Schottische Arbeiter schrecken ankommende Taiwanesen ab
Nach einem Erfolgsjahrzehnt zeigen die schottischen Bemühungen um Investitionen erste Risse. Taiwanesische Firmen, die bereits in Schottland Fabriken gebaut haben, weisen auf Probleme hin, die andere möglicherweise vom investieren abhalten.
Aus Taipei wird berichtet, daß taiwanesische Geschäftsleute in Schottland »viele Schwierigkeiten« haben. Sie sind alles andere als entzückt über die Arbeitskräfte, denn diese seien unflexibel und die Produktionskosten höher als erwartet. Die China Times: »Für Schottland wäre es ein herber Verlust, wenn diese Schwierigkeiten andere abschrecken.«
Die Chunghwa Bildröhrenfabrik in Lanarkshire (3300 Beschäftigte) ist mit den Aufträgen in Verzug. Sie ist außerdem unzufrieden mit den Ratschlägen der örtlichen Unternehmenberatung bezüglich der Zulieferer. Und das Arbeitsamt wollte vor allem die Arbeitslosenquote vor Ort senken und vermittelte deshalb nur einheimische Bewerber, obwohl die Firma keineswegs nur Einheimische einstellen wollte.
Ein anderer taiwanesischer Geschäftsmann drückt in deutlichen Worten seine Unzufriedenheit mit dem Mangel an Flexibilität bei den britischen Arbeitern aus. »Wenn man einen britischen Arbeiter bittet, ein Tabelle anzufertigen, muß man ihm erst einen kompletten Entwurf dafür geben. Sie sind wie Schulkinder.«
Die Produktionskosten sind höher als erwartet. Mu Hsinan, Geschäftsführer bei Lite-On, einem Monitorhersteller mit 1000 Beschäftigten in Lanarkshire: »Sogar wenn man die Ersparnisse bei den Transportkosten mit einbezieht, ist es teurer, hier zu produzieren.«
Schottland steht nicht allein da mit seinen Problemen. Um den Absentismus in den Griff zu kriegen, mußte die südkoreanische Daewoo Electronics in der Fabrik in Antrim (Nordirland) eine »Einsatzreserve« schaffen, die diejenigen vertritt, die nicht zur Arbeit kommen. Daewoo sagte, daß das Management zwar die Produktivität steigern, nicht aber die Kultur ändern könne. (...)
Times, 27.4.97