in diesem Jahren aus verschiedenen Gründen das Hauptziel dieses Kapitalflusses: politische Stabilität, der Beitrag geschäftstüchtiger Auslandchinesen, die wirtschaftliche Öffnung Chinas, der Staaten des früheren Indochinas und, wenn auch in geringerem Maße, Burmas. (...)

Nikegründer Philip Knight fing 1963 in Japan an. Dann wechselte er nach Südkorea und dann nach Taiwan. Die steigenden Arbeitskosten in diesen Ländern, deren Wirtschaft sich zunehmend an höherwertigen Produkten orientierte, brachten ihn Anfang der 90er Jahre nach China, Vietnam und Indonesien, wo Arbeitskraft reichlich vorhanden und viel billiger war. Mehr als 120 000 Indonesier produzieren Nikeschuhe. Inzwischen können sie von ihrem Lohn genug sparen, um sich ihre ersten japanischen Motorräder oder südkoreanischen Fernseher zu kaufen, die ebenfalls vor Ort montiert werden. Wenn China und Südostasien morgen »zu teuer für den Markt« geworden sind, verlagert Nike ja vielleicht nach Afrika ...

Le Monde, 24.6.97


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