27.08.2002 Migration und Klassenkampf

Erdbeeren aus Spanien:

Gewaltsame Räumung, Festnahmen, Abschiebungen ...

Die Besetzung der Uni von Sevilla, die am 10. Juni begonnen hatte (s.u.), wurde am 8. August 2002 auf Anweisung der spanischen Regierung durch die Bullen beendet.
Etwa 275 MigrantInnen, vor allem aus Algerien, wurden festgenommen. Sie wollten mit der Aktion ihre Legalisierung erzwingen.
Viele von ihnen hielten einen Teil der Uni seit dem 10. Juni besetzt, als eine EU-Konferenz in Sevilla über neue Maßnahmen zur Kontrolle der Migration beriet.

Die 275 Festgenommenen waren nicht auf das Angebot der spanischen Regierung eingegangen, ihre Fälle individuell überprüfen zu lassen. Sie forderten eine politische Lösung, denn sie wußten genau, daß ihre Stärke hauptsächlich darin liegt, gemeinsam gegen die Einwanderungsgesetze Druck zu machen. Ein sehr kleiner Teil der ursprünglich über 500 BesetzerInnen, der bereits im Juli die Uni »freiwillig« verlassen hatte, wird vermutlich legalisiert. Etwa 40 der bei der Räumung Festgenommenen wurden freigelassen, da ihre Identität nicht zu klären ist. Die meisten anderen werden abgeschoben.

Viele der BesetzerInnen hatten keine Papiere (mehr), weil ihre Arbeitskraft auf den Erdbeerfeldern Huelvas nicht mehr wie in den Vorjahren gefragt war: die Agrarunternehmer hatten in diesem Jahr lieber Frauen aus Rumänien und Polen angeheuert, die nach vier Monaten Arbeit wieder verschwinden sollen.

Ob die Rechnung der Unternehmer aufgeht, mit den Osteuropäerinnen billigere und weniger kämpferische Arbeitskräfte zu haben, ist mehr als unsicher. Häufig hat es nicht lange gedauert, bis auch die jeweils »neue Generation« der MigrantInnen aufmüpfig wurde...


WanderarbeiterInnen besetzen die Uni von Sevilla

(17.06.2002)

Am 10. Juni haben 450 TagelöhnerInnen aus dem Erdbeeranbaugebiet in Huelva im Süden Spaniens die Universität von Sevilla besetzt. Sie kommen aus verschiedenen Ländern, die meisten aus Nordafrika, und fordern ihre Legalisierung. Seit Jahren haben sie gemeinsam mit andalusischen TagelöhnerInnen die Erdbeerernte eingebracht - aber ohne Papiere und ohne Rechte.

Nun sitzen die MigrantInnen in der Universität Pablo de Olavida in Sevilla, wo sich am 20. Juni die europäischen Regierungschefs treffen werden, um schärfere Grenzkontrollen und härtere Ausländergesetze zu beschließen. Am zweiten Tag war die Zahl der BesetzerInnen schon auf 575 angestiegen, trotz des massiven Polizeiaufgebots, das viele daran gehindert hat, sich der Besetzung anzuschließen. Fast fünfzig MigrantInnen wurden am ersten Tag festgenommen. Sie müssen mit Abschiebeverfahren rechnen. Die MigrantInnen wollen die Besetzung so lange aufrechterhalten, bis sie Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse bekommen.

www.nodo50.org Seite auf Spanisch mit Informationen und Bildern zur Aktion der MigrantInnen in Sevilla

Die Erdbeeren, die wir essen ...   Artikel zur Situation der WanderarbeiterInnen in Südspanien (aus dem Spanischen übersetzt)

Mehr Infos auf indymedia zu dem Kampf

Interview mit Carlos Serrano von der Unterstützergruppe, junge Welt vom 22.6.02

Die Rumänen und die spanischen Erdbeeren -
Auf Arbeit im Ausland / Trau, schau wem!    aus: Hermannstädter Zeitung Nr. 1776 / 26. April 2002

Sweatshops in the Fields
Bericht über die Arbeitsbedingungen in der Erdbeer-Industrie in den USA

Artikel aus dem Wildcat-Zirkular

Ein drückend-heißer August in Barcelona: zur Repression gegen die MigrantInnen (C.V., Barcelona), in: Wildcat-Zirkular Nr. 62, Februar 2002

Spanien: Regularisierung, Verschärfung des Ausländergesetzes und Widerstand der MigrantInnen (Vorbemerkung zu zwei Artikeln), in: Wildcat-Zirkular Nr. 59/60, Juli/August 2001

Anmerkungen zur Mobilisierung der Eingewanderten gegen das Gesetz, das sie kriminalisiert (C.), in: Wildcat-Zirkular Nr. 59/60, Juli/August 2001

El Ejido - ein Jahr danach, in: Wildcat-Zirkular Nr. 59/60, Juli/August 2001

Über billiges Gemüse und Arbeitsmigration - El Ejido, Andalusien, Februar 2000, in: Wildcat-Zirkular Nr. 56/57, Mai 2000

 

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