Stand: 29.01.2011                [english] [italiano] [español] [russki] [elliniká] [magyar] [farsi]

.ältere Texte und Meldungen

Vorabdruck aus Wildcat 86 / Frühjahr 2010

Link zum geplanten Migrantenstreik am 1. März in Italien:
in deutscher Sprache

Wir veröffentlichen hier den Artikel von Mimmo Perrotta ungekürzt, der leider nicht vollständig in die Zeitung passte.

Rosarno, Europa

Mimmo Perrotta

Rosarno ist eine Kleinstadt mit 15.000 Einwohnern in der Piana di Gioia Tauro in der Provinz Reggio Calabria. Am 7. Januar werden hier drei vom Feld zurückkehrende afrikanische Immigranten, die wegen der Zitrusfruchternte da sind, darunter ein Asylbewerber aus Togo, von drei »hiesigen Jungs« angeschossen. Hunderte von MigrantInnen, unterbezahlten saisonalen LandarbeiterInnen, die unter katastrophalen Bedingungen in zwei stillgelegten Fabriken und in verlassenen Bauernhäusern wohnen und permanent Opfer von Aggressionen und Übergriffen werden, gehen in Rosarno auf die Straße und lassen ihre Wut an Autos und Müllcontainern aus. Die Polizei greift ein. Zwei Tage lang kommt es zu Auseinandersetzungen mit den kalabrischen Bürgern, die die ImmigrantInnen zum Teil weiter verprügeln und beschießen und auf den Feldern Menschenjagden veranstalten.

Am 9. Januar werden 1300 AfrikanerInnen (Regulären1 wie Irregulären) vom Staat in sogenannte Identifikations- und Abschiebezentren (CIE)2 in Crotone und Bari deportiert; andere verlassen die Stadt auf eigene Faust und gehen vor allem nach Neapel und in die norditalienischen Städte. Alle müssen Rosarno ohne Lohn für die bisher geleistete Arbeit verlassen. Andere verstecken sich weiter auf den Feldern in der Piana und setzen die Zitrusfruchternte fort, die noch bis März geht. Insgesamt werden 66 Verletzte gezählt (30 ImmigrantInnen, die teilweise Aufenthaltserlaubnisse aus humanitären Gründen bekommen, 17 Ortsansässige und 19 Polizisten), sieben ImmigrantInnen und drei Rosarneser werden festgenommen. Hundert irreguläre ImmigrantInnen werden aus den CIE in Bari und Crotone abgeschoben. [weiter ...]


::: Kopenhagen ::: Cop15 :::

ArcelorMittal soll auf Emissionsrechten im Marktwert von über einer Milliarde britischer Pfund sitzen. Mit solchen Zertifikaten kaufen sich Unternehmen das Recht, bestimmte Mengen von CO2 auszustoßen, und so viele Emissionszertifikate hatte ArcelorMittal geschenkt gekriegt! Der Cop-Klimagipfel sollte für einen noch »breiteren liquiden Karbonmarkt« sorgen – denn: »Öko-Zertifikate befriedigen nicht nur das gute Gewissen, sie haben auch ein hervorragendes Blasenpotential.« Nach dem Scheitern des Gipfels wurde ArcelorMittal ein bisschen ärmer, denn die Kurse für CO2-Verschmutzungsrechte fielen am Montag schlagartig um fast neun Prozent.

Wem das alles nur spanisch vorkommt, oder wer wissen will, was das alles mit der kapitalistischen Krise zu tun hat, wie die neue Blase funktioniert und wie wir emanzipatorische Perspektiven im Klimakampf entwickeln können, sollte die folgende drei Texte lesen:

VSA-Verlag 336 Seiten, EUR 22.80


aus Wildcat 85

Wenn beim Angeln der Schwimmer in Bewegung kommt, ist die Freude groß. Peinlich, wenn der Köder längst abgefallen ist, und der Angler weiter grinst. Ähnlich wirkte die Euphorie der letzten Wochen, die in den Marktbewegungen den »Aufschwung« sehen und die Krise vergessen machen wollte. »Dubai« hat der Euphorie einen Dämpfer versetzt, die Entwicklungen in der Autoindustrie deutlich gemacht, wohin die Reise geht.

»Diesmal müssen die im Westen anfangen!«

Gedanken und Versuche eines ostdeutschen Autoarbeiters

Dammbrüche

In der letzten großen Krise der Autoindustrie Anfang der 90er Jahre war allenthalben von »Dammbrüchen« die Rede. Die Unternehmer nutzten die Krise, um Produktivitätssteigerungen durchzusetzen, von denen sie zuvor nur träumen konnten. Im historischen Vergleich müssen wir heute von Erdbeben reden: erst Opel, nun Daimler.
GM kündigt an, in Europa alle Werke zu erhalten, aber 20 Prozent der Stellen abzubauen. Damit wollen sie im Eiltempo nachholen, was in den USA seit 2003 gelaufen ist: die »Big Three« sowie Nissan, Toyota und Honda senkten die Arbeitskosten und strichen 100000 Jobs. Daimler will 20% der C-Klasse in den USA produzieren und von dieser Entwicklung direkt profitieren.[weiter...]


aus Wildcat 85

Iran: ein neuer Anlauf?

Die Linke weltweit diskutiert sehr kontrovers über die Mobilisierungen vor und nach den Wahlen im Iran, bringt diese aber selten mit der globalen Krise und der schweren Wirtschafts- und Regierungskrise im Iran in Verbindung. Dabei liegen diese Bezüge auf der Hand.



aus Wildcat 85

»Dem Zerfall der APO was entgegensetzen...«

Teil II des Interviews mit Genossen der RZ

Die 68er Bewegung war in der BRD ja eigentlich eine '67er Bewegung: die Mobilisierung gegen den Schahbesuch und vor allem nach dem Mord an Benno Ohnesorg. Ihr wart damals 18, habt in West-Berlin gelebt, wart bereits an Eurer Schule politisch aktiv...

M: Ich war '67 in Berlin Steglitz auf einem Gymnasium, hab bei der SMV und der Schülerzeitung mitgearbeitet, hatte Kontakte nach Kreuzberg in literarische Kreise hinein, wir haben Gedichte geschrieben, uns vorsichtig in Richtung Diskotheken zu bewegen angefangen. Ich war beschäftigt mit Musik... Die Prügelattacken im Juni '67 auf die Demonstranten gegen den Schah an der Oper und die darauf folgende Erschießung von Ohnesorg hab ich nur in der Presse mitbekommen, weil wir auf Klassenfahrt in Rom waren [weiter ...]


aus Wildcat 85

Nur wenn wir das antiimperialistische Erbe überwinden...

Die Unterstützung der »Befreiungsbewegungen« in Angola, Zimbabwe und Namibia, überhaupt die Solidarität mit den Kämpfen im »Trikont« wurde in den 70er Jahren zur Orientierungslinie für eine ganze Generation. Eine Orientierung, die ohne große Theorie auskam, weil sie gegen die blanke Ungerechtigkeit in der Welt Sturm lief.

Trotz verheerender Erfahrungen mit der Niederschlagung dieser Bewegungen – und noch schlimmer: mit den erfolgreichen Befreiungsbewegungen an der Macht (Zimbabwe, Südafrika, Nicaragua…), folgen heute in Bezug auf Venezuela viele immer noch der paranoiden Logik: »der Feind meines Feindes ist mein Freund«. Kritik an Chavez nutze nur dem US-Imperialismus usw. Berichte über die reale soziale Situation in Venezuela erreichen die Fans dieses »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« gar nicht. [weiter ...]

... eröffnet sich die Perspektive der sozialen Revolution!



»The last gasp of the old economic model« hatte ein Wirtschaftsexperte die Scheinblüte des chinesischen Aktien- und Immobilienbooms im Sommer genannt. Und die letzten Atemzüge des alten Modells gilt nicht nur für Chinas Exportmodell, sondern auch für den Iran und für den Antiimperialismus eines Chavez – das versucht das Titelbild der Wildcat 85 rüberzubringen: Der Iran erstickt am Versuch, die Revolten und Bewegungen im Land zu unterdrücken, China bläst sich mit Krediten auf, um sein längst abgestürztes Entwicklungsmodell weiterzutreiben. Das chinesische Regime hat sich in eine Zwickmühle manövriert: Es muss die Spekulation abbremsen, riskiert damit aber einen Krach. Die Alternative, die Blasen immer weiter zu treiben, ist auch nicht gerade verlockend: sie werden später umso gewaltiger platzen. Allzu frisch ist die Erinnerung an den Immobiliencrash in den USA. Und auch im eigenen Haus feiert man dieser Tage nicht nur den 60. Jahrestag der Volksrepublik: genau vor zehn Jahren gab es eine Welle platzender Kredite, die an unrentable Staatsunternehmen vergeben worden waren. Zum »bail out« wurden damals Anleihen ausgegeben und in »Bad Banks« ausgelagert. Letzte Woche waren sie fällig – und wurden einfach um weitere zehn Jahre verlängert. Sie liegen bei der China Construction Bank, der zweitgrößten Bank der Welt, die gerade mal die Zinsen begleichen kann, aber niemals die Kredite zurückzahlen wird.

Die Hoffnungen, China könnte zur Lokomotive für die Weltwirtschaft werden, sind völlig illusorisch. Näher an der Realität scheint Karl Heinz Roth zu liegen, der im Juli vom möglichen »Ende der Volksrepublik China« sprach – siehe auch das update dazu in der neuen Wildcat! [lies weiter...]


Wildcat 85 seit Donnerstag in den Buchläden!

Endlich, der Aufschwung!

»Investmentbanker stellen einen Aufwärtstrend fest«, schreibt die New York Times. »Weiterer Fortschritt in der Geschäftswelt «, berichtet das Wall Street Journal. »Ökonomen sehen Zeichen einer Erholung«, »Kräftiger Aufstieg an den Börsen«, melden andere. Einige Blätter schreiben, dass sich in Amerika ein Bischof zu Wort gemeldet habe, der das große »Misstrauen« in der Welt der internationalen Finanzanleger geißele. So etwas halte die wirtschaftliche Erholung bloß unnötig auf.

Die Schlagzeilen könnten aus den letzten Wochen sein–stammen aber aus dem Jahr 1931, in der kurzen Erholungsphase der great depression, der schärfsten Wirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts. [weiter ...]

Wir räumen unser Lager! Wer im Oktober die Wildcat abonniert, bekommt als Geschenk die Nr. 72 mit der einzigen Wildcat-Musik-CD!


Der Streik bei Ssangyong Motors in Südkorea endet mit einer Niederlage und heftiger Repression

von Loren Goldner

Am 5. August ging nach 77 Tagen der Streik mit Werksbesetzung bei der Ssangyong Motor Company in Pyeongtaek, Südkorea, zuende. Diese bedeutete für die 976 ArbeiterInnen, die die kleine Autofabrik am 22. Mai besetzt und sie gegen wiederholte, quasi-militärische Angriffe gehalten hatten, so viel wie eine vollständige Niederlage. Und schlimmer noch, denn nach der Kapitulation gab es Verhaftungen und Vernehmungen Dutzender Streikender durch die Polizei. [weiter...]


Großbritannien:

Staatliche Kontrolle und proletarische Reproduktion

Seit seinen Anfängen hatte der Wohlfahrtsstaat auch immer eine Kontrollfunktion. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es nicht nur darum, unzufriedene und aufrührerische Arbeiter durch Zugeständnisse stillzuhalten, sie sollten auch durch eine zentralisierte Organisation ihrer Reproduktion in den Staat eingebunden und somit besser kontrollierbar werden; der Staat gewann eine genauere Einsicht in die Lebensumstände der ArbeiterInnen und konnte bestimmte Aspekte gezielter regulieren. [weiter...]


»Die herrschenden Klassen sind von wilder Panik erfasst und haben einen Paradigmenwechsel vollzogen«

Ausschnitt aus einem Gespräch mit Karl Heinz Roth zum Erscheinen seines Buchs »Die globale Krise« (mehr davon in der Wildcat 85, September 2009).
Das Buch hat sich aus einem ersten Papier und anschließenden Diskussionen entwickelt. [weiter...]



aus Wildcat 84

»Unsere Konzepte waren nicht mehr adäquat…«

Gespräch mit Ex-Militanten der RZ   

Wildcat hat sich seit den 80er Jahren immer mal wieder mit dem bewaffneten Kampf in der BRD beschäftigt. Das blieb fruchtlos, weil in der BRD – im Gegensatz etwa zu Frankreich oder Italien, wo solche Diskussionen in den 80er und 90er Jahren in aller Härte liefen – offensichtlich niemand die angesprochenen Fragen öffentlich diskutieren wollte. Stattdessen wurden alle heißen Themen verdrängt, so dass Verräter und Staat in der öffentlichen Debatte oft mehrere Schritte voraus waren. Im Zusammenhang mit einem der letzten Prozesse gegen den Zusammenhang der Revolutionären Zellen sind uns nun aber GenossInnen über den Weg gelaufen, die Lust auf Diskussion und Aufarbeitung haben. Einer sagte noch: »Einen Vorteil hat es, wenn man wegen Revolutionäre Zellen verurteilt ist. Man kann jetzt offen drüber reden!« Das haben wir versucht. Das Interview soll als Angebot verstanden werden: hier sind Leute, die über solche Fragen auch öffentlich diskutieren wollen. [weiter...]


Fabrikbesetzung im Motorenwerk in Pyongtaek, Südkorea

plus Update vom 17. und 21. Juli

von Loren Goldner 

Der Streik bei Ssangyong Motors, Südkorea, weist ähnliche Dynamiken auf wie der Kampf um Visteon in Großbritannien oder die Kämpfe um die Umstrukturierung der Autoindustrie weltweit. Allerdings nahm er die Ausmaße einer regelrechten Fabrikbesetzung an, mit Vorbereitung auf eine gewaltsame Verteidigung des Werks, falls dies notwendig werden sollte. Und somit ist es in Südkorea der erste Kampf dieser Art seit Jahren. [weiter...]

neueste Infos und Bilder auf libcom.org


aus Wildcat 84

Ein post-ford istischer Streik

Bericht über die Auseinandersetzung bei Ford-Visteon in Großbritannien

Am 31. März 2009 gab Ford-Visteon die Schließung von drei Fabriken in Großbritannien und die Entlassung aller 610 ArbeiterInnen bekannt... Am 1. April besetzten die ArbeiterInnen in Belfast ihre Fabrik. Innerhalb von zwei Stunden kamen schon mehrere hundert lokale UnterstützerInnen vorbei. Zwei Verwalter des Wirtschaftsprüfungsunternehmens KPMG [...] weigerten sich zu gehen. Also sperrten die ArbeiterInnen sie in einem Bürocontainer ein – wo sie 36 Stunden ohne Essen blieben, bevor sie endlich bereit waren, zu gehen! So viel sinnloser Einsatz für ihren Job … [weiter...]


aus Wildcat 84

Polit-Fiction: Der wahre Mörder in diesem Krimi …

   Des Kapitalismus neue  Kleider

von Paolo Giussani 

Wie, schon vorbei? Was für eine lustige Krise! (mit Update vom 28. Juni 2009)

Gewisse Typen, von denen die Welt heute so voll ist, dass man nicht mehr weiß, wo man sie hinpacken soll, nennt man in Italien Arschgesichter. Unglaublich, wie Alan Greenspan weiterhin nach rechts und nach links predigt, anstatt sich auf irgendeiner einsamen Insel, 3000 Meilen von der nächsten Küste entfernt, zu verstecken. Und er findet sogar Zuhörer! In der Financial Times vom 29. Juni 2009, mitten in einem Wust von Lügen und unlogischen Argumenten, die aus seinem ganze 70 Zeilen langen Text ein Meisterwerk von ideologischem Schwindel machen, schämt er sich nicht zu versichern, [weiter...]

versione italiana


[ältere Texte und Meldungen...]

Wildcat 88
Winter 2010/2011
 
 
Beilage:
Der historische Moment / ArbeiterInnen verlassen die Fabrik
 
 
Wildcat 87
Sommer 2010
 
 
Wildcat 86
Frühjahr 2010
 
 
Wildcat 85
Herbst 2009
 
 
Beilage:
Marx, Weltkrise, Arbeiterklasse
 
 
 
Wildcat 84
Sommer 2009
 
 
 
Wildcat 83
Frühjahr 2009
 
 
 
Beilage:
Ausgrabungen
Hochaktuelle Fundstücke aus der Zeitschrift
»Primo Maggio« 
 
 
 
Wildcat 82
Herbst 2008
 
 
Beilage:
»Gurgaon, Indien: Neue Stadt, neues Glück – neue Kämpfe?«
 
 
Wildcat 81
Mai 2008
 
 
Beilage:
»Der Mai/Juni 1968« –
Eine verpasste Gelegenheit
der Arbeiterautonomie
 
 
Wildcat 80
Winter 2007/2008
 
 
Beilage:
»Unruhen in China«
 
 
Wildcat 79
Herbst 2007
 
 
 
Wildcat 78
Winter 2006
 
 
Beilage:
Film und Booklet:
»Porto Marghera –
die letzten Feuer«
 
 
 
 
 [Startseite] [Archiv] [Bestellen] [Kontakt]