Wildcat Nr. 85, Herbst 2009, Seite 20-23 [w85_antiimp.htm]



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Nur wenn wir das antiimperialistische Erbe überwinden…


»Die Erde wird rot«

Antiimperialismus ist seit den 50er Jahren die politische Ausrichtung des Kampfes gegen das imperialistische Zentrum USA, dem alle anderen Erwägungen untergeordnet werden. Er entstand aus der Annäherung der Führer der antikolonialen Befreiungskämpfe in Asien, Lateinamerika und Afrika an das »sozialistische Lager«. Eine Zeitlang sah es so aus, als würde die weltweite Landkarte rot, wenn ein Land nach dem anderen – oft mit militärischer Unterstützung durch die Sowjetunion oder China – die nationale Selbständigkeit erreichte

Der antikoloniale Kampf in Algerien hatte ein weitverzweigtes Unterstützungsnetz in Frankreich und der BRD. Der Vietnamkrieg löste eine weltweite Solidaritätsbewegung aus, die sich an der immer brutaleren Kriegsführung der USA radikalisierte (Sabotageaktionen, verstecken und über die Grenze bringen von desertierten GIs usw.). Der Schahbesuch und der Mord an Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 in Berlin radikalisierte eine ganze Generation. Die Unterstützung der »Befreiungsbewegungen« in Angola, Zimbabwe und Namibia, überhaupt die Solidarität mit den Kämpfen im »Trikont« wurde in den 70er Jahren zur Orientierungslinie für eine ganze Generation. Eine Orientierung, die ohne große Theorie auskam, weil sie gegen die blanke Ungerechtigkeit in der Welt Sturm lief.1 Auf der einen Seite argumentierte man moralisch: »Ausbeutung der Dritten Welt«, ungleicher Tausch, abhängige Entwicklung, usw. Auf der anderen Seite begeisterte man sich für den radikalen Kampf, wobei radikal fälschlicherweise mit bewaffnet gleichgesetzt wurde. Es war auch eine Suche nach der existentiellen Entscheidung.

Trotz verheerender Erfahrungen mit der Niederschlagung dieser Bewegungen – und noch schlimmer: mit den erfolgreichen Befreiungsbewegungen an der Macht (Zimbabwe, Südafrika, Nicaragua…), folgen heute in Bezug auf Venezuela viele immer noch der paranoiden Logik: »der Feind meines Feindes ist mein Freund«. Kritik an Chavez nutze nur dem US-Imperialismus usw. Berichte über die reale soziale Situation in Venezuela erreichen die Fans dieses »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« gar nicht. Deshalb stellen wir den folgenden Artikeln ein paar Überlegungen voran. Da wir uns kurz fassen wollen, machen wir dabei ausgiebig Gebrauch von links auf ältere Artikel. Im nächsten Heft werden wir mit einem Artikel zur iranischen Revolution 1979 nochmal ausführlich auf diese Fragen zurückkommen.

Marx oder Sozialdemokratie

Der US-amerikanische und europäische Imperialismus entstand mit der Herausbildung des auf serieller Massenproduktion basierenden Kapitalismus in der »long depression« im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts. In der marxistischen Tradition war es von Anfang an umstritten, in welchem Verhältnis die Ausbeutung der Arbeiterklasse im Innern mit der Ausplünderung der dabei entstandenen »Dritten Welt« steht. Marx hatte in seinem Briefwechsel mit Wera Sassulitsch 1881 von einer »besonderen historischen Möglichkeit« gesprochen, dass die Kämpfe der ArbeiterInnen in den entwickelten Gegenden mit denen der Landbevölkerung in Russland zusammen kommen. Die Sozialdemokratie hatte sich stattdessen drei Jahrzehnte später auf den Standpunkt des deutschen Kapitals gestellt, das »den Negern die Zivilisation bringen« müsse. Rosa Luxemburg hatte dagegen wieder im Gefolge von Marx den Zusammenhang von Imperialismus und Kapitalismus als permanente »ursprüngliche Akkumulation« zu fassen versucht, um eine revolutionäre Perspektive von unten zu erkunden. Letztlich geschichtsmächtig wurde aber Lenins Stadientheorie und das davon abgeleitete Bündnis mit den »unterdrückten Völkern«. Lenins Antiimperialismus ist das Gegenkonzept zu »Arbeiterklasse« und denkt die Revolution von oben.2

Maoismus

Der Stalinismus als zentralstaatlich forcierte Entwicklung der Schwerindustrie, bei der Millionen von Bauern geopfert worden waren, hatte sich in den 50er (17. Juni 1953, Aufstand in Ungarn 1956) und den 60er Jahren (Prag 1968) entlegitimiert. An seiner Stelle wurde der Maoismus zur vorherrschenden Ideologie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er verknüpfte antikoloniale Kämpfe mit Guerillakonzepten und dem Aufbau von Kaderparteien. Seine taktische Stoßrichtung (»die Städte vom Land her einkreisen und schließlich erobern«) war vom damaligen Verteidigungsminister Lin Piao in seiner Schrift »Sieg im Volkskrieg« in eine globale Strategie umgemünzt worden (die Metropolen als die Städte, die drei Kontinente als die Dörfer)3 und z.B. von der RAF als Strategie für den »Kampf in den Metropolen« ausgegeben worden. Der Maoismus bot einfache Anleitungen für die Praxis (»Dem Volke dienen«, die Bedeutung von »Disziplin«, Kritik-Selbstkritik). In einer extrem kurzen Zeitspanne nach der »weltweiten Revolution 1968« wurde er für fast alle zum Bezugspunkt, die organisiert gegen den Kapitalismus vorgehen wollten und denen die moskau-orientierten KPs zu bieder, ihre »marxistische Weltanschauung« zu eng war.

BRD: Die »Liquidation der antiautoritären Phase«

Die wilden Streiks im Herbst ’69 in der BRD hatten überhaupt wieder kämpfende ArbeiterInnen sichtbar gemacht. Da man diesen aber in bester stalinistischer Tradition des »historischen Materialismus« eine »historische Mission« überstülpen wollte, führte die kurze Begeisterung sehr schnell zum Frust. Die einen zogen daraus den Schluss, dass die Arbeiterklasse ohne Partei nichts ist und begannen mit dem Aufbau von autoritären (maoistischen) »Parteien«. Die anderen versuchten sich mit Stadtguerilla-Gruppen am weltweiten Kampf gegen den US-Imperialismus zu beteiligen.4 Sie nahmen dabei nicht wahr, dass die Guerillakonzepte in Lateinamerika alle gescheitert waren (bereits 1967 in Bolivien, danach auch in Uruguay, Brasilien…). Die Debatte über den Zusammenhang von Klassenkampf und abhängiger kapitalistischer Entwicklung wurde auf die Alternative »KP oder Guerilla« verkürzt.5 Diese »Alternative« verschärfte sich mit dem (von den USA massiv unterstützten) Putsch in Chile im September 1973 noch: die »Radikalen« sahen darin den Beweis, dass »die politische Macht aus den Gewehrläufen« käme (dieser Dummspruch galt Anfang der 70er Jahre als Beweis radikaler Weisheit), die KPs begruben ihre reformistischen Hoffnungen auf die Machtübernahme durch Wahlen und schwenkten weiter nach rechts (Beteiligung an Kürzungsprogrammen; »historischer Kompromiss«).

»Kampf dem Schweinesystem«

Sowohl Antiimperialismus wie Guerillakonzepte leben auch von der Faszination und Autosuggestion, man kämpfe an vorderster Front, mache Weltpolitik in erster Person. Aber in Wirklichkeit war eine anti-autoritäre Jugendbewegung von ihren »Kadern« her in kürzester Zeit wieder in staatlichen Perspektiven eingefangen worden. Der Bezug auf »nationale Befreiungsbewegungen« führte spätestens nach deren Machtübernahme dazu, dass man die Regierungspolitik rückhaltlos unterstützte, um »die Revolution« zu retten bzw. seiner Gruppe ein sicheres Hinterland für die eigenen Operationen. Diese strategische Orientierung hieß Abwendung von der sozialen Realität. Alle Organisationskonzepte, auf die man sich bezog, waren bereits gescheitert, aber wie wir von Peter Weiss wissen, sind Parteien ein probates Mittel, um Lernprozesse zu verhindern.6

1979 – das Ende

Der Krieg Vietnams gegen Kambodscha, der Angriff Chinas auf Vietnam, die Boat People… Das Scheitern der iranischen Revolution, das »Gelingen« der antiimperialistischen Kämpfe in Angola, Zimbabwe, Nicaragua und Südafrika… 1979 ging eine Epoche zuende. Und nachdem man allerlei Verrenkungen gemacht hatte, um zwischen einem bösen und einem ›Nationalismus der Befreiung‹ zu unterscheiden, machte in der zweiten Hälfte der 80er Jahre das Erstarken der Lega Nord in Italien deutlich, dass regionale Autonomiebestrebungen nicht per se »links« und »emanzipatorisch« sind. Anfang der 90er Jahre zerbrach mit den jugoslawischen Bürgerkriegen auch das unkritische Bezugnehmen auf regionalistische7 und nationalistische Befreiungsbewegungen (PLO, IRA, ETA, PKK …). Im Verlauf dieser Absetzbewegung wurden einige der ehemals härtesten Antiimperialisten zu Propagandisten des Imperialismus: als grüne Militärexperten oder in der Bahamas-Fraktion der Anti-Deutschen.

Neuer Antiimperialismus?

Die Autonomie NF hatte Ende der 70er Jahre mit einem weitreichenden Anlauf versucht, die Misere zu überwinden und die »Massenarmut der drei Kontinente« mit der »metropolitanen Massenarmut« im Rahmen eines »neuen Antiimperialismus« zusammenzubringen. Dies geschah explizit mit einer Distanzierung von der Arbeiterklasse8 und von Marx, und hatte großen Einfluss auf die Autonomen der 80er Jahre. Man fasste nicht mehr die kapitalistische Verwertung als antagonistisch, sondern den Widerstand »der Menschen« gegen die Verwertung. Auf das Scheitern der iranischen Revolution (die man noch 1981 als »wichtiger als den russischen Oktober« eingeschätzt hatte!)9 reagierte man mit der Entwicklung eines »neuen Antiimperialismus«, der ohne die »Völker der Dritten Welt« auskam, indem er den »Flüchtling« als »Verkörperung der Ansprüche der globalen Unterklassen« thematisierte.10 Mit der selben theoretischen Konzeption entwickelten die RZ Mitte der 80er Jahre ihre Flüchtlingskampagne.11 Diese Versuche waren ein Spagat zwischen einem ideellen moralischen Anspruch und realen, sozialen Prozessen. Aber zumindest in der zweiten Hälfte der 80er Jahre bildeten sie eine Kampffront gegen die Abschaffung des Asylrechts in der BRD. Tragischerweise zerbröselten sie gerade dann, als die Situation mit Hoyerswerda, Rostock/Lichtenhagen und der Verabschiedung des neuen Asylrechts eskalierte.12 Dieses Implodieren hat dazu geführt, dass bis heute die Debatte um die immanenten Fehler dieses Theorieansatzes nicht geführt worden ist.

Kleinere Brötchen?

Mit dem Ende der Flüchtlingskampagne und der Auflösung der Guerillagruppen Anfang der 90er Jahre wurde drastisch deutlich, wie sehr die autonome Linke ihre Vorstellungen von Revolution an die »bewaffnete Linke« delegiert hatte. Während das Kapital das »Ende der Geschichte« ausrief, verkürzte sich die Perspektive auch der radikalen Linken in der BRD auf die Alternative »radikale Reformen« oder »Antideutschtum«. Der Neoliberalismus schien überall gesiegt zu haben, und weltweit konnte immer deutlicher der Islamismus als Sprecher der Unterklassen des »globalen Südens« auftreten. Die (übersteigerten) Hoffnungen in die post-maoistische EZLN in Chiapas erklären sich mit dieser trostlosen Situation. »Chiapas« ist ein gutes Beispiel für die blockierte Situation in den 90er Jahren: Was in anderen historischen Konstellationen zu einem wichtigen Beitrag für die globale Neuzusammensetzung der revolutionären Bewegung hätte werden können, wurde in der Rezeption zum Gegenteil: Ehemals revolutionär gesinnte Linke verkürzten ihre Perspektiven auf »indigene Würde« und »Kampf gegen den Neoliberalismus«.13 Die EZLN ersetzte zwar den leninistischen Bezug auf den Staat durch »Zivilgesellschaft«; das ist aber kein sozialer Bezug, etwa auf die vielen MigrantInnen im südlichen Mexiko, sondern ein politischer Bezug auf die internationale Solidaritätsbewegung.14

Eine im Rahmen des »Kampfs gegen den Neoliberalismus« politisch sozialisierte Linke begeistert sich heute wieder für den »Aufbau des Sozialismus« in Venezuela und Bolivien.

Die ganze Bäckerei!

Dabei wäre heute viel mehr drin. Die »Flüchtlingskampagne« versuchte etwas zu antizipieren, was heute Realität geworden ist: an den Flüchtlingen wurde vorexerziert, was die Unterklassen heute insgesamt trifft. Aber eine theoretisch und praktisch entwaffnete Linke steht hilflos vor einer Situation, in der die Lebensbedingungen der Klasse massiv abgesenkt worden sind, die soziale Ungleichheit drastisch zugenommen hat, die Jugendarbeitslosigkeit hochgeht, immer mehr Leute von ihrem Arbeitslohn nicht mehr über die Runden kommen usw. Und Teile dieser Linken helfen dann noch mit, solche sozialen und Klassenfragen als ethnisches oder kulturelles Problem zu »behandeln« (siehe Rütli-Schule)15.

Antiimperialistisch, antisexistisch, antirassistisch, antibreathistisch…

Das hat mit der ideologischen Selbstentwaffnung der radikalen Linken in der Wendezeit zu tun. Das 3:1-Papier setzte die drei antis »Anti-Klassismus, Anti-Sexismus, Anti-Rassismus«, und klammerte Ausbeutung in der Tradition der Autonomie NF bzw. inzwischen Materialien für einen neuen Antiimperialimus aus, ging aber einen entscheidenden Schritt weiter: Es setzte nicht mehr auf die Analyse realer Prozesse, sondern aufs korrekte Sortieren von Begriffen. Real wurde »3:1« zur Begründung, sich nur noch mit Antirassismus zu beschäftigen – wobei Antira immer mehr zu einer Diskurspolitik wurde, die politisch-korrektes Verhalten einforderte und die ‹soziale Frage› entsorgte.16

Ein anti taugt zur Kenntlichmachung bestimmter, struktureller Zusammenhänge. Zur Bestimmung der eigenen Position taugt es schon weniger, weil es dazu tendiert, sich außerhalb und dagegen zu stellen. Als strategische Orientierung taugt es gar nicht, denn hier haben alle antis eine Fluchtlinie zu Erziehungsdiktaturen.

Streng genommen macht auch »antikapitalistisch« keinen Sinn, weil es sich den Kapitalismus als System vorstellt. Das Kapital ist aber ein Verhältnis, das seine Stärke immer auch daraus gezogen hat, die Bedürfnisse der Menschen zu seinem Motor zu machen (z.B. indem es sie in den Konsum von Waren übersetzt).

Revolution geht nur von unten!

Wallerstein hat darauf hingewiesen, dass seit der französischen Revolution alle auf den Staat gesetzt haben. Das »ideologische Dreigestirn: Liberalismus, Konservativismus und Sozialismus« bekämpfte sich zwar im Tagesstreit, war jedoch »verbunden im gemeinsamen Bezug auf den Staat – sei es als Hüter der Ordnung oder als Hebel für die gesellschaftliche Veränderung«. 1968 bedeutete »einen welthistorischen Bruch mit dieser Fixierung auf den Staat.«17 Trotzdem haben sich (enttäuschte) Revolutionäre auch seither immer wieder an den Staat gewandt, zunächst an die »sozialistischen Bruderstaaten«, dann an »die jungen Nationalstaaten«, schließlich an die NATO, um das Gemetzel in Jugoslawien zu beenden, oder an die USA und Israel, um uns vor den arabischen und islamistischen »Horden« zu beschützen.

Es geht nicht drum, von nun an das Wörtchen »antiimperialistisch« zu vermeiden. RevolutionärInnen sind immer antistaatlich, antinational, antiimperialistisch und wassonstnochalles. Es geht drum, den Bezug auf Staaten, staatliche Institutionen und Eliten durch einen Bezug auf »unten« zu ersetzen. David Harvey, der Theoretiker der Antiglobalisierungsbewegung in Sachen »Neuer Imperialismus« macht in seinem Buch von 200318 einen Gegensatz auf zwischen Lohnkämpfen und Kämpfen von außerhalb gegen die nun »vorherrschend gewordene Akkumulation durch Enteignung« (sein neuer Begriff für die permanente »ursprüngliche Akkumulation«).19 Diesen theoretischen Gegensatz löst er dann politisch mit Appellen zur Einheit oder eben doch wieder mit Bezügen auf den Staat (siehe seinen aktuellen Beitrag zur Krise).

Im nächsten Artikel, einem Gespräch zwischen Nima und Karl Heinz Roth, geht es um einen historischen Moment, in dem die Menschen in ihren Kämpfen viel weiter waren als die »revolutionären Organisationen«, die sie anzuleiten versuchten. Das ist in allen revolutionären Situationen so. Heute tut sich die radikale Linke unheimlich schwer damit, endlich zu verstehen, dass Staaten und (para-)staatliche Institutionen wie Parteien und Gewerkschaften kein Weg zur Revolution sind, sondern ein Mittel zu ihrer Verhinderung. Niemand hat eine historische Mission zu erfüllen, oder »allgemeine Interessen« zu vertreten; die globale Arbeiterklasse muss sich »nur« durchsetzen!

Karl Heinz Roth wies im Gespräch weiter vorne im Heft darauf hin, dass die Linke damit aufhören muss, »Segmente des globalen Proletarisierungsprozesses zu favorisieren«, wie immaterielle Arbeit oder Subsistenzbauern. Nur im Bezug auf die gegenseitige Bedingtheit der verschiedenen Ausbeutungsformen können wir die »ganze Bäckerei« stürmen. Erst dann gerät die ungeheure revolutionäre Potenz der vielfältigen globalen Arbeiterklasse in den Blick. Erst dann wird die Tatsache, dass es tendenziell kein »Außen« mehr gibt, als Problem und Grenze des Kapitals erkannt, anstatt es in gedanklichen Verknotungen als Standpunkt der eigenen Politik stets aufs Neue zu suchen.

… eröffnet sich die Perspektive der sozialen Revolution!



Fußnoten:

1 Aktuell weist z.B. Jean Ziegler darauf hin, dass die Landwirtschaft die doppelte Weltbevölkerung ernähren könnte, trotzdem sterben täglich 100 000 Menschen an Hunger. Jean Ziegler, Der Hass auf den Westen, Bertelsmann, 2009.

2 Literatur zu diesem Abschnitt: Karl Marx: Briefwechsel, MEW 19, S. 242, S.384ff; Rosa Luxemburg, Die Akkumulation des Kapitals, 1913; besonders auch Zur Russischen Revolution, 1918; Lenin, Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1916. Siehe auch Wildcat 82

3 Lin Piao: »Sich auf die Bauern verlassen, Stützpunkte auf dem Lande errichten, die Städte durch die Dörfer einkreisen und schließlich die Städte erobern: das war der Weg zum Sieg, den die chinesische Revolution einschlug. […] Nehmen wir die ganze Welt her. Wenn Nordamerika und Westeuropa als ›Städte der Welt‹ bezeichnet werden können, kann man Asien, Afrika und Lateinamerika die ›ländlichen Gebiete der Welt‹ nennen … In einem gewissen Sinn bietet die gegenwärtige Weltrevolution ein Bild der Einkreisung durch die ländlichen Gebiete. Die ganze Sache der Weltrevolution hängt in letzter Analyse von den revolutionären Kämpfen der asiatischen, afrikanischen und lateinamerikanischen Völker ab, welche die überwältigende Mehrheit der Weltbevölkerung sind.«

4 Die Minderheit derer, die einen anderen revolutionären Weg gingen, ist hier nicht Thema.

5 Zum historischen Fakt, dass die KPs auch schon alle am Ende waren, siehe L.Goldner, Der Kommunismus ist die materielle menschliche Gemeinschaft,Beilage Wildcat-Zirkular 46/47.

6 Peter Weiss: Ästhetik des Widerstands.

7 Zu Regionalismus siehe das letzte Heft der Autonomie (»alte Folge«).

8 »Für uns ist die zweite Seite der Reproduktion der Armut interessanter: eben daß damit auch das Existenzrecht der Unterklassen in den drei Kontinenten, die »moralische Ökonomie« der vorkapitalistischen Lebenszusammenhänge, lebendig gehalten wird und sich in den Armutszonen der Städte neu zusammensetzt« (Editorial der Autonomie NF 10, der Nummer zur Begründung des Neuen Antiimperialismus).

9 Vgl. Editorial Autonomie NF Nr. 1, 1979; teilweise Wiederabdruck in Fantomas 9/06.

10 Siehe z.B. das sogenannte »Medico-Papier« und vgl. unsere Thesen zur Migration vom Frühjahr 1988.

11 Siehe Revolutionärer Zorn – 9/Extra, Oktober 1986 (Wiederabdruck Früchte des Zorns, Bd.2, S. 539ff.).

12 Siehe dazu Interview mit der RZ in Wildcat 84.

13 Siehe unseren Offenen Brief an John Holloway und Richard Greeman Gefährliche Abkürzungen

14 Siehe Sylvie Deneuve, Charles Reeve: Jenseits der Sturmhauben des mexikanischen Südostens (1995).

15 Siehe Wildcat 77, Sommer 2006, S.11, Geh doch in die Oberstadt…

16 Siehe unsere damalige Kritik am 3:1-Papier; Wildcat 57, Oktober/November 1991.

17 siehe Wildcat Zirkular 65

18 Siehe: D. Harvey, Der Neue Imperialismus, VSA Verlag 2003. Das Buch ist eine scharfe Kritik am Irak-Krieg, an den NGOs und an Lenins Stadieneinteilung. Er würdigt Rosa Luxemburgs richtige Einsicht, dass das Kapital notwendig ein »Außen« braucht. Ders. »Akkumulation durch Enteignung«, in: Die globale Enteigungsökonomie, Chr. Zeller (Hrsg.), Westfälisches Dampfboot 2004; D. Harvey, The Limits to Capital, 1982; zur aktuellen Krise: Attac.

19 Zur Kritik siehe »Proletarisierung, Weltarbeiterklasse, China und wir« in: Wildcat 83

aus: Wildcat 85, Herbst 2009



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